Die aus Bronze gefertigte Stele der französischen Bildhauerin Louise Bourgeois entstand 1991 und zählt zum Werkkomplex der "Personnages", die die Künstlerin in den 1940er Jahren, nach der Übersiedlung nach New York, geschaffen hatte. Zu dieser Zeit gestaltete Bourgeois ungefähr 80 dieser Holzskulpturen, von denen jede Figur in ihrem Aussehen einmalig ist. Eine Skulptur von 1947/49 aus diesem Komplex ist mit der im Ulmer Museum befindlichen Stele nahezu identisch. Die Figur erhält durch die extrem schmale, langgestreckte Form und die sehr reduzierte Bemalung einen totemartigen Charakter. Die vierfache Untergliederung ist entfernt vergleichbar mit dem menschlichen Körper, denkt man an Beine, Unterkörper, Oberkörper und Kopf. Einkerbungen und schwarze Akzentuierungen auf den oberen drei Segmenten kennzeichnen die Vorderseite und geben somit eine Hauptansicht vor. Als Louise Bourgeois ihre "Personnages" in den Jahren 1949/50 in der New Yorker Peridot Gallery ausstellte, bildete sie innerhalb des Ausstellungsraumes ein "Environment", das die Besucher betreten konnten. Der Raum wurde somit Teil des Werkes, sodass sich der Besucher einen Weg durch die Gruppe der Skulpturen bahnen musste. Der Ursprung Louise Bourgeois’ bildhauerischer Arbeit liegt in traumatischen Erfahrungen, die bis in ihre Kindheit zurückreichen. Sehr oft bezeichnete sie ihr Werk als den Versuch, sich von frühen Angst- und Hassgefühlen zu befreien.
Gestempelt "LB 1/6 MAF 1991"