Das Buch mit Halbleineneinband umfasst insgesamt 54 Seiten. Die Buchdeckel bestehen aus Karton und der Buchrücken aus Leinen. Der mit Faden geheftete Buchblock ist mit dem Bucheinband verleimt. Auf Vorderdeckel und Titelblatt befindet sich die gleiche grafische Gestaltung mit Titel, Untertitel und Impressum. Der jugoslawische Text ist in kyrillischer und lateinischer Schrift gedruckt. Jeder Buchstabe des jugoslawischen Alphabets wird auf einer Seite mit Bildern, Wörtern und mit kleinen Reimen oder Geschichten erklärt. Die Bilder sind zum Teil farbig ausgemalt und die Texte mit Bleistift ergänzt.
Mit dieser Fibel lernte die neunjährige Anna Plechl die kyrillische Schrift. Anna war ein ungarndeutsches Kind. Ihre Familie war vor mehreren Generationen nach Ungarn eingewandert und lebte in Kula, einer kleinen Stadt. Hier hatten die deutschen Kinder lange Zeit eigene Schulen, in denen der Unterricht in deutscher Sprache stattfand. Das änderte sich um das Jahr 1900 herum, als Ungarisch als Schulsprache vorgeschrieben wurde. So kam es, dass die deutschen Kinder zu Hause Deutsch sprachen, aber nur Ungarisch schreiben konnten.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Kula nicht mehr zu Ungarn, sondern zu Jugoslawien. Zuerst war das für die deutschen Kinder praktisch, denn nun gab es wieder Klassen, die Unterricht auf Deutsch erhielten. Aber Jugoslawisch mussten sie trotzdem lernen, genauso wie die ungarischen Kinder. Deshalb bekam Anna in der dritten Klasse diese Fibel.