Zur Zeit des Augustus bestand der römische Denar noch aus reinem Silber; ungefähr zweihundert Jahre später, als diese Münze des Kaisers Caracalla geprägt wurde, machte das edle Metall weniger als die Hälfte des Münzgewichts aus. Schuld an der massiven Verschlechterung des Silbergehalts und damit des eigentlichen Wertes waren die Bürgerkriegsjahre und die kostspieligen Feldzüge, die Caracalla und seine Vorgänger an den nördlichen und östlichen Grenzen des Römischen Reiches führen mussten. Die Bedeutung des Militärs in dieser Zeit kommt auch in der kaiserlichen Münzprägung zum Ausdruck: Dieser Denar des Caracalla zeigt Fides, die Personifikation der Treue, zwischen zwei Standarten. Sie symbolisiert in diesem Zusammenhang die Loyalität der Streitkräfte zu ihrem Herrscher und Oberbefehlshaber, der sich auf der Vorderseite der Münze mit militärisch kurzen Buckellocken und entschlossenem, fast grimmigem Gesichtsausdruck darstellen ließ. Die üppige Lockenpracht und die wallenden Bärte der antoninischen Kaiser und seines Vaters Septimius Severus tauschte Caracalla gegen die Strenge einer Soldatenfrisur ein, die auch seine Nachfolger übernehmen werden.
[Sonja Hommen]