Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith wurde Ende der 1980er Jahre mit ihren radikalen "Körperskulpturen" international bekannt. Smith griff Figuren und Inhalte des religiösen Bereichs auf und ließ sich von den Themen medizinischer Forschung inspirieren. In den letzten Jahren erweiterte die Künstlerin ihren Themenkreis und setzte sich mit dem gesamten Kosmos von Mensch, Tier, Landschaft und Gestirn auseinander. In "Pietà" ist das Motiv der trauernden Muttergottes aus der christlichen Ikonografie auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier übertragen worden. Mit geneigtem Kopf und Trauer in ihren Zügen blickt die Frau auf die scheinbar sterbende Katze in ihrem Schoß, Arm und Tier sind zeichnerisch gedoppelt. Kiki Smith mischt mit diesem Motiv die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Sein und eine urnatürliche Verbindung von Mensch und Tier. Die Idee der Berührung bzw. körperlichen und seelischen Umarmung des Tiers symbolisiert eine Ablösungsmotivik. Im 19. Jahrhundert wurde diese metaphorische Mensch-Tier-Verbindung durch die Industrialisierung kulturell verdrängt. Kiki Smith, die auch durch persönliche Erlebnisse in ihrem näheren Umfeld geprägt worden ist, leistet mit ihren Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur Reflektion über die menschliche Existenz, über den Tod und damit auch das Leben.
Signiert und datiert unten rechts "K. K. Smith 2000", bez. rückseitig "PW 33282".