Friedrich Vordemberge-Gildewarts künstlerische Entwicklung hebt sich von der anderer Künstler seiner Generation und der geometrisch-konstruktiven Richtung dadurch ab, dass er seine Laufbahn bereits als abstrakter Maler begann. Er beschäftigte sich von Anbeginn seines Schaffens mit den gestalterischen Möglichkeiten geometrischer Formen, ohne vorherigen Rückgriff auf die Malerei der sichtbar-gegenständlichen Welt. Dies mag vor allem durch sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule und zusätzlich der Plastik und Malerei an der Kunstgewerbeschule in Hannover begründet sein. Bei seinen frühen Arbeiten entstanden zwei Bildtypen, in die er unterschiedliche Einflüsse seiner Ausbildung einbrachte. Einer dieser Bildtypen, den Kombinationsbildern, zu denen auch die "Composition no. 26" gehört, wird durch Materialien belebt. Das vorliegende Bild zeigt drei Rechteckformen, die über- und nebeneinander angeordnet sind und nur durch die glänzenden Umrisslinien deutlich werden. Daneben dominieren eine weiße auf die Leinwand montierte hölzerne Halbkugel und zwei unterschiedlich lange und breite Balken in Rot und Blau sowie ein Balken mit einer Umrisslinie gestaltet die Bildkomposition. Die Anordnung der Bildelemente basiert auf Erfahrungswerten des Künstlers und das Verhältnis der Rechteckformen ist nicht mathematisch errechnet. Jedoch erzeugt gerade die Ungenauigkeit dieser Verhältnisse eine Spannung, die durch den Kontrast von Farbe, Form und Plastizität intensiviert wird. Durch das Montieren einer Halbkugel wird zu-dem Dreidimensionalität erreicht. Seit "Composition No. 26" spielte die Farbe für Vordemberge-Gildewart eine immer größere Rolle, ebenso die Bewegung und Dynamik des Bildaufbaus. Hiermit bezog der Künstler innerhalb der abstrakten Kunst eindeutig Stellung. So näherte er sich immer mehr den Vorstellungen der "De Stijl"-Bewegung. Von 1954 bis zu seinem Tod 1962 war Friedrich Vordemberge-Gildewart Lehrer an der Hochschule für Gestaltung in Ulm.