Das Gemälde "Anbetung der Könige" stammt von einem Altarflügel, dessen ursprünglicher Aufenthaltsort unbekannt ist. Zusammen mit der Darstellung der "Geburt Christi", die ebenfalls im Ulmer Museum ausgestellt ist, bildet es die Feiertagsseite eines Retabels. Beide Tafeln sind in Bildaufbau und Gestaltung aufeinander bezogen. Eine weitere im Ulmer Museum befindliche Tafel "Verkündigung an Maria" zeigt die Alltagsseite. Alle drei Gemälde weisen eine sehr harmonische Komposition auf. Ihnen ist vor allem Marias Körperhaltung und der schräg geneigte Kopf gemeinsam. Durch die Betonung der Gesichtszüge auf Augenbrauen, Nase und Kinn wirkt ihr Gesicht streng und grafisch. Die "Anbetung der Könige" beeindruckt jedoch durch den großen malerischen Aufwand, der sich z. B. in den changierenden Gewandstoffen äußert, die der Maler Martin Schaffner hier gekonnt einzusetzen weiß. Im Vordergrund sitzt Maria, auf ihrem Schoß der Jesusknabe, der die Gabe des vor ihm knienden Königs entgegen nimmt. Die beiden anderen Könige sind im Mittelgrund platziert. Sowohl Anbetungs- als auch Geburtsszene finden in einem verfallenem Gebäude statt, in dem das Heilige Paar Zuflucht gefunden hat, wobei Mauer und hölzerner Dachstuhl über beide Tafeln fortlaufend gemalt sind. Im Hintergrund blickt man auf eine Stadtlandschaft. Die Komposition ist eine vereinfachte Übernahme eines Kupferstichs gleichen Themas, der "Anbetung der Könige" Martin Schongauers.
Das Gemälde ist in der Werkstatt des Jörg Stocker (nachweisbar in Ulm zwischen 1481 und 1549) entstanden.