Elfenbein war als wertvolles, dem Schimmer menschlicher Haut nahekommendes Material hoch geschätzt. Doch nicht immer stand es in ausreichender Menge zur Verfügung. So musste oft ein älteres Stück zur Umarbeitung wiederverwendet werden. Bei diesem Relief war es wohl eine islamische Schachfigur, deren Ornament man seitlich erkennt. Von den wenigen deutschen Werkstätten, die im 12./ 13. Jahrhundert Elfenbein verarbeiten, war eine in Bamberg tätig, aus der sich sechs Reliefs in verschiedenen Museen erhalten haben. Beim Stuttgarter Relief ruht Maria nach byzantinischer Bildtradition auf einem großen Kissen. Das Kind liegt auf einem Tisch, dessen reiche Form an einen Altar erinnert. Besonders innig ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind dargestellt, Maria hält Christus sanft mit einer Hand, die Köpfe sind einander zugewandt. Gut 800 Jahre ist die Darstellung alt und damit trotzdem näher an unserer Zeit als an der Geburt Christi am konstruierten Nullpunkt der Zeitrechnung.
Erworben aus Lotto Mitteln.