Die heute unter dem römischen Namen Paestum bekannte antike Siedlung an der Westküste Italiens wurde von ihren griechischen Gründern um 600 v. Chr. nach dem Gott des Meeres Poseidonia genannt. Der Schutzpatron der Stadt markiert dementsprechend auch die dort bereits ab 530 v. Chr. ausgegebenen Münzen, deren Prägetechnik der aller griechischen Kolonien Unteritaliens in dieser frühen Zeit entspricht: Das positiv gestempelte Vorderseitenmotiv, also in diesem Fall der seinen Dreizack schleudernde Poseidon, wurde auf der Rückseite negativ in den Schrötling eingedrückt. Dass damit auch tatsächlich Vor- und Rückseite des Gottes, möglicherweise sogar eines bestimmten Kultbildes, dargestellt werden sollen, zeigen Einzelheiten wie der über den Rücken fallende Mantel oder die langen Locken im Nacken. Um 500 v. Chr. wurde die Prägung großer Silbernominale in Poseidonia vorläufig eingestellt, was vermutlich mit der Zerstörung der griechischen Metropole Sybaris am Golf von Tarent in Zusammenhang stand, deren Einwohner einige Generationen zuvor die Stadt des Poseidon gegründet und besiedelt hatten.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Poseidon schreitet nach rechts und schleudert seinen Dreizack mit der rechten Hand. Doppelter Perlkreis.
Rückseite: Inkuse Darstellung des Vorderseitenmotivs nach links im Riefelkranz.