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Landesmuseum Württemberg Bruderschaftsmedaillen

Bruderschaftsmedaillen

Parallel zu der aufstrebenden Wallfahrt gründeten sich an zahlreichen Orten, meist ausgehend von den wohlhabenden Reichsstädten, Fraternitäten als berufsständische Vereinigungen. Anfangs gehörte nur die Betreuung von Pilgern oder die Bestattung von Toten zu ihrem Aufgabenbereich. Im Zeitalter der Gegenreformation traten jedoch religiösen Absichten stärker in den Vordergrund. Beitreten konnte nun jeder männliche Katholik. Die Bruderschaften waren zumeist an Pfarreien oder Universitäten angesiedelt und trugen den Aufschwung des Wallfahrtswesens entschieden mit: Durch die Übernahme von liturgischen Aufgaben flankierten, wenn nicht sogar initiierten, sie die Entwicklung einer Pfarrkirche zu einem beliebten Wallfahrtsziel. Am häufigsten verbreitet waren indes solche Vereinigungen, welche die Marienverehrung in den Mittelpunkt stellten.
[Nicolas Schmitt]

[ 30 Objekte ]

Medaille der Sebastiansbruderschaft aus Waldsee, 1777

In einem Waldgebiet oberhalb von Haisterkirch bei Bad Waldsee liegt eine Wallfahrtskapelle, deren Sebastiansreliquie seit der Frühen Neuzeit zahlreiche Wallfahrer anziehen konnte – insbesondere am 20. Januar, dem Feiertag des Heiligen. Das Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs markierte indes einen deutlichen Höhepunkt der Wallfahrt zu Ehren des Hl. Sebastians, der bis heute als Schutzpatron gegen Pest und Seuchen verehrt wird. Im 18. Jahrhundert wurde schließlich eine Kapelle aus Stein errichtet, die den bisherigen Holzbau ablöste. Dieses Abzeichen ging aus der Sebastianswallfahrt bei Haisterkirch hervor und weist den Träger als Mitglied der Sebastiansbruderschaft von Waldsee aus, die um 1460 gegründet wurde. Auf dem Avers findet sich ihr Erkennungszeichen: ein Einhorn, das auf einem Pfeilschaft nach links schreitet. Die Rückseite zeigt indes eine Ganzkörperdarstellung des an einen Baum gebundenen und von Pfeilen getroffenen Hl. Sebastians. Das Ausgabejahr wird mit 1777 angegeben. Die Erfassung dieses Abzeichens wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

Bruderschaftsmedaille der Johannes-Bruderschaft in Altheim, 1712

Diese Medaille aus Altheim bei Riedlingen, die im Jahr 1712 ausgegeben wurde, verweist auf die Existenz und das Wirken einer religiösen Vereinigung in der dortigen Gemeinde: Als Auftraggeberin der Prägung gibt sich die ansässige Johannesbruderschaft zu erkennen. Sowohl die Inschrift als auch die die Darstellung verweisen auf den Hl. Johannes, der mit den Attributen des Adlers und des Giftbechers eindeutig bestimmbar ist. Als eine Art Wahlspruch fungiert die Umschrift: DILIGAMUS NOS INVICEM (= Lasst uns gegenseitig lieben) – ein Gregorianischer Choral, angelehnt an das Johannesevangelium (1. Johannes 4,7). Auf der Rückseite findet sich eine Darstellung des Herz Jesu, das oben von einem Dreieck im Strahlenkranz, unten von zwei verschränkten Händen umgeben ist. Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

Bruderschaftsmedaille mit dem Heiligblutreliquiar von Weißenau, nach 1710

Überregionale Bedeutung entfaltete die Wallfahrt nach Weißenau vorrangig wegen des dort verehrten Heiligblutreliquiars: Die Legende weiß zu berichten, das Blut Christi wäre einst von Maria Magdalena unter dem Kreuz aufgesammelt worden. Im 13. Jahrhundert kam die Reliquie schließlich infolge einer Schenkung König Rudolfs an das Kloster. Die Heiligblutverehrung stand dabei stets in Konkurrenz zum benachbarten Kloster Weingarten, in dessen Schatten sich der Konvent Weißenau zeit seines Bestehens bewegte. Im Jahr 1709 erhielt die Reliquie eine neue Fassung, die nach oben in ein Kreuz sowie die Figuren von Maria und Johannes mündet. Diese Medaille aus dem 18. Jahrhundert zeigt auf der Vorderseite das Heiligblutreliquiar von Weißenau in der neu angefertigten Fassung auf einem Herz ruhend. Als Auftraggeberin der Prägung gibt sich die ansässige Fünf-Wunden-Bruderschaft zu erkennen, die im Jahr 1710 errichtet wurde. Als Erkennungszeichen dient das dargestellte Herz Jesu, das von zwei Händen und Füßen mit Wundmalen umgeben ist. Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

Medaille auf die Wiedererrichtung der Dreifaltigkeitsbruderschaft von...

Der Überlieferung nach errichtete einst ein Hirte, ausgehend vom Fund eines Dreifaltigkeitsbilds auf dem Baldenberg bei Spaichingen eine hölzerne Kapelle, aus der sich später die Dreifaltigkeitskirche entwickelte. Ab dem 15. Jahrhundert erlebte die Wallfahrt mit der Errichtung der Dreifaltigkeitsbruderschaft einen deutlichen Aufschwung, der auch die Säkularisierungsbemühungen Kaiser Josephs II. keinen Abbruch taten. So heißt es im „Bruderschafts- und Wallfahrtsbüchlein“ von 1898: „[D]er ‚aufgeklärte‘ Kaiser hatte seine Rechnung ohne das Volk gemacht. Die Liebe des Volkes zu dieser Wallfahrt gründete zu tief, als daß sie […] hatte unterdrückt werden können.“ Erst die Zugehörigkeit zu Württemberg ab 1805 markierte den langsamen Niedergang der Wallfahrt samt Bruderschaft. Diese Medaille ging aus der feierlichen Wiederrichtung der Dreifaltigkeitsbruderschaft im Jahr 1897 hervor: Der Avers zeigt eine Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit, das in der Umschrift als SIGN(um) CONFRATERN(itatis) S(ancti)S(simae) TRINITATIS ausgewiesen wird. Den Revers ziert eine Abbildung der Dreifaltigkeitskirche selbst. Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

Medaille der Fünf-Wunden-Bruderschaft aus Weißenau, nach 1710

Überregionale Bedeutung entfaltete die Wallfahrt nach Weißenau in erster Linie wegen des dort verehrten Heiligblutreliquiars: Die Legende weiß zu berichten, das Blut Christi wäre einst von Maria Magdalena unter dem Kreuz aufgesammelt worden. Im 13. Jahrhundert kam die Reliquie schließlich infolge einer Schenkung König Rudolfs an das Kloster. Die Heiligblutverehrung stand dabei stets in Konkurrenz zum benachbarten Kloster Weingarten, in dessen Schatten sich der Konvent Weißenau zeit seines Bestehens bewegte. Im Jahr 1709 erhielt die Reliquie eine neue Fassung, die nach oben in ein Kreuz sowie die Figuren von Maria und Johannes mündet. Diese Medaille des 18. Jahrhunderts zeigt bereits die neu angefertigte Reliquienfassung. Auf dem Revers findet sich eine Darstellung des verletzten Herzens Jesu, umgeben von einem Strahlenkranz, in die oben zwei Hände, unten zwei Füße mit Wundmalen hineinragen. Die Umschrift weist die Fünf-Wunden-Bruderschaft, die im Jahr 1710 gegründet wurde, als Auftraggeberin der Prägung aus. Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

Zinnabschlag einer Medaille der Fünf-Wunden-Bruderschaft aus Weißenau, nach 1710

Überregionale Bedeutung entfaltete die Wallfahrt nach Weißenau in erster Linie wegen des dort verehrten Heiligblutreliquiars: Die Legende weiß zu berichten, das Blut Christi wäre einst von Maria Magdalena unter dem Kreuz aufgesammelt worden. Im 13. Jahrhundert kam die Reliquie schließlich infolge einer Schenkung König Rudolfs an das Kloster. Die Heiligblutverehrung stand dabei stets in Konkurrenz zum benachbarten Kloster Weingarten, in dessen Schatten sich der Konvent Weißenau Zeit seines Bestehens bewegte. Im Jahr 1709 erhielt die Reliquie eine neue Fassung, die nach oben in ein Kreuz sowie die Figuren von Maria und Johannes mündet. Auf diesem Zinnabschlag einer einseitigen Wallfahrtsmedaille ist das Erkennungszeichen der Fünf-Wunden-Bruderschaft zu sehen, die im Jahr 1710 in Weißenau errichtet wurde: Das verletzte Herz Jesu, umgeben von zwei Händen und Füßen mit Wundmalen. Die Umschrift weist das Dargestellte als SIG(num) CONFRATERNITATIS IBIDEM aus. Die Erfassung dieser Medaille wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg gefördert. [Nicolas Schmitt]

[Stand der Information: ]