Der Dargestellte trägt Kleidung und Acessoires der Zeit um 1500 - unter anderem eine über die Schulter gelegte Gugel mit Kapuze und eine an einem Schulterriemen getragene Feldtasche. Er stützt sich auf einer Hirtenkeule ab. Daran ist er als der heilige Wendelin zu erkennen. Das ihn begleitende Tier, vermutlich ein Hund, ist leider verloren. Wendelin gilt als der Patron der Hirten und Herden. Als Königssohn verzichtete er auf den Thron, um in der Nähe von Trier ein Einsiedlerleben zu führen und Schafe zu hüten. Die Skulptur stammt aus Niederschwaben, vermutlich aus der Gegend von Reutlingen. Ihr Erhaltungszustand erzählt von einem bewegten Schicksal. Farbreste lassen erkennen, dass die Figur einst farbig gefasst war, genauer gesagt lassen sich drei verschiedene Fassungen nachweisen, die zu verschiedenen Zeiten aufgetragen wurden. Dies spricht dafür, dass die Skulptur über viele Jahre genutzt wurde und wohl jeweils durch Erneuerungen der Fassung aktualisiert und an veränderte Sehgewohnheiten angepasst wurde.
[Helena Bair]