Der Kopf des Esels, der Maria und das Christuskind trägt, hängt nach unten und verdeutlicht ebenso wie die müden Gesichtszüge Mariens die Beschwerlichkeiten der Flucht nach Ägypten. Josef war im Traum vor der Absicht des Herodes gewarnt worden, alle männlichen Säuglinge töten zu lassen, und bringt nun Maria und das Kind in Sicherheit. Zwei Engel helfen ihm dabei, eine Dattelpalme zu beugen, damit er ihre Früchte ernten kann. Das Gemälde ist Teil eines Zyklus‘ aus acht bemalten Holztafeln, der Episoden aus dem Leben Jesu illustriert. Diese Tafelbilder waren einst Bestandteile eines spätgotischen Flügelaltars der Zisterzienserinnenabtei in Heggbach. In Auftrag gegeben wurden sie von der Äbtissin des Klosters, die vermutlich eine Werkstatt aus Memmingen mit der Anfertigung der Gemälde betraute. Für die Darstellung der Flucht nach Ägypten orientierte sich der Maler an einem Kupferstich Martin Schongauers aus den frühen 1470er Jahren.
[Saskia Watzl]