Im Jahr 274, als dieser Antoninian geprägt wurde, war der römische Kaiser Aurelian erst wenige Jahre an der Macht, doch in dieser kurzen Zeit war ihm mit militärischem Geschick und strenger Amtsführung eine vorläufige Konsolidierung des kriselnden Römischen Reiches geglückt. Nun konnte er sich einer Reform des Münzwesens zuwenden, dessen desolater Zustand auch dem heutigen Betrachter römischer Silbermünzen aus dem 3. Jahrhundert ins Auge sticht: Der geringe Edelmetallanteil der grau-schwarzen Schrötlinge ist offensichtlich, die grobe, teilweise groteske Ausführung der Bildmotive und über das ganze Römische Reich verteilte Prägestätten sprechen für eine eilige Massenproduktion, welche die seit Jahrhunderten steigenden Kosten des Heeres stemmen sollte. Der Nennwert der „Silbermünzen“ entsprach schon lange nicht mehr dem Materialwert, doch offenbar vertraute die Bevölkerung ihrem Geld soweit, dass es bisher zu keinem auffälligen Preisanstieg gekommen war. Fatalerweise scheint erst die Reform des Aurelian, die eine Kennzeichnung von Gold- und Silbermünzen mit den Ziffern IL bzw. XXI und damit vermutlich eine Feingehaltangabe einführte, eine große Inflation ausgelöst zu haben. Der über Jahrhunderte einigermaßen stabile Tauschwert zwischen Gold- und Silbermünzen, obwohl letztere immer mehr zu Buntmetallmünzen verkamen, war endgültig zusammengebrochen.
[Sonja Kitzberger]
Die Vorderseite zeigt die gepanzerte Büste des Aurelian mit Strahlenkrone nach rechts.
Die Rückseite zeigt den Kaiser in der Toga nach rechts stehend und Concordia die Hand reichend. Im Feld unten P (Offizinum), im Abschnitt XXI (Feingehalt).