Ein tiefblauer Nachthimmel umschließt die Silhouette einer phantastischen Stadt am Wasser, deren Gebäude sich in dem Gewässer spiegeln. Das undatierte Blatt trägt den Titel "Mendocino". Der gleichnamige kalifonische Küstenort wurde Ende der 1960er Jahre durch einen Country-Song populär, auf den der Titel vielleicht ironisch anspielt. Das Blatt ist unten rechts signiert: "Ebell".
Paul Heinrich Ebell (1908-1998), in Berlin geboren und in Niederschlesien aufgewachsen, studierte von 1926 bis 1932 an der Staatlichen Akademie in Breslau. Sein Lehrer Paul Holz war geprägt von Matisse und Chagall. Auch Oskar Schlemmer war Ebell ein Vorbild.
Am Ende des 2. Weltkrieges kam Ebell nach Kißlegg als Lehrer am dortigen "Auslandsdeutschen Schülerheim". 1948 wurde er in Waldsee an der Oberschule als Kunstlehrer angestellt.
Bereits 1947 war er Gründungsmitglied der "Sezession Oberschwaben" zusammen mit Friedel Dethleffs-Edelmann, Wilhelm Geyer und Julius Herburger. Die "Kleine Galerie" in Waldsee, damals im Elisabethenbad, begründete er 1965 als Forum für zeitgenössische Kunst.
Sein künstlerisches Werk umfasst ein großes Spektrum: Druckgrafik, Zeichnungen und Radierungen, Aquarelle und Ölbilder; im Bereich Kunst am Bau gestaltete er stark konturierten Arbeiten, wie Glasbetonwände oder Glasfenster.
Ein Großteil des künstlerischen Nachlasses kam 2002 als Dauerleihgabe der Erbengemeinschaft Paul Heinrich Ebell an den Museums- und Heimatverein Bad Waldsee. Auch Materialien und Handwerkszeug sind aufgenommen.
[Brigitte Hecht-Lang]