Der trauernde Jünger Johannes gehörte einst zu einer Kreuzigungsgruppe in Ebratshofen. Der Kruzifix befindet sich, allerdings im Barock verändert, noch am Herkunftsort. Die ebenfalls zugehörige trauernde Maria ist als Leihgabe im Ulmer Museum zu sehen. Pfeilerhaft schlank steht Johannes mit leicht zur Seite geneigtem Haupt. Seine Arme fügen sich in die Körpersilhouette ein: die rechte Hand liegt als Zeichen der Trauer auf der Brust, die linke hält ein Buch als Zeichen des Evangelisten. Trotz der zurückhaltenden Gestik entfaltet die Skulptur durch die betonten Hände und den großen Kopf eine eindringliche Wirkung. Die Füße und ein Teil des Untergewandes fehlen ebenso wie die ursprüngliche Bemalung.
Die Ebratshofener Kreuzigungsgruppe wird im frühen 13. Jahrhundert entstanden sein. Dafür spricht neben den stilistischen Merkmalen auch die Tatsache, dass Ebratshofen, der Sitz des ehemals größten Dekanats im Bistum Konstanz, erstmals im Jahr 1200 erwähnt wird. Die Skulptur stammt von einem Bauernhaus in Ebratshofen, Landkreis Lindau.