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Glassammlung Ernesto Wolf

1997/1998 und 2003 erwarb das Landesmuseum antike Gläser der Sammlung Ernesto Wolf und bewahrt nun eine der bedeutendsten Glassammlungen der Welt. Weitere Objekte höchster Qualität aus dem griechisch-römischen Ägypten– darunter Marmorbildnisse, Mumienporträts, Bronzen und Terrakotten – hatte Ernesto Wolf 1907 der Sammlung geschenkt.

[ 110 Objekte ]

Mykenische zylindrische Stäbchenperlen.

Das Ensemble besteht aus 29 zylindrischen Fayence-Perlen (mit weißem Kern): 19 durchscheinend dunkelgraublaue, zehn durchscheinend blaugrüne. Ihre Oberfläche ist quergerippt. Alle Perlen sind unversehrt erhalten, sind jedoch teilweise beigefarben verwittert.

Flasche

Das stabgedrehte Röhrengefäß besteht aus opakdunkelbraunem Glas, das mit einem Dekor versehen wurde. Dem kaum ausladenden Rand mit gerundeter Lippe schließt sich ein lang gestreckter, zylindrischer Körper an. Unmittelbar unter dem Rand hat der Glashandwerker das ansonsten einfarbige Gefäß mit einem farbigen Akzent versehen: Zwei weiße Glasfäden fassen einen hellblauen, zickzackförmigen Glasfaden ein. Der restliche Körper wurde mit einem dunkelbraunen Relieffaden, von unten nach oben laufend, umspult. Das Gefäß zeichnet sich durch einen hervorragenden Erhaltungszustand aus; nur eine winzige Stelle am Rand ist beschädigt. Das Innere des Gefäßes, schwarze Augenschminke (Kohel), ist nicht sichtbar, da der stabförmige, grünlich patinierte Bronzeapplikator - mit ihm wurde die Schminke aufgetragen - mit dem Inhalt zusammenkorrodiert ist.

Zylindrischer Becher mit formgeblasener Inschrift

Der formgeblasene Becher wurde aus durchsichtig blassolivgrünem Glas hergestellt. Verwendet wurde dabei eine aus zwei Vertikalteilen und einem scheibenförmigen Bodenteil bestehende Form. Die vertikalen Formnähte sind noch deutlich erkennbar und erstrecken sich vom Rand bis zum Boden. Der Boden, mit einem formgeblasenen Kreis auf seiner Unterseite, ist flach, die Wandung zylindrisch. Der Rand ist leicht ausbiegend; der abgesprengte Randabschluss fällt schräg nach innen ab. Die Wandung ziert ein Dekor in horizontaler Ausrichtung von oben nach unten wie folgt: zwei Leisten, sich in den Spitzen berührende Palmwedel, eine griechische Inschrift, drei Leisten und abschließend nach rechts ausgerichtete Palmwedel. Die Inschrift "katachaire kai euphrainou" (sei froh und vergnügt) wird von zwei senkrechten Palmwedeln unterteilt (hier sind die vertikalen Formnähte sichtbar). Der Becher ist weitgehend vollständig, war allerdings gebrochen und musste wieder zusammengesetzt werden. Kleine Fehlstellen in der Wandung und zwischen Wand und Boden mit den angrenzenden Wandpartien wurden ergänzt. Die Außenseite irisiert und ist korrodiert, innen bedeckt ein mattweißer Belag die Fläche.

Schminkschale.

Die Schminkschale wurde aus durchscheinend dunkelgelbgrünem Glas in einer geschlossenen Form hergestellt. Sie zeichnet sich durch einen sehr dickwandigen, gerundeten Körper mit konkavem Boden aus; die Standringkante ist gerundet. Der breite, horizontale Rand mit leicht geschwungener Kehlung wurde mit zwei Schliffrillen verziert. Die Schale ist unversehrt und ihre ursprüngliche, glänzende Oberfläche ist außen stellenweise noch sichtbar. Innen und außen irisiert das Glas teils golden. Auf beiden Flächen lassen sich bei eingehender Betrachtung umlaufende Kratzer erkennen.

Achämenidischer Lotuskelchbecher.

Der Kelch besteht aus klarem, farblosem Glas mit blassolivfarbenem Stich; er wurde in einer geschlossenen, einteiligen (?) Form geschmolzen und auf der Außenseite geschnitten und graviert. Der hohe, ausladende Rand mit geschliffener, nach außen abfallender Kante mündet in einen gerundeten Körper. Den Übergang zwischen beiden Abschnitten betont ein leicht gekehlter Ring. Den Kelch ziert ein ausgewogener Dekor. Im Zentrum steht ein Medaillon mit einer 18-blättrigen Rosette, angeordnet um einen Punkt mit zwei konzentrischen Kreisen. Sie verdient insofern besondere Aufmerksamkeit, als sie Einblick in den Herstellungsprozess gewährt: So sind 18 gravierte Hilfslinien erkennbar, die über den Kreis hinausgreifen, der die Rosette einfasst. Um das Medaillon schmiegen sich vierfach gestaffelte Lotusblätter, deren Adern - mit Ausnahme der ganz außen sitzenden Blattspitzen - durch senkrechte Einkerbungen angegeben sind. Der polierte Kelch ist vollständig erhalten. Die Außenfläche ist stellenweise schwarz verwittert und auf der Oberseite des Randes hellbraun versintert. Bei genauer Betrachtung lassen sich außen schwache Spuren umlaufender Kratzer, innen unregelmäßige Kratzer ausmachen.

Amphoriskos (zweihenkeliges, bauchiges Gefäß, unten spitz zulaufend, mit hohen...

Amphoriskos. Gerader Rand; kurzer, zylindrischer Hals; waagerechte Schulter mit annähernd rechtwinkligem Schulterknick; länglicher Körper mit sanft gebogener zur runden Basis hin zugespitzter Wandung. Unterhalb der Schulter zwei sich gegenüberliegende, senkrecht sitzende und waagerecht durchbohrte Ösenhenkel. Glatte Außenwandung. Innenwandung des Körpers nahezu waagerecht gerillt.

Köpfchen eines Mannes.

Der Kopf wurde aus einer graublaugrünen Matrix hergestellt. Die gleichmäßig durchgefärbte, matte Oberfläche der Bruchstellen legt dabei die Vermutung nahe, dass es sich um einen Werkstoff handelt, der zwischen Glas und glasartiger Fayence liegt. Dargestellt ist ein Mann mit kahlgeschorenem Schädel. Die fleischigen Ohren, respektive Ohrläppchen, sind mit Ohrlöchern versehen. Die Augenbrauen sind nur schwach angedeutet; die Augäpfel sind leicht nach unten geneigt und ein minimal nach außen verlängerter Schminkstrich betont die Augenpartie. Die kurze Nase hat scharfkantige Konturen. Die Lippen sind geschürzt, die Mundwinkel leicht angehoben. Das Kinn ist wenig ausgeprägt. Der Kinnladen wie auch die Wangen sind gerundet. Das Köpfchen - einst Bestandteil einer rundplastischen Figur - ist im Halsbereich gebrochen und am linken Ohr leicht beschädigt. Der Riss über der Nasenwurzel ist auf einen Fertigungsfehler zurückzuführen, der entweder während des Trocknens oder beim Brennvorgang passierte. Des Weiteren zeugen Schleifspuren am Schädel und an der Augenpartie vom Herstellungsprozess. Vereinzelt sind noch Rückstände einer einst deckenden, braunen Verwitterungsschicht zu erkennen.

Augeneinlage eines Tieres.

Die Augeneinlage wurde aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt: Der Augapfel besteht aus weißem Calcit; in ihn wurde die polierte, schwarze Iris aus Obsidian mittels eines Vierkantstiftes (er ist auf der konkaven Rückseite des Auges sichtbar) eingesetzt. Anschließend wurde das Ensemble in die aus opakdunkelblauem Glas formgeschmolzene Augenumrandung eingepasst und mittels eines gipsartigen Bindemittels fixiert. Die Lidränder sind auf der Vorderseite fein poliert, auf der Rückseite sich verjüngend zugeschliffen. Derartige Einlagen zierten vielfach ägyptische Särge, Mumienmasken, Statuetten oder Reliefs. Form und Größe der hier mit außerordentlicher Präzision hergestellten Augeneinlage legen die Vermutung nahe, dass es sich um den Bestandteil einer Mumie oder eines Kartonagesargs eines heiligen Stieres handelt. Das Auge ist hervorragend erhalten. Im Gegensatz zur sorgfältig bearbeiteten Schauseite ist die Rückfläche der Augenumrandung unregelmäßig; bei genauer Betrachtung lassen sich hier Werkzeugspuren erkennen.

Einlage in Gestalt eines liegenden Schakals.

Der Schakal mit spitzer Schnauze und aufgerichteten Ohren wurde, mit der Vorderseite nach unten, aus opakem, schwarzblauem Glas in einer offenen, einteiligen Form geschmolzen. Er ist in liegender Haltung nach links gerichtet wiedergegeben. Bestimmte Details, wie den Brauenbogen, Auge, Nase, Maulspalte, Ohrbehaarung, vorderes Fußgelenk und Rippenbögen hat der Glashandwerker durch Schliff herausgearbeitet, den Maulwinkel durch ein Bohrloch betont. Mit Ausnahme der Innenseite des linken und rechten Ohres ist die Arbeit sorgfältig poliert. Das an den Seiten gerundete Relief war einst auf den Objektträger - eventuell ein Schrein oder ein Pylon - aufgeklebt. Dargestellt ist Anubis, der Friedhofsgott und Seelengeleiter. Die Einlage ist nahezu intakt; einzig die Vorderpfote und der Hinterlauf sind abgebrochen und nicht erhalten. Auf der Rückseite zeigen sich Spuren einer hellbraunen Korrosionsschicht.

Pektoral (Brustschmuck).

Der Brustschmuck besteht aus Holz, das mit Leinen und einer Stuckschicht überzogen, bemalt und mit formgeschmolzenen Glaseinlagen, flachen Glasstäben sowie ägyptischer Fayence verziert wurde. Beidseitig des Durchbruchs stehen zwei Frauen mit erhobenen Armen auf einem Schiff. Die Gesichtsdetails hat der Künstler eingeschliffen. Ihre Körperteile, die rechteckige Fläche hinter der rechten Frau und das Mittelteil des Schiffes bestehen aus hellblauem, die Perücken, Bug und Steven des Schiffes aus dunkelblauem, die Kleider und vier Elemente des oberen, waagerechten Bildrahmens aus braunrotem Glas. Bei den übrigen Einlagen handelt es sich um blaue Fayence. Die flache Rückseite wurde mit Löchern zur Befestigung (Aufnähen) des Schmuckes versehen. Das Pektoral musste aus zwei Fragmenten zusammengesetzt werden. Ursprünglich war in dem ovalen Durchbruch ein Skarabäus (Symbol der aufgehenden Sonne) eingesetzt, was der Gesamtdarstellung ihren Bedeutungsinhalt verleiht: Begleitet von Göttinnen kommt er mit einer Barke aus dem Urozean hervor. Stattete man also den Verstorbenen mit einem solchen Pektoral aus, so sollte dies seine Aufnahme in den ewigen Kreislauf der Sonne gewährleisten.

Kopfförmiger Anhänger.

Der kopfförmige Anhänger wurde vermutlich auf Zypern oder aber in der nordsyrisch-palästinischen Küstenregion gefertigt oder ist punischen Ursprungs. Er wurde aus durchscheinend blaugrünem Grundglas über dem zugespitzten Ende eines Stabes geformt; die Details wurden durch einen farbigen Dekor herausgearbeitet. Dargestellt ist ein Kopf mit bärtigem, orientalisch anmutendem Gesicht. Ein aufgelegter, gelber Glasstrang bildet die obere Gesichtshälfte. Der Bart wurde aus dem Grundglas geformt. Kugelige und ringförmige Perlen dienten der weiteren Ausgestaltung: geschichtete weiße und dunkelblaue für die Augen, eine gelbe für die Nase, eine weiße für den Mund. Ein Einstichloch über der Nasenwurzel lässt vermuten, dass hier ursprünglich eine Perle zur Darstellung eines Stirnflecks (wie er bei vergleichbaren Anhängern überliefert ist) angebracht war. Bei dem dunkelblauen, gedrehten Glasstrang auf dem Kopf könnte es sich entweder um die Wiedergabe der Haartracht oder ein Stirnband handeln. Darüber wurde eine aus dem Grundglas gewickelte Öse angeschmolzen. Das Köpfchen ist fast vollständig erhalten. Die Oberfläche ist verschiedentlich porös, irisierend korrodiert und verwittert. Das von der Herstellung stammende Stabloch ist mit einem Lehmgemisch verfüllt und zeigt am Hinterkopf Spuren einer modernen Bohrung (zur Halterung).

Kopfförmiger Anhänger.

Das Köpfchen wurde aus durchscheinend kobaltblauem, opakorangegelbem, opakgelbem und opakweißem Glas hergestellt. Ein weißer Glasstrang bildet die obere Gesichtshälfte, die untere trägt einen ausgeprägten Bart, geformt aus dem kobaltblauen Grundglas. Angeschmolzene Perlen dienen der Gestaltung der Details: geschichtete in der Abfolge Blau, Weiß, Blau für die Augen und eine weiße für die Nase. Unmittelbar über der Nase zeigt sich ein kleines Einstichloch; ursprünglich saß hier eine Perle zur Wiedergabe eines Stirnflecks (wie er bei vergleichbaren Anhängern belegt ist). Die Ohren sind nur noch in Ansätzen erkennbar; sie bestanden aus geschichteten Perlen in Weiß und unterschiedlichem Gelb. Dass sie einst verziert waren, davon zeugen ein kleines Einstichloch sowie abgesplitterte Bereiche. Der Kopfschmuck und die Lippen werden durch einen gelben Glasstrang modelliert. Eine aus dem Grundglas gefertigte Spirale dient als Öse. Das Köpfchen ist fast vollständig erhalten. Die Oberfläche des weißen Glases ist bräunlich korrodiert. Reste des zur Herstellung verwendeten ummantelten Stabes haben sich als rotbräunliches Sand-Ton-Gemisch an der Innenwandung des Stabloches erhalten.

Zartgerippte Schale

Die formgeblasene Schale wurde aus durchsichtig blassgrünem Glas gefertigt. Am Rand sind zwei entgegengesetzte, vertikale Formnähte erkennbar (in der Wandung und am Boden allerdings weder fühl- noch sichtbar), was die Vermutung nahe legt, dass bei der Herstellung eine aus zwei Vertikalteilen bestehende Form verwendet wurde. Der Boden ist konkav (auf der Innenseite zu einen rudimentären Omphalos ausgeprägt); seine Unterseite trägt vier konzentrische, erhabene Kreise (Leisten) - die beiden mittleren sind etwa 0,20 Zentimeter, die äußeren etwa 0,40 Zentimeter breit. Die gewölbte Wandung der Schale zieren 86 senkrechte, schmale Rippen. Sie münden in eine eingezogene Gefäßschulter, die wiederum in einen konkaven Rand übergeht. Der gerade Randabschluss fällt schräg nach innen ab. Der Rand wurde abgesprengt und überschliffen. Die Schale ist unversehrt; auf der Außen- wie Innenseite irisiert das Glas.

Alabastron (Salbgefäß)

Zur Fertigung des kerngeformten Salbgefäßes wurde durchscheinendes, mittelblaues Glas verwendet; der kunstvoll angebrachte Fadendekor wird von opakorangegelber und blaugrüner Farbgebung bestimmt. Der breite, horizontale Tellerrand wird durch einen gelben Randfaden betont; unterbrochen von dem kurzen, zylindrischen Hals und einer kleinen runden Schulter erfährt der Dekor sodann eine Fortsetzung: Von der Schulter an wickelt sich in engem Intervall ein gelber Faden um zwei Drittel des Gefäßkörpers. Auf der Hauptfläche ist er dabei zu einem Zickzack geformt und wird systematisch von einem dicken, dann hauchdünnen und schließlich wieder dicken blaugrünen Faden unterbrochen. Harmonisch greifen die beiden einzeln im Relief aufgelegten Fäden im unteren Abschnitt die Verzierung des Tellerrandes nochmals auf. Besondere Erwähnung verdienen die zahlreichen Werkzeugspuren, die der aufmerksame Betrachter an dem intakten Alabastron erkennen kann: An der Halsinnenwandung finden sich Relikte des Kerns; der aufgespulte Tellerrand wurde mit Zangen bearbeitet, gleichfalls tragen die Ösenhenkel Werkzeugspuren. An der Basis zeigt sich, dass die Fadenspirale im Uhrzeigersinn gedreht wurde.

Amphoriskos

Der vollständig erhaltene Amphoriskos (zweihenkeliges, bauchiges Gefäß, unten spitz zulaufend, mit hohen Henkeln und hohem Hals) wurde aus weißem, überwiegend opakem und im unteren Gefäßdrittel durchscheinenden Glas gefertigt; das Material ist durchzogen von winzigen und teils bis zu 1,5 mm großen, an der Oberfläche offenen Blasen. Ein dunkelpurpurfarbener Faden verziert in rechts gedrehter Windung und unterbrochener Linienführung die gerundete, abfallende Schulter. Dort, wo das Gefäß seinen größten Durchmesser hat, beginnt ein zweiter, sehr dicker und zunächst geradliniger Musterfaden. Er ist gleichfalls nach rechts geführt und setzt sich nahezu bis zur Basis des Gefäßkörpers fort. Nun zu einem unregelmäßigen Feder- und Zickzackmuster auf- und abgezogen, wird er nach unten stetig dünner. Hierbei entstanden die stark ausgeprägten Rippen. Neben Werkzeugspuren lassen sich weitere Details zum Herstellungsprozess am Objekt ablesen: Das Gefäß ist kerngeformt, der Rand und der Knopffuß wie auch die Fäden wurden aufgespult. Besonders interessant ist folgende Beobachtung: Ein kleines Stück opakweißen Fadens berührte vermutlich bei der Herstellung der Henkel den dicken Dekorfaden - ein Fertigungsfehler, der von dem Glashandwerker jedoch nicht mehr behoben wurde.

Oinochoe (einhenkeliger Weinkrug)

Der vollständig erhaltene Krug wurde aus durchscheinendem, dunkelkobaltblauem Glas kerngeformt. Der kleeblattförmige Rand sowie der Fußrand werden durch einen graugrünen Relieffaden betont; den zylindrischen Hals ziert ein gelber Faden - ein Motiv, das auf dem Gefäßkörper fortgesetzt wird. Sechsmal umrundet hier ein gelber Faden den Körper, um dann von einem graugrünen Faden abgelöst zu werden, der weißlich korrodiert endet. Neben dem farblichen Wechsel findet ein Wechsel in der Linienführung von geradlinig zu zickzackförmig statt. Drei gerade geführte Dekorfäden bilden den unteren Musterabschluss. Mit Ausnahme einer feinen Rippung in Höhe des Zickzackmusters ist die aufgespulte Verzierung mit der Wandung zu einer Ebene verschmolzen. Dass neben handwerklichem Können auch Kreativität gefragt war, lässt sich gut beobachten: So wurde der Henkel derart geschickt am Gefäß festgeschmolzen, dass der Ansatz des gelben, den Körper zierenden Fadens verdeckt wurde. Von außen ziert eine flache Perle die Befestigungsstelle. Neben Werkzeugspuren am Kleeblattrand sowie am Fuß sei zudem auf das Innere des zylindrischen Halses verwiesen: Scharfkantig ist hier sein ursprünglicher Rand noch sichtbar.

Aryballos (kugeliges Salbölgefäß)

Allein der hervorragende Erhaltungszustand des Salbölgefäßes ist eine nähere Betrachtung wert. Der Aryballos, dessen gerundeter Boden eine zentrale Ausbuchtung aufweist, wurde aus homogenem, nahezu durchsichtigem, kobaltblauem Glas gefertigt; hellgraue Kernspuren an der Innenwandung zeugen vom einstigen Herstellungsprozess. Die beiden sich gegenüberliegenden Ösenhenkel wurden gesondert angefügt. Der nach innen tüllenförmig abfallende Rand wurde mit einem hellblauen Relieffaden verziert; auf dem Gefäßkörper selbst beschließt ein ebenfalls hellblauer Faden das dort angebrachte Muster. Es beginnt mit einem dicken, gelben Glasbatzen auf der Schulter: Mal dicker, mal dünner windet sich der Faden mehrmals um den Körper. In der unteren Hälfte wurde zudem ein hellblauer, den Körper dreimal umlaufender Faden verarbeitet. Einhergehend mit der Farbkombination findet ein systematischer Wechsel in der Linienführung der aufgespulten Dekorfäden statt: Gerade Spiralen gehen über in ein Arkaden- und Zickzackmuster, darauf wiederum folgen zwei gerade Linien. Mit Ausnahme der flachen Furchen in Höhe der ausgezogenen Fäden ist der Dekor zu einer Ebene mit der Wandung verschmolzen.

Hellenistische Zungenblattschale

Die durchsichtige bis blassgelbgrüne Zungenblattschale wurde vermutlich in einer geschlossenen Form geschmolzen; denkbar ist auch eine Herstellung durch Absenken. Der vertikale Rand mit gerundeter Kante wird durch eine Kehlung, über einem schmalen umlaufenden Steg, vom Körper abgesetzt. Es folgt ein flaches, breites Band, dem sich 57 geschnittene, konkav eingetiefte Zungenblätter anschließen. Sie münden in den Schalenboden, den der Glashandwerker mit einem Medaillon versehen hat: Ein geschliffener achtstrahliger Stern wird von zwei kreisförmigen Schliffrillen eingefasst; der Bereich zwischen den beiden Kreisen wird durch eine Hohlkehle gebildet. Die sehr fein gearbeitete Schale ist außen wie innen korrodiert; sie musste aus Fragmenten zusammengesetzt und zu ca. zehn Prozent modern ergänzt werden.

Halbkugelige Schale auf Fuß

Die Schale besteht aus durchsichtigem, blassolivfarbenem Glas, wobei die Cuppa und der glockenförmige, hohle Fuß vermutlich gesondert in geschlossenen Formen hergestellt und dann an der Nahtstelle von Stiel und Fuß verschmolzen wurden. Bei aufmerksamer Betrachtung lässt sich auf der Mitte der Fußunterseite eine unregelmäßige, kleine Vertiefung erkennen, die möglicherweise von genau jenem Vorgang stammt: So könnte es sich hierbei um die Spuren des Werkzeugs handeln, mit dem der Fuß beim Verschmelzen gegen den Stiel gedrückt wurde. Akzentuiert wird der horizontal ausladende Rand durch zwei Schliffrillen; eine weitere wurde unmittelbar unterhalb des Randes - diesmal auf der Innenfläche - angebracht. Darüber hinaus zieren sechs Rillen die Außenfläche im unteren Gefäßbereich: drei an der Basis der Cuppa am Übergang zum Stiel, eine am Fuß an der Verbindung mit dem Stiel, eine unten am Fuß, die sechste an der Fußaußenkante. Es fällt auf, dass der Stiel, die Schliffrillen um den Kelch und die Schliffrille unten auf dem Fuß alle in der gleichen Richtung aus der Gefäßachse verschoben sind. Die Schale ist nahezu vollständig erhalten; nur zwei kleine Stellen mussten ergänzt werden.

Bemalter und vergoldeter Teller

Der Teller wurde aus durchsichtigem, blassgelbgrünem Glas formgeschmolzen; sein nicht exakt kreisförmiger, weit nach außen geschwungener Rand legt die Vermutung nahe, dass der Teller frei geschliffen wurde. Der Boden ist auf der Innenseite flach, die Standfläche ist leicht gewölbt und wird von einem niedrigen Steg eingefasst. Besondere Aufmerksamkeit verdient die unmittelbar daneben angebrachte Verzierung, die den Teller zu einem Kleinod macht: Ein ca. ein Zentimeter breites Band aus Blattgold wurde hier aufgelegt auf ein gemaltes Spalier mit roten Blüten und schwarzen Blättern (es war ursprünglich nur von oben durch das Glas sichtbar). Der irisierende und teils verwitterte Teller ist mit Ausnahme von drei kleinen, modern ergänzten Stellen vollständig erhalten.

Zwei Waagschalen

Die beiden formgeschmolzenen Schalen verdienen insofern ganz besondere Beachtung, als Waagschalen aus Glas - im vorliegendem Fall klares, farbloses, mit graugelbgrünem Stich - äußerst selten sind. Ihr flacher, konischer Körper mündet in einen kleinen geschliffenen und polierten Knopf auf der Unterseite. Vermutlich handelt es sich dabei um den Rest des Gusskanals, der zum Füllen der Form verwendet wurde; der Glashandwerker wusste dies anscheinend geschickt zu nutzen: Statt jene Rückstände des Fertigungsprozesses komplett abzuschleifen, hat er sie vermutlich absichtlich am Objekt belassen - vielleicht, damit die einzelne Schale während des Wiegens beim Absetzen geschützt war. Der horizontal ausladende Rand mit gerundeter Kante wurde mit jeweils vier sich gegenüberliegenden, schräg nach oben und von außen nach innen gebohrten Löchern versehen. Unmittelbar unter dem Rand tragen die Schalen auf der Außenfläche eine flache, geschliffene Kehle zwischen zwei Schliffrillen. Die stellenweise verwitterten Schalen sind vollständig erhalten.

Spiralig aufgebaute Reticella-Schale

Die halbkugelige Schale mit gerundeter Wandung und rundem Boden wurde auf der Töpferscheibe aus farblosem Glas mit opakgelben und durchscheinenden, dunkelvioletten Reticella-Fäden aufgebaut. Fünf in gleicher Richtung gedrehte Fäden wurden spiralig um eine Form gesponnen, wobei sie stellenweise während des Vorgangs brachen und neu angeschmolzen werden mussten. Drei Fäden bestehen aus farblosem Glas, umwickelt mit einem einzigen opakgelben Fädchen, zwei Fäden dagegen mit zwei opakgelben Fäden. Zur Randzone hin sind die Fäden dünn; zum Boden werden sie dicker und liegen dort teilweise übereinander. Den vertikalen Rand mit gerundeter Kante hat der Glashandwerker durch Ansetzen eines tordierten Fadens, bestehend aus einem farblosen und einem dunkelvioletten Faden, geformt und akzentuiert. Die Schale - mit teils trüber und irisierender Oberfläche - ist fragmentarisch erhalten; rund 15 Prozent mussten modern ergänzt werden.

Spiralig aufgebaute Reticella-Schale

Die zu ca. 60 Prozent erhaltene Schale wurde aus farblosem Glas mit opakgelben, dunkelblauen und opakweißen Fäden auf der Töpferscheibe aufgebaut. Dazu wurden fünf in gleicher Richtung gedrehte Reticella-Fäden - sie setzen sich zusammen aus farblosem Glas, umwickelt mit einem einzigen opakgelben Fädchen - spiralig um eine Form gesponnen; stellenweise brachen sie und mussten neu angeschmolzen werden. Der Rand wurde durch Ansetzen eines tordierten Fadens, bestehend aus durchscheinend dunkelblauem und opakweißem Glas, geformt. Die Schale trägt innen und außen irisierende, milchigweiße Verwitterungsspuren.

Schale mit figürlichem Schliff, Konturfurchengruppe

Die freigeblasene, angeblich in Ägypten gefundene Schale besteht aus durchsichtigem, entfärbtem Glas, blassoliv schimmernd. Der Boden ist leicht konvex, die Wandung gewölbt. Durch Absprengung und Schliff entstand der nach außen gebogene, mit Rillen verzierte Rand. Den Boden ziert ein Schliffdekor: Im Zentrum steht eine männliche Büste, die von zwei konzentrischen Kreisen, gefüllt mit kurzen Kerbschnitten, gerahmt wird. Der Mann trägt einen Mantel sowie eine spitze Kappe. Von der Schulter bis etwa zur Augenhöhe erstreckt sich eine gerade Schlifffurche, die mit einer geschnörkelten, freihändig gerissenen Linie in Verbindung steht. Dass es sich hierbei möglicherweise um eine Angelrute handelt, legen vier um das Medaillon gruppierte Fische nahe: Zwei Meerbrassen rechts und links des Porträts sind symmetrisch mit dem Kopf nach oben, die beiden anderen bisher noch nicht identifizierten Fische dagegen asymmetrisch ausgerichtet. Die Schale ist vorzüglich erhalten und damit ein wahres Kleinod. Bei aufmerksamer Betrachtung ist eine leicht geraute Stelle zwischen zwei Furchen auf der Wange der Person erkennbar: Genau hier setzte der Glasschleifer den Schenkel seines Zirkels an, um die Kreise des Medaillons zu zeichnen.

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