Im Spätmittelalter zählten Fingerringe, von denen häufig mehrere an verschiedenen Fingern getragen wurde, zu den beliebtesten Schmuckstücken der Oberschicht. Dieser vergoldete Silberring könnte im mittleren 15. Jahrhundert einer adeligen Dame als Zeichen der Liebe geschenkt worden sein. Auf einen solchen Hintergrund deuten die ineinander verschlungenen Hände, die als Zeichen der Verbundenheit und Treue auf der Unterseite des Ringes angebracht sind. An der Handinnenfläche gelegen, also meist verborgen vor den Augen des Gegenübers, erinnern sie die Trägerin an die Zuneigung des Verehrers. Das Ansehen der Besitzerin konnte dagegen der in eine Kastenfassung eingelassene, unregelmäßig facettierte rote Stein - vermutlich ein Granat - mehren, der gut sichtbar auf dem Finger präsentiert wurde.
[Ingrid-Sibylle Hoffmann]