Die – unterhalb der Hände abgesägte – Figur des toten Christus im Grab gehört zu den sog. handelnden Bildwerken, die in der mittelalterlichen Liturgie an bestimmten Festen szenisch inszeniert wurden. So platzierte man die um 1360 entstandene Skulptur des Leichnam Christi möglicherweise am Karfreitag in einem truhenförmigen Grab und hob sie in der Osternacht feierlich heraus. Allerdings sind in der Figur zwei motivische Vorbilder vermengt, was eine eindeutige funktionale Zuordnung erschwert: Die gekreuzten Armen waren im 14. Jahrhundert bei Grabfiguren üblich, während der über die Schultern gelegten Mantel und die gewundene Taukrone dem Typus des Schmerzensmanns entlehnt sind.
[Sophie Rüth]