Das großformatige Ölgemälde "Feierabend" des Malers Franz Frank (1897 - 1986) entsteht in seiner Dresdner Zeit (1926 - 1931) und geht aus einem Wettbewerbsbeitrag für die Blindenanstalt Leipzig hervor.
In sommerlicher Szenerie zeigt das Werk, rechts im Bildvordergrund dem Betrachter frontal zugewandt, eine Gruppe von fünf Arbeitern auf dem Heimweg nach einem langen Arbeitstag. Am rechten Bildrand, stehend, dem Betrachter den Rücken zugewandt, sind zwei weitere Arbeiter abgebildet. Neben diesen, aus der Bildmitte gerückt, ist eine Mutter mit Kleinkind auf dem Arm und zwei weiteren Kindern zu sehen. Die Masse an Menschen in ihrer geschlossenen Formation lässt sich weit über die Rahmung hinaus weiter denken und nicht nur auf die Dargestellten begrenzen; auch wirken die individuell ausgearbeiteten Arbeiter müde, sorgenvoll und verzweifelt.
Der Bildhintergrund gibt den Blick auf eine Wiese und die Elbe mit ausgelassen Badenden frei. Gerahmt wird dieser links von einem Apfelbaum der Früchte trägt und rechts von düsteren Fabrikgebäuden mit rauchenden Schornsteinen. Die daran vorbei fließende Elbe wird auf gleicher Höhe von einer Brücke, der Loschwitzer Brücke ("Blaues Wunder") überspannt.
Gebrochene, trübe Farben und der unruhige Pinselduktus unterstreichen die düstere Grundstimmung.
Frank schafft durch die Unterteilung des Werks einen Kontrast, baut eine Spannung auf zwischen Schönheit, Natur und den Problemen der Gesellschaftsordnung der Weimarer Republik. Er gewährt dem Rezipienten einen ungeschönten Einblick in die Arbeiterwelt der 1930er Jahre und übt mit seinem Werk "Feierabend" soziale Kritik.
[Cerstin Apelt]