Vom Himmel zum Himmel: Begleiter der Toten und Lebenden
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erfreute sich die Darstellung des Engels als Mittler zwischen dem Himmel und der Erde großer Beliebtheit. Doch nicht nur der Engel als Überbringer des Kindersegens zeigt sich auf diesen Motiven. Auch Momente der Trauer und Verzweiflung sind Teil der Bildwelt. Um 1900 waren die Familien in der Regel kinderreicher als heute. 10 Kinder oder mehr waren besonders auf dem Land keine Seltenheit. Gleichzeitig war auch die Kindersterblichkeit, in einer Zeit ohne Impfungen und Antibiotika, deutlich höher. Diese Realität schlägt sich im Motiv eines Engels nieder, der ein verstorbenes Kind zum Himmel rückführt. Die verstorbenen Kinder werden mit geschlossenen Augen gezeigt, die in der Nacht entschweben. Das sehr aufgeweckt wirkende neugeborene Kind hingegen wird in einer sonnigen Umgebung der künftigen Familie überbracht. Besonders interessant ist bei diesen Bildern auch der Hintergrund: Die Wohnumgebung der Käufer zeigt sich manchmal in Form von Ansichten des Schwarzwaldes, der Nordseeküste oder kleiner Städte in Tirol.
