"Verborgen ruht im Postophon/Das deutsche Lied in Wort und Ton,/ Bläst du hinein mit Allgewalt/ Das deutsche Lied daraus erschallt". Als klingende Postkarte, stramm deutschnational, präsentiert sich dieses außergewöhnliche, ja bizarre Musikinstrument: das "Postophon" eines unbekannten Herstellers. Auf der Bildpostkarte aus dem Berliner Verlag E.A. Schwerdtfeger & Co (nach einem Gemälde von Richard Lindmar [1867-1956]) posieren mit Kaiser Wilhelm II., dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem Enkel Wilhelm Friedrich drei Generationen des preußisch-deutschen Herrscherhauses, darüber die Zeile "Lieb’ Vaterland magst ruhig sein" aus der kriegerischen "Wacht am Rhein". Zwischen Vorder- und Rückseite der Karte steckt das Sandwich-Instrument. Versandt wurde dieses Objekt per Briefkuvert (ein Poststempel fehlt) am 18.7.1915, also während des Ersten Weltkrieges von einer Dame namens Marie aus Hamburg an ihren "lieben Freund" Eugen Klarer in Ulm. Vermutlich war der Adressat in einer Ulmer Kaserne stationiert. Mundharmonikas waren bei Soldaten generell sehr beliebte, weil leicht mitzuführende Instrumente.