Bei dem Aquarell "Die drei Grazien" von Robert Delaunay handelt es sich um eine Entwurfsstudie für eines der wichtigsten Gemälde des Künstlers überhaupt: Das Werk "La Ville de Paris" von 1910/1912, das sich im Musée Nationale d’Art Moderne in Paris befindet. Dieses Bild zeigt eine auffällige Dreiteilung, in dessen Mitte drei unbekleidete weibliche Figuren, die als die "Drei Grazien" identifiziert werden können, abgebildet sind. Das Aquarell ist demnach eine Studie zum Mittelteil des in Paris befindlichen Gemäldes. Es reiht sich in eine ganze Serie vergleichbarer Entwürfe des gleichen Themas ein, die der Künstler ab 1910 anfertigte. Aufgrund der sehr verwandten Komposition mit "La Ville de Paris" kann man davon ausgehen, dass "Die drei Grazien" eines der letzten Entwürfe zum Mittelteil des Gemäldes ist. Außerdem erwähnt der Künstler auf dem Bild bereits den Titel des zukünftigen Gemäldes, was eine feste Vorstellung von der Komposition und dem Darstellungsinhalt des Gemäldes vorausgeht. Das Besondere an der Studie von Delaunay ist, dass es in die strenge kubistische Phase des Künstlers fällt, die nur von kurzer Dauer war. Sie hatte 1909 unter dem Einfluss von Paul Cézannes Bildern begonnen und endete 1913, als sich Delaunay immer stärker der Abstraktion zuwendete. Bei seinen Entwürfen für "La Ville de Paris" führte Delaunay seinen Weg konsequent weiter zu den Frühformen des synthetischen Kubismus. In "Die drei Grazien" lösen sich Figur und Umraum auf und verschmelzen miteinander. In der späteren Ausführung wird diese Technik zwar übernommen, die Farbflächen werden jedoch klarer gegeneinander abgesetzt.
Signiert unten re. "r. delaunay", bez. unten re.: "Etude pur la ville de Paris"
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