Zur Zeit des ersten Kaisers Augustus war Rom nicht die einzige Prägestätte für römisches Geld. Auch in einigen Provinzstädten des Reiches, zum Beispiel in Kleinasien oder Spanien, wurden im Namen des Herrschers Münzen geschlagen. Lugdunum, das heutige Lyon in Frankreich, war auf Grund seiner Lage in der Nähe der in Gallien und Germanien stationierten Truppen, die von hier aus ihren Sold empfingen, ein besonders wichtiger Prägeort. Aus Lugdunum stammt auch dieser Denar, welcher auf der Vorderseite das für diese Münzstätte typische Augustus-Porträt zeigt. Das alterslose Abbild des ersten Kaisers unterlag keiner chronologischen Veränderung, sondern unterschied sich stattdessen von Prägeort zu Prägeort. Ab 11 v. Chr. wird der Herrscher auf Münzen aus Lugdunum nicht mehr barhäuptig, sondern mit dem Lorbeerkranz dargestellt, wie es in Zukunft für römische Kaiserdarstellungen üblich werden sollte. Die Rückseite des Denars trägt das verbreitetste und häufigste Münzmotiv des ersten Jahrhunderts n. Chr.: Die Enkel und auserkorenen Nachfolger des Augustus, Gaius und Lucius Caesar, werden hier in der Toga virilis, mit Schild, Speer und den Attributen ihrer Priesterämter dargestellt. Doch nur wenige Jahre nach ihrer Ernennung zu jugendlichen Principes (PRINC(ipes) IVVENT(utes)) starben beide kurz nacheinander.
[Sonja Hommen]