Die Glasveredelung mit dem Diamanten erreichte in den Niederlanden ihren absoluten Höhepunkt. Die ursprünglich venezianische Technik des Diamantreißens verlagerte sich in der zweiten Hälfte 17. Jahrhundert in die Niederlande und kam dort zu ihrer höchsten Vollendung. Eine besondere Spielart sind die sogenannten Kalligraphengläser. Von Gläsern mit figürlichem Dekor bekannte Beischrifen - meist Trinksprüche - verselbständigen sich hier zum reinen Ornament. Bastiaan Boers, ein Lehrer und Schreibmeister in Warmond, gehört zu den hoch begabten Amateuren in dieser Kunst.
Zum unübertroffenen Höhepunkt in der Glasgeschichte der Niederlande führte die Erfndung des Stippens, des Punktierens mit dem Diamanten. Wie ein Hauch liegt der Dekor auf der Wandung der Gläser, die für diesen Zweck meist aus England importiert wurden, da englisches Bleiglas besonders weich und außergewöhnlich brillant war. Ziel und Reiz des Punktierens mit dem Diamanten liegen in einer möglichst differenzierten Modellierung. Die Künstler bevorzugten deshalb figürliche Themen, um die Bravour ihres Könnens eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. David Wolff (l732-l798) gilt als Hauptmeister dieser Kunst. [Dr. Sabine Hesse]
Die Erfassung dieses Objekts wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms NEUSTART KULTUR ermöglicht.