Die heutige Zusammenstellung der Kreuzigungsgruppe besteht wohl seit dem frühen 17. Jahrhundert. Zum ursprünglichen Ensemble gehörten weitere Personen, sicher Maria und Johannes. Durch die Reduktion der Akteure wird die Aufmerksamkeit auf das Erkennen des Erlösers gerichtet, den dornengekrönten Christus in der Mitte, flankiert von den beiden mit Christus zugleich gekreuzigten Schächern, deren Beine zerschlagen sind. Zu Füßen des Kreuzes ein Mann in jüdischer Tracht links (Nikodemus ?) und ein Soldat in Rüstung rechts (Longinus ?). Die Szene scheint eine Illustration des Johannesevangeliums zu sein: "Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern einer der Soldaten stieß mit einer Lanze in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt." (Joh 19, 33-35). Der auffällige Zeigegestus der linken Person - sie deutet mit dem Finger auf ihr linkes offenes Auge, während das rechte geschlossen bleibt - könnte die Zeugenschaft verbildlichen. Die legendäre Gestalt des Nikodemus galt im späten Mittelalter als Urheber der ersten Darstellung des gekreuzigten Jesus aus Holz, dem sog. Volto Sancto in Lucca.
Aus dem ehemaligen Benediktinerinnenkloster Urspring bei Schelklingen, Alb-Donau-Kreis.