Spinnen: Das Zusammenbringen der Faser zu einem endlosen Faden.
Gesponnen wurde, um die Fasern zu einem endlosen Faden zusammenzubringen. Dies geschah, indem man die Fasern schraubenförmig drehte, um die nötige Festigkeit zu bekommen. Es gehörte schon einiges an Übung und Anschauung dazu, um diese Fertigkeit zu erlangen.
Ursprünglich geschah dies mit der Hand. Auf einem Stab, der einen Fuß hatte, war ein Holzkopf zum Anbinden der Fasern angebracht. Das Ganze hieß Rocken oder Wocken. Die Spinnerin zog die Fasern mit der Hand aus und drehte sie. Die Umdrehungen wurden durch eine Spindel andauernd gemacht. Dies war ein nach einem Ende zu sich verdickendes 25 bis 30 cm langes Holzstäbchen, das an einem Häkchen oder in einer Kerbe hing. Zur Erhöhung der Drehkraft und zur Belastung diente ein Spinnwirtel. Dieser war zwiebelförmig, aus Ton gebrannt und hatte ein Loch zum Einlassen in die Spindel. An dieser befestigte die Spinnerin den Fadenanfang, zog nun Fasern aus und drehte sie zum Faden. Wenn die Spindel fast den Boden erreicht hatte, wurde der Faden auf ihr aufgewickelt, um dann nochmals befestigt zu werden. Die Vorgänge wiederholten sich fortwährend. Spinnen war im Allgemeinen eine angenehme Arbeit, wenn es in geselliger Runde an den Spinnabenden geschah, vorwiegend während der Wintermonate. Schon früh am Nachmittag trafen sich die Mädchen in einer Stube, und beim Schein der Öllämpchen schnurrten die Spinnräder. Nach dem Abendbrot kamen dann die Jungen, um, wie man sagte, zu haspeln. Manche stimmungsvolle Geschichte wurde gehört, und es waren sicher neben der Arbeit viele Stunden voller Geborgenheit und Gemütlichkeit sowie heute nicht mehr vorstellbare innige Verbundenheit und gelebte Dorfgemeinschaft. Dass die Jungen den Mädchen spät am Abend dann die Spinnräder nach Hause trugen, verstand sich von selbst. Manche Ehe soll auf diese Spinnabende zurückzuführen gewesen sein.