Die Kaiser des Römischen Reiches ließen bis auf wenige Ausnahmen ihre Gold- und Silbermünzen in der Hauptstadt prägen, doch blieb den zum Imperium gehörenden Städten des griechischen Ostens das Recht erhalten, Münzen in unedlem Metall auszugeben. Die derart privilegierten Münzstätten, deren Prägetätigkeit über viele Jahrhunderte zurückreichte, blieben in ihrer Motivauswahl nicht ganz frei: Das Porträt des regierenden Kaisers oder eines seiner Angehörigen musste auf der Vorderseite abgebildet werden, während die Gestaltung der Rückseite zwar scheinbar den Städten selbst überlassen war, aber vermutlich ebenfalls kontrolliert wurde. Im Fall dieser unter Antoninus Pius geprägten Bronzemünze aus der Schwarzmeerstadt Amastris lassen sich keine lokalen Eigenheiten oder ältere Prägetraditionen mehr erkennen: Die nach links thronende Salus, die römische Göttin der Gesundheit und des Wohlbefindens, ist in dieser Darstellungsweise vor allem von Münzen der Stadt Rom bekannt; nur die Schlange, die sie üblicherweise aus der in ihrer rechten Hand gehaltenen Patera füttert, fehlt hier. Die Identität der Prägestätte bleibt im Münzbild unkenntlich und ist nur an der griechischen Legende AMACTPIANΩN (Amastrianon) abzulesen.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Büste des Antoninus Pius nach rechts.
Rückseite: Nach links thronende Salus mit Patera.
Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693-1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.
Zitat Cimeliarchium: AMACTRIANΩN. Idem sedens.