Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bedrängten preiswerte Importe aus den USA die traditionellen Schwarzwälder Uhrenproduzenten. Den modernen maschinellen Fertigungsmethoden der amerikanischen Uhrenhersteller war die begrenzte Produktivität der Heimindustrie nicht gewachsen. Die deutschen Uhrenmacher übernahmen deshalb nach und nach die amerikanischen Herstellungsverfahren. Auch Junghans produzierte seit den 1860er Jahren nach "amerikanischem System", anfangs noch mit wenig Erfolg. Erst als Arthur Junghans (1852-1920), der einige Zeit in den USA in einer Uhrenfabrik gearbeitet hatte, Mitte der 1870er Jahre die Firmenleitung übernahm, wurde bei Junghans Schramberg konsequent nach amerikanischem Vorbild produziert: Zerlegung des Fertigungsprozesses in Einzelmodule, Serienfertigung von normierten (und damit austauschbaren) Einzelteilen; einfache, weil Material sparende Konstruktionen. Arthur Junghans hatte hierzu ein Weckerwerk mit Federzugantrieb entwickelt, das 1876 in Serie ging und in der Firma über fünfzig Jahre bis 1939 in den verschiedensten Gehäusen verbaut wurde.
Das Junghans Weckerwerk 10 zeigt die typisch amerikanische Einfachbauweise mit ausgestanzten Platinen, durch die Messing eingespart wurde. Die Zugfedern liegen offen und kommen ohne Gehäuse aus. Die Räder greifen, ebenfalls Material sparend, in Hohltriebe. Von den handwerklichen Uhrenmachern anfangs noch als minderwertig verspottet, unterbot der günstige Verkaufspreis solcher "Amerikaneruhren" alles, was vorher am Markt zu kaufen war.