Das heute kaum noch bekannte Volk der Brettier, welches ab der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. im süditalienischen Kalabrien siedelte, ist für uns, abgesehen von spärlichen archäologischen Resten und negativ gefärbten Berichten römischer Autoren, fast nur in seiner Münzprägung erkennbar. Obwohl die Brettier angeblich ein loser Stammesverbund aus rebellischen Bauern und Sklaven waren, die sich von den italischen Lukaniern abgespalten hatten, wurden doch in ihrem Namen (BPETTIΩN) am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. sehr schöne Münzen in Gold, Silber und Bronze ausgegeben. Tatsächlich war wohl der karthagische Feldherr Hannibal, der während des Zweiten Punischen Krieges zum Schrecken der Römer mit seinem Söldnerheer durch Italien zog, für das teilweise in großen Mengen geprägte Geld der mit ihm verbündeten brettischen Stämme verantwortlich. Gold und Silber kamen vermutlich per Schiff aus Karthago, die Stempelschneider vielleicht aus den eroberten griechischen Städten Unteritaliens wie Kroton oder Lokroi, die Münzherren waren aber nominell die Brettier, deren Krieger an der Seite Hannibals letztendlich erfolglos gegen Rom kämpften.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Geflügelte Büste der Nike mit Diadem und Ohrringen nach rechts. Links ein Vogel nach rechts mit nach hinten gewendetem Kopf.
Rückseite: Ein nackter Flußgott steht frontal und bekränzt sich mit der rechten Hand. Er trägt einen Mantel über dem linken Arm und hält ein Zepter in der linken Hand. Rechts ΠA.