Weil der Schlittenkasten eine große, über das Wasser gleitende Muschel darstellt, konnte sich die Dame in diesem Gefährt wie die Göttin Venus selbst fühlen. Der Betrachter musste sich das Wasser nicht einmal vorstellen, denn hier ist es mit Hilfe von beschnitzten Brettern auf den Querholmen tatsächlich dargestellt. Vorn, wo sich die Muschel, deren Ränder mit Tauen belegt sind, volutenartig einrollt, saß ursprünglich ein nackter Putto, wie eine Fotografie aus dem Jahr 1911 belegt. Das Knäblein drehte und wendete sich heftig, sodass der Fahrtwind seine Haare zerzauste. Ein Kinderkopf bildet die "Galeonsfigur" des Gefährts. Mit ihm wird das Thema des Putto als Dekor des Schlittens nochmals paraphrasiert.
Der Schlitten stammt nicht komplett aus einer Epoche, vielmehr besteht er aus dem älteren Kasten und einem später hinzugefügten Gestell. Die Fußstützen aus gedrehten Metallstäben lassen vermuten, dass das Gestell aus der Zeit des Historismus stammt. Auch das "geschnitzte Wasser" ist der Bearbeitung und Fassung nach deutlich jünger als der Kasten und hatte wohl das schon ursprünglich an derselben Stelle befindliche "Wasser" zu ersetzen. Die ältesten Teile des Schlittens sind in das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts zu datieren. Offenbar haben verschiedene Bildhauer an dem Schlitten gearbeitet, denn der verlorene Putto war, nach dem Foto zu urteilen, in der Akt- und Bewegungswiedergabe von hoher Qualität. Die übrigen Schnitzereien wirken dagegen ausgesprochen flau und teigig. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass das Landesmuseum den Schlitten 1918 von dem letzten Stuttgarter Hofwagenbauer, Otto Nägele, gekauft hat. Möglicherweise hat Nägele den Schlitten für den Verkauf überarbeitet und dazu Teile aus seinem Fundus verwendet, die ursprünglich sogar aus dem herzöglichen Marstall stammten.
[Fritz Fischer]