Ein Geburtstagsbrief aus München, adressiert an die Mutter des aus Hechingen stammenden Künstlers, datiert auf den 21. Juli 1890. Der 18-jährige Anton Bausinger besuchte zu diesem Zeitpunkt vermutlich die Münchner Kunstgewerbeschule, bevor er sich im Oktober 1891 an der Königlich Bayerischen Akademie der Künste einschreiben konnte.
Der Brief ist zum gründerzeitlich überschäumenden Plakat mutiert: Über dem von einem Hefezopf gerahmten Bildnismedaillon der Mutter, das ein Genius emporhält, setzt der Maler sich als Münchner Kindl , daneben, umschwärmt von Putti , im Eichenkranz die heimatliche Burg Hohenzollern bei Hechingen.
Interessant ist das Datum des Geburtstagsbriefes, der 21. Juli 1890, denn Anton Bausingers Mutter, Maria Magdalena Bausinger geb. Ocker, ist am 17. Januar 1831 geboren worden. Allerdings wurden in katholischen Familien zu dieser Zeit noch am kirchlichen Festtag des Namenspatrons gefeiert, und in diesem Fall ist das der 22. Juli. Demnach datiert Antons Brief vom Vorabend des (auf den Namenstag vorgezogenen) 60. Geburtstagsfestes der Mutter. Anton war ein Nachzüglerkind in der Ehe 1852 geschlossenen Ehe mit Joseph Bausinger und die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt bereits 41 Jahre alt. Deshalb zeigt das Porträt auch das Bild einer alternden Frau.
Ein weiteres Porträt der Mutter wird im Frankfurter Städel aufbewahrt (vgl. Weblink).