Das Gesicht der Porträtierten wird im Dreiviertelprofil gezeigt und von einer standesgemäßen Lockenperücke der Zeit gerahmt. Die Porträtierte blickt den Betrachter direkt an. In der Hand hält die Gräfin ein Miniaturbild ihres Mannes in einem Medaillon an einem schwarzen Band. Am Ringfinger trägt sie wahrscheinlich einen Wappen- oder Siegelring und am kleinen Finger einen weiteren, nicht definierbaren Schmuckring. Auf dem Tisch, an dem die Gräfin sitzt, steht ein abgeschnittener Rahmen, wahrscheinlich ein Spiegel, da dieser mit der in seinem Schatten liegenden Taschenuhr die Symbole der „Vanitas“ sind.
Die „Vanitas“ gilt neben der Eitelkeit, Nichtigkeit und Vergänglichkeit als Zeichen der Frau an sich. Wichtig bei Standesportraits ist die Kleidung. So weist der vornehme, zarte Spitzenkragen auf die edle Herkunft der Porträtierten und auf ihren Stand in der Gesellschaft hin. Im dunklen Hintergrund ist links nur noch ganz schwach eine weiße Blumenornamentik erkennbar, die als Symbol der Unschuld, der Demut und der weiblichen Schönheit gedeutet werden kann. Auf der rechten Seite ist der Hintergrund neben dem Porträt leicht aufgehellt, um dem Gesicht mehr Plastizität zu verleihen. Die Lichtquelle ist rechts oben zu verorten.
Das Porträt wurde nicht idealistisch, sondern im veristischen Stil des späten 18. Jahrhunderts gestaltet. Im Sinne des Klassizismus ist das Bild strenger und schlichter gehalten als es noch im verspielten und intimen Rokoko der Fall war. Das Porträt will das stille und zurückhaltende Wesen der Abgebildeten zeigen.
Das Gemälde befindet sich im Besitz der Gemeinde Edingen-Neckarhausen.