Seinen Dimensionen nach war dieser Kinderschlitten für ein noch recht kleines Kind bestimmt. Wohl diente das Schlittenfahren hier dem spielerischen Einüben repräsentativer Pflichten, die es im späteren Leben zu erfüllen galt. Schon um das Kind von nobler Abstammung nicht zu gefährden, wurde der Schlitten jedenfalls nicht von einem Pferd, sondern von einem Pagen mit einer Handdeichsel über den Schnee gezogen. Demnach hat die kleine Sitzpritsche an der Kastenrückseite eine rein dekorative Funktion.
Obwohl der Schlitten nicht über das Haus Württemberg in den Besitz des Landesmuseums kam, zeigt er eine ähnliche Form und die gleichen Dekorationsmotive wie die großen Prunkschlitten, die für Herzog Eberhard Ludwig angefertigt wurden. Beinahe identisch sind der muschelartige rückseitige Kastenabschluss mit den aufliegenden Zungenbändern, die sich verjüngende Spirale am Einstieg, die abgetreppten, geriefelten Volutenkonsolen an den Querholmen sowie die Akanthusblattvoluten, die allerdings weitaus glatter und fließender als bei den vergleichbaren Schlitten aus der Zeit Eberhard Ludwigs wirken.
Möglicherweise lassen sich diese Übereinstimmungen und Abweichungen dadurch erklären, dass der Hofwagenbauer Nägele, von dem das Landesmuseum das Stück gekauft hat, den
Kinderschlitten aus fürstlichem Besitz erhalten oder erworben hat und ihn dann, weil er stark beschädigt war, überarbeitete, frisch fasste und schließlich an das Museum verkaufte. Auch wenn die Zuschreibung an einen bestimmten Bildhauer wegen dieser Beeinträchtigungen kaum möglich ist, lassen motivische Ähnlichkeiten mit dem Diana- und dem Kybele-Schlitten vermuten, dass er von Giorgio Ferretti entworfen wurde.
[Fritz Fischer]