Die Tasse („Henkelschale“) auf drei Tatzen mit zugehöriger Untertasse ist im Stil des Biedermeier gefertigt. Unter dem Henkel steht in Goldschrift „Ladenburg“, auf dem Tassenboden die Ritz- und Prägenummer "102".
Ein ungewöhnliches Motiv ziert die Wandung der Tasse: Aus der Perspektive eines auf dem linken Neckarufer stehenden Betrachters blickt man auf die Stadt Ladenburg. Im Hintergrund erstreckt sich die Bergkette des Odenwalds. Die Eisenbahnbrücke beherrscht den Vordergrund der Szenerie. Am Brückenkopf und zwischen den Bogenpfeilern stehen und lagern je zwei Männer. Sie sind mit Bajonettgewehr, Spieß und Säbel bewaffnet. Ihre Barttracht und die Bekleidung weisen sie als Freischärler der Badischen Revolution aus: Sie tragen Blusen, schwarz-rot-goldene Schärpen und Hüte mit rotem Federbusch. Diese Kopfbedeckung wurde nach Friedrich Hecker, dem Anführer der Volkserhebung, auch Heckerhut genannt. Damit spielt das Motiv zweifellos auf einen kurzen Zeitabschnitt von Mai bis Mitte Juni 1849 an, in dem Ladenburg, der Neckar, die Brücke und die Eisenbahnlinie von Revolutionstruppen kontrolliert wurden. Nach schweren Auseinandersetzungen mussten die Freischaren bereits am 21. Juni der gegnerischen Übermacht weichen und Ladenburg den preußischen Truppen überlassen. Diese richteten in der Stadt ihr Hauptquartier ein. Bemerkenswert ist die Szene im Vordergrund: Der Wachposten reicht seinem lässig auf dem Boden lagernden Kameraden eine halb geleerte Weinflasche, das Gewehr liegt abseits im Gras. Hier deutet sich eine Ironisierung des Revolutions-Themas an, wie sie in der Zeit der anschließenden Restaurationsära durchaus üblich war. Gleichzeitig handelt es sich bei dieser Illustration um eine der ältesten Ansichten der Ladenburger Eisenbahnbrücke, die 1848 fertiggestellt worden war.
Die Formung der Tasse (u.a. Henkel, Tatzen) lässt auf eine Herkunft aus Böhmen schließen. Die kleineren böhmischen Firmen haben keine Marken gesetzt und unterschiedlichste Auftragsarbeiten übernommen.