Bechergläser entsprachen dem Zeitgeist und Lebensgefühl des frühen 19. Jahrhunderts, wie der Deckelpokal dem gehobenen Anspruch der vorangegangenen Epoche. Die sog. "Biedermeiergläser", entstanden zwischen 1815 und 1848, lassen im Dekor deutliche Vorlieben für Orts- und Landschaftsdarstellungen, religiöse Themen und Allegorien erkennen. Die Transparentmalerei erlebte eine neue Blüte, denn ihre lichte und dabei intensive Farbigkeit traf exakt den Geschmack der Zeit. Der Ranftbecher mit Ansicht des Schlosses Schönbrunn bei Wien ist eine typische Arbeit Anton Kothgassers, der eine florierende Glasmalerwerkstatt in Wien unterhielt. Namengebend für die hauptsächlich in Wien gebräuchliche Becherform ist der kräftig vorstehende, dicke Boden mit betontem Profil.
Der Ranftbecher ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.