Das in Form eines Schiffes gestaltete Trinkgefäß gehört zu den beliebten und aufwendig gestalteten Trinkgeräten des 16. und 17. Jahrhunderts, mit denen vornehmlich Adel und Klerus bei festlichen Anlässen aufwarteten. Dargestellt ist eine kämpfende türkische Besatzung auf einem Schiff, die sich gerade gegen einen Angreifer auf See zur Wehr setzt. Das Schiff selbst ruht auf vier Rädern und am Bug ist ein Rohr befestigt. Diese Tülle deutet auf den eigentlichen Zweck des Gefährts als Trinkgefäß hin. Man füllte den vergoldeten Schiffsrumpf mit Wein, stieß das fahrbare Schiff an, damit es über den Tisch fuhr, und die Person, an dessen Platz das Schiff stehen blieb, musste den Wein in einem Zug austrinken. Diese Sitte, prunkvollen Tafelschmuck herzustellen, der gleichzeitig wie ein Becher benutzbar war, kann als speziell deutsche Vorliebe bezeichnet werden, die sich erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts über Exporte im übrigen Europa verbreitete. Die Goldschmiedewerkstätten in Augsburg erfanden sogar so genannte "Trinkspielautomaten", die über ein Räderwerk verfügten, mit dem sie selbständig über den Tisch fahren konnten, wenn man sie mittels einer Feder aufgezogen hatte. Bei manchen puritanischen Theologen galten solch exotische Tischgeräte als luxuriöses "Teufelswerk" und die beliebten Trinkspiele wurden stark kritisiert.