Römische Kaiserinnen wurden fast ausschließlich während der Regentschaft ihrer Ehemänner oder Söhne auf Münzen abgebildet. Die einzige Ausnahme scheint Ulpia Severina Augusta, Witwe des im Jahr 275 ermordeten Kaisers Aurelian, zu sein: Dieser Antoninian, der ein Porträt der Severina auf der Vorderseite zeigt, entstand vermutlich nach dem Tod Aurelians und vor Beginn der Herrschaft des Nachfolgers Tacitus, also während eines mehrwöchigen Interregnums der Kaiserin. Dieser im antiken Rom äußerst ungewöhnliche Vorgang war sicher der Stabilität des Reiches geschuldet, das während des 3. Jahrhunderts durch innere und äußere Bedrohungen ständig gefährdet war. Severina garantierte die Fortführung der Politik ihres Mannes, der sich als erfolgreicher General und gewissenhafter Erneuerer Anerkennung und Vertrauen in unruhigen Zeiten erworben hatte. Vor allem das Militär, der größte Machtfaktor im Römischen Reich, musste zusammengehalten und kontrolliert werden, wofür die Kaiserin als Identifikationsfigur besonders geeignet schien, da sie schon zu Lebzeiten des Aurelian in der Münzprägung mit Concordia, der Göttin der Eintracht, in Verbindung gebracht wurde. So erscheint während Severinas kurzer Regierungszeit diese Gottheit mit Feldzeichen in den Händen als Concordia Militum auf der Rückseite der in ihrem Namen geprägten Münzen und symbolisiert so die Eintracht zwischen Kaiserin und Heer.
[SonjaKitzberger]
Die Vorderseite zeigt die drapierte Büste der Severina vor einer Mondsichel nach rechts.
Die Rückseite zeigt Concordia nach links stehend mit je einem Feldzeichen in jeder Hand. Im Abschnitt: T(Münzstätte) XXI (Feingehalt).