Die Arnstädter Manufakturen zählen zu den frühesten Fayence-Produktionsstätten mit Blaumalerei im deutschen Sprachraum. Ihr Beginn lässt sich mindestens ins frühe 17. Jh. weisen. Sirupkanne und Albarello sind in kobaltblauem Pinseldekor auf cremefarbener Blei-Zinn-Glasur bemalt. Sie sind typische Apothekengefäße, die von den "Blautöpfern" in Arnstadt in großer Zahl gefertigt und überregional verhandelt wurden.
Die Tüllenkanne zieren Granatapfelblüten- und Tulpenzwiebelmotive, Türkenbundblüten, Spiralranken und Flechtmuster. Diese Gefäße erhielten ihren Namen nach den darin aufbewahrten dickflüssigen, zuckerhaltigen Arzneien, den Sirupen. Das Dekor des tonnenförmigen Albarello zeigt das klassische Arnstädter Tulpenzwiebelmotiv sowie die seltener belegten Bäumchen- und Kreuzmotive.
Die Stücke finden zahlreiche Vergleiche im Arnstädter Material, lassen sich aber stilistisch bislang nur allgemein ins 17. Jh. verweisen. Auch die konkrete Manufaktur ist unbekannt.Die Sirupkanne gehört zu einer Gruppe von Tüllenkannen, die im 17. Jh. für die Rats- (bzw. Hof-) Apotheke in Eisenach gefertigt wurden. Vielleicht wurden das Gefäßensemble nach 1636 angeschafft, als die Apotheke mit vielen anderen Gebäuden bei einem großen Stadtbrand zerstört und anschließend neu aufgebaut wurde.
Anfang des 20. Jahrhunderts bestand noch Kenntnis von 24 Tüllenkannen aus dem einst wohl reichen Fayence-Inventar dieser Apotheke. Heute sind neben der hier beschriebenen noch eine weitere Sirupkanne im Deutschen Apotheken-Museum in Heidelberg, zwei im Thüringer Museum in Eisenach sowie vier Kannen im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg erhalten. Der Verbleib der übrigen Gefäße lässt sich nicht mehr nachvollziehen.