Der von Gott gesandte Wafisch ist dabei, den Propheten Jonas zu verschlingen, aber noch gucken dessen Füße aus dem Maul. So drollig die Szene wirkt, Schadenfreude scheint nicht erwünscht, denn die Darstellung am Kufenauslauf des Schlittens birgt einen moralischen Appell in sich: Jeder Sünder soll sich an die eigene Nase fassen. Der Vogel Selbsterkenntnis, ein storchenartiger Vogel mit einem menschlichen Antlitz auf der Brust, dem der \/ogelschnabel in die Nase zwickt, war in der Volkskunst überaus beliebt und wurde auch als Bekrönung von Schlittenkufen durchaus häufiger eingesetzt.
Bei diesem Schlitten handelt es sich nicht um einen höfischen Prunkschlitten; zum einen wegen des Themas und auch, weil eine Dame im Rock auf einem solchen Gefährt gar nicht sitzen könnte. Hier ritten zwei Personen hintereinander auf dem Fischleib. Die hintere, etwas höher auf dem Schwanz des Fisches plaziert, hatte den Schlitten zu steuern. Vermutlich wurde das Gefährt im Fasching von den Studenten der Jesuitenkollegien bei ihren »Satirischen Schlittenfahrten« eingesetzt. Diese Schlittaden wurden veranstaltet, um den Zuschauern den Sinn der Fastnacht nahezubringen, nämlich die Narretei der Welt als solche zu erkennen und ihr zu entsagen. Leider ist die Provenienz des Schlittens bislang nicht geklärt, sodass unklar bleibt, wo genau er zum Einsatz gekommen ist.
[Fritz Fischer]