Wie der im Ulmer Museum befindliche Farbholzschnitt "Badende Frauen in Moritzburg" von Ernst Ludwig Kirchner weist auch das vorliegende Aquarell "Gelber Rückenakt" das Motiv des nackten Menschen auf. Im Zentrum der Komposition befindet sich die Rückenansicht einer unbekleideten Frau, die auf einem blauen Tuch sitzt. Ihr Haupt ist leicht nach unten geneigt und wendet sich einem vor ihr liegenden Mann zu. Die Frisur der Frau legt die Vermutung nahe, dass Kirchner hier seine damalige Freundin "Dodo", Doris Große, darstellt. Das Blatt ist in den Grundfarben Blau, Gelb und Rot gehalten, die seitlich von Komplementärtönen ergänzt werden. Das um 1909 entstandene Aquarell summiert die Einflüsse, unter denen sich der deutsche Expressionismus herausbildete. Die weichen Konturen der Frau gehen auf die geschwungenen Formen und Ornamente des Jugendstils zurück. Farbigkeit und Gesamtwirkung finden sich ebenso bei den französischen "Fauves", deren Arbeiten einst im Kunstsalon Richter in Dresden zu bewundern waren. Der psychografische Farbauftrag schließlich geht auf Vincent van Gogh zurück, dessen Bilder in den Jahren 1905 und 1908 in der Dresdner Galerie Arnold gezeigt wurden. Die Darstellung im Aquarell von Kirchner ist allerdings kein Instrument psychischer Aktion, sondern vielmehr eine stille und der Intimität angemessene Zustandsschilderung eines Liebespaares.
Signiert unten re. "E. L. Kirchner"