Ein Schwan formt den vorderen Teil des Schlittenkastens. Den Hals schönlinig gebogen und einen Zügel aus zusammengebundenem Schilfgras durch den Schnabel geführt, stellt er sich als Zugtier zur Verfügung. Dabei spielt die Zähmung des wilden Tieres auf die herausragende gesellschaftliche Position der im Schlitten Platz nehmenden Dame an.
Der Schwan-Schlitten wird den Betrachter des 17. Jahrhunderts an Bilder erinnert haben, auf denen Schwäne den Muschelwagen der schaumgeborenen Göttin Venus über das Meer ziehen. Schwer zu deuten ist hingegen die Dekoration des Kufenauslaufs. Die Kufen sind mit Lorbeer- und Akanthusblättern belegt und oben mit einem Büschel Schilf versehen. Die exotische, mit einem Lendenschurz bekleidete, auf einem Delphin sitzende Bekrönungsfigur stellt vermutlich einen afrikanischen Mann dar. Sie stammt nicht von dem Bildhauer, der den Kasten geschnitzt hat und ist wohl auch keine moderne Ergänzung, jedenfalls wird schon im Inventar von 1817 erwähnt, der Schlitten habe "oben eine vergoldete Figur" als Bekrönung. Afrikaner hatten am Stuttgarter Hof bedeutende Stellungen etwa in der Hofkapelle inne. Ob die Galeonsfigur auf jene exotischen Läufer anspielen sollte, die bei Schlittenumzügen die Gefährte begleiteten, kann nur vermutet werden.
Der von Palmenzweigen gerahmten Schild auf der Schwanenbrust trug vermutlich ehemals die Initialien der Herzogin oder des Herzogs. Motivisch und stilistisch ähnelt der Schlitten den Werken, die dem Bildhauer Benjamin Grünwald zugeschrieben werden. Es ist gut möglich, dass es sich bei diesem um einen von "zwei kostbare[n] Schlitten mit bildhauerischem Schmuck" handelt, die Friedrich Karl von Württemberg-Winnental, Vormund des minderjährigen Eberhard Ludwig, 1683/84 von seinem Hofbildhauer anfertigen ließ.
[Fritz Fischer]