In besser ausgestatteten Gräbern des Frühen Mittelalters gehören Trinkgläser zu den Luxusartikeln. Da es in Süddeutschland keine einzige nachgewiesene Werkstatt gibt, die Trinkgläser herstellten konnte, müssen alle hier gefundenen Gläser Importe darstellen. Während diese im 6. Jahrhundert in Süddeutschland noch recht häufig als Grabbeigaben zu finden sind, werden Gläser im Verlauf des 7. Jahrhunderts immer seltener und kostbarer. Interessant ist, dass von der Formenvielfalt der römischen Gläser im Frühen Mittelalter nur die Trinkgläser weitergeführt werden. Diese zeichnen sich in der Regel durch das Fehlen eines Standbodens aus, das heißt, das Glas musste erst ausgetrunken werden, bevor es wieder - mit der Mündung nach unten - abgestellt werden konnte.
Dieser Glockentummler stammt wohl aus einer rheinischen oder nordfranzösischen Werkstatt. Er war 1921 von einem Maurermeister beim Lehmgraben gefunden und in die Sammlung des Landesmuseums übergeben worden.
[Georg Kokktotidis]