museum-digitalbaden-württemberg
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Ausstellung: Fashion?! Was Mode zu Mode macht

Ausstellung: Fashion?! Was Mode zu Mode macht

Ob Fashionista oder Modemuffel – niemand kann sich der Mode entziehen.
Die Große Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“ thematisiert das sich immer wieder verändernde System Mode seit den 1950er Jahren.
Die Produktion, Kommunikation und die Verfügbarkeit von Mode haben sich seither maßgeblich verändert: Sie wurde zunehmend globaler und schnelllebiger. Daran beteiligt sind zahlreiche Akteur*innen der Modeindustrie, sowie die Konsument*innen und Träger*innen. Auch die regionale Mode- und Textilunternehmen, die ab dem 19. Jahrhundert als eine der wichtigsten Wirtschaftszweige Württembergs gelten, spürten die Veränderungen.
Die Ausstellung zeigt Entwürfe bekannter Designer*innen wie Jean-Paul Gaultier und Vivienne Westwood oder Klassiker der Modehäuser Chanel, Dior und Saint Laurent. Fashion-Magazine, Modenschauen, Modefotografien und Social-Media-Aufritte einflussreicher Influencer*innen geben einen Einblick in die Veränderung der Modekommunikation. Kleidung bekannter Stilikonen, aber auch Streetstyle-Mode und Alltagskleidung sind Teil der großen Schau.

Eine Auswahl der Exponate aus den Beständen des Landesmuseums finden Sie hier.
Laufzeit: 24.10.2020 bis 25.04.2021

[ 36 Objekte ]

Ein Damenkleid

Das schulterfreie Cocktailkleid mit Petticoat aus weißer Organza ist maschinell mit Margeriten aus Kunstseide bestickt und hat eine lindgrüne Plisseegarnierung in der Taille. Gefertigt wurde es um 1955 im von Marie- Luise Carven gegründeten Modehaus Carven in Paris. Das Damenkleid ist ein Musterbeispiel für den „New Look“ der 1950er Jahre. Die nach dem Krieg wieder aufblühende Couture französischer Modeschöpfer bildete das Maß der Dinge. Diors „New Look“, der für die neue Entwicklung in der Haute Couture stand, zeichnete sich durch weite Petticoats, Unmengen von Stoff und enge Korsagen ab. Der 1,55 Meter großen Madame Carven ging es neben der hohen Kunst der Schneiderei auch darum die Figur junger Frauen optisch zu verlängern und junge, unbeschwerte Kreationen zu schaffen. Carvens Entwürfe fanden schnell prominente als auch eine internationale Anhängerschaft. [Paulin Schleich]

Dekorationsstoff Design "Köln"

Margret Hildebrand (1917-1997), eine der wichtigsten deutschen Industriedesignerinnen der Nachkriegszeit, wurde 1938 Entwurfsatelier-Leiterin in der Stuttgarter Gardinenfabrik. Der Vorhangstoff „Köln“ hing seit 1949 als Vorhangstoff im Bonner Bundestag und ist charakteristisch für den Stil der „Stuttgarter Gardinen”, den Hildebrand mit ihrer Schülerin Antoinette de Boer (*1939) entscheidend prägte.

Druckstoff, Entwurf Willi Baumeister

Der Druckstoff mit den abstrakt-geometrischen Formen in bunten Farben ist ein Entwurf des renommierten Stuttgarter Künstlers Willi Baumeister, der mit seinem expressionistischen Stil die Kunst der Moderne wesentlich prägte. Kunst mit der Industrie zu verbinden und das Schöne in den Alltag zu integrieren, war der Anspruch der 1911 eröffneten Textilfirma Pausa. Anfangs von der Ästhetik der Wiener Werkstätten und in den 1920er Jahren vom Bauhaus-Stil geprägt, entwickelte die Firma in den 1950er und 1960er Jahren eine ganz eigene Sprache. Mit Entwürfen von berühmten Künstlern wie Willi Baumeister wurde das Unternehmen auch überregional bekannt.

Musterbuch mit Druckstoffen

Die zwischen 1766 und 1981 am Heidenheimer Brenzsee ansässige Württembergische Cattunmanufactur gehörte zu den bekanntesten Textilunternehmen der Region. In Musterbüchern wie diesem wurden die neuesten Trends der Saison präsentiert. Sie dienten als Katalog für Kunden und Interessenten. Heute sind sie zeitgeschichtliche Zeugnisse der Textil-Dessin-Entwicklungen.

Damenoutfit mit Animalprint

Dieses Outfit, bestehend aus Rock und Bluse in Animalprint, ist Teil der Capsule Collection von Tommy Hilfiger in Zusammenarbeit mit US-Star Zendaya, die 2019 unter dem Titel “TommyXZendaya” präsentiert wurde. Das Outfit steht stellvertretend für das ab den 2010er Jahren zunehmend verbreitetere Phänomen, dass bekannte Modelabels für einzelne Kollektionen eine Zusammenarbeit mit bekannten Schauspieler*innen, Musiker*innen oder anderen Personen öffentlichen Interesses eingehen. Präsentiert wurde das Outfit in der Tommy Hilfiger Show von Halima Aden, die als erstes kopftuchtragendes Model gilt, das für westliche Designer*innen Mode auf dem Laufsteg präsentierte und auf zahlreichen Covern von Modemagazinen abgebildet wurde. Ihr Ziel ist es, Kopftücher als selbstverständliches alltägliches Accessoire tragen zu können. Die Bluse befindet sich ebenfalls in der Sammlung und wird unter der Inventarnummer 2020-34 geführt.

Damenjeans

Die Damenjeans des Luxuslabels Stella McCartney in 7/8 Länge mit weitem Bein und hoher Taille, hat einen kontrastierenden Einsatz aus umgekehrt eingenähtem Jeansstoff an einem Bein, sowie eine zweigeteilte Optik des anderen Beins. Die offen verarbeiteten Beinabschlüsse mit kurzen Fransen greifen Elemente des populären Used-Look auf. Ende des 20. Jahrhunderts war die Jeans endgültig in der Alltagsmode angekommen: Frauen wie Männer trugen die beliebte Denim-Hose im Alltag und zu jedem Anlass. Die Jeans der Designerin Stella McCartney zeigt, wie offene Saumnähte mittlerweile selbst Teil der Luxusmode geworden sind.

Sneakers "Triple S"

Die „Triple S“ Sneakers von Balenciaga sind ein charakteristischer Entwurf des Designers Demna Gvasalia, der nach der Gründung seines eigenen Labels "Vetements" 2015 Kreativdirektor beim französischen Haute Couture Haus Balenciaga wurde. Der auch als „Ugly Sneaker“ bezeichnete Turnschuh ist alles andere als ein sportliches Leichtgewicht und erinnert an Plateauschuhe der 1990er Jahre: Wuchtig in der Form, mit klobig dicker Sohle und in auffallend bunten Farben, ist er groß in Mode gekommen und zählt seit seinem Launch 2019 zu den beliebtesten Turnschuhen im gehobeneren Preissegment.

Damenlederjacke

Diese Damenlederjacke des Luxuslabels Alexander McQueen spielt mit den Gegensätzen von verspielten Puffärmeln und kastigem Schnitt, weichem Lammleder und metallenen Nieten. Die Jacke mit Taillengürtel verwischt nicht nur die Grenzen zwischen Streetwear und High Fashion, sondern auch zwischen Provokation und Verspieltheit. Waren Lederjacken lange Zeit vor allem ein Symbol für Männlichkeit und mit Härte und Coolness verbunden, zeigt die Marke Alexander McQueen 2018 in ihrer ready-to-wear pre-fall collection die Lederjacke in unterschiedlichen Varianten als Luxusbekleidung für Damen.

T-Shirt "100% Super Yaya"

Das T-Shirt mit der Aufschrift "100% Super Yaya" ist eine Arbeit der Modedesignerin Rym Beydoun aus Abijan an der Elfenbeinküste. Sie will mit ihren Entwürfen jenseits von Batikstoffen, Kanga und Kitenge stereotypen Bildern afrikanischer Textilien entgegenwirken. Sie verwendet Stoffe aus lokalem Anbau, die an der Elfenbeinküste verarbeitet werden: 100% Super Yaya. Ihre Mode ist inspiriert vom europäischen Streetstyle, von Formen zeitgenössischer westafrikanischer Architektur und sie experimentiert mit kulturell normierten Schnitten und Mustern.

Rock-Shirt-Kombination 'Dead White Mens Clothes'

Bei dem aus einem T-Shirt und Rock bestehendem Outfit handelt es sich um eine zwischen Mode und Kunst angesiedelte Arbeit des Künstlers Jojo Gronostay. Er kaufte auf einem Markt in Ghana Altkleider aus Europa und bedruckte sie mit einem neuen Label: DWMC oder "Dead White Mens Clothes". Damit bezieht er sich auf eine Vorstellung aus der ghanaischen Bevölkerung, die in den 1970er Jahren davon ausging, dass die große Menge an Kleidung auf den Altkleidermärkten bereits verstorbenen weißen Menschen gehörte. Zurück in Europa, verkauft der Künstler die gelabelten Kleidungsstücke zu hohen Preisen. Der abgebildete Rock befindet sich ebenfalls in der Sammlung und wird unter der Inventarnummer 2018-44 geführt.

Sommerkleid

Dieses Sommerkleid aus blau-weiß gestreiftem Baumwollstoff, mit Taillengürtel und gesmoktem Brustbereich erregte im Frühjahr 2018 großes Aufsehen: Das Sommerkleid der Bekleidungskette Zara trug Catherine, Herzogin von Cambridg bei einem Polo Match. Wenige Tage später war das Kleid europaweit ausverkauft. Catherine, Herzogin von Cambridge, und ihre Kleiderwahl stehen immer wieder im Fokus medialer Aufmerksamkeit. Sie ist bekannt dafür, preiswerte Kleidung aus der Fast-Fashion-Industrie mit Designerstücken zu kombinieren.

Cocktailkleid

Das kurze Cocktailkleid mit dem weit gebauschten Rockteil aus Seidentaft mit Streifen in Weiß, Rosé und hellem Blau stammt aus der Ready-to-Wear-Linie Saint Laurent rive gauche. Bereits in den 1960er Jahren reagierte Yves Saint Laurent auf die sich verändernde Bedeutung von Kleidung in der Gesellschaft. Als erster Couturier eröffnete er 1966 in Paris eine Boutique mit dem Ziel, Mode für mehr Menschen zugänglich zu machen. Das Unternehmen Yves Saint Laurent war damit das erste Haute Couture Haus, das eine Konfektionslinie etabliert hatte.

Damenkostüm

Dieses dunkelblau-schwarz karierte Damenkostüm in klassischer Form mit durchgeknöpfter Jacke und etwas über knielangem Rock stammt aus dem Stuttgarter Modealtelier Oscar DeChange. In Stuttgart gründeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Modeateliers, die dem französischen Chic in nichts nachstanden. Dieses Kostüm orientierte sich an der Mode der Zeit und steht stellvertretend für die gehobene Alltagsmode der 1950er Jahre.

Damenmantel

Der Damenmantel "Alligator" ist ein charakteristisches Beispiel für die junge Mode der 1960er Jahre. Die britische Designerin Mary Quant war im London der 1960er Jahre bekannt für junge, revolutionäre Frauenmode, bei der Röcke, Kleider und Mäntel über dem Knie endeten. Vom kindlichen Gänseblümchen-Logo bis zu tanzenden Models - Quants Mode vermittelte einen neuen Lebensstil. In ihren Entwürfen experimentierte sie mit neuen Schnitten und synthetischen Materialien, die Bewegungsfreiheit garantierten.

Zweiteiliges Nachmittagskostüm

Das auf den ersten Blick wie ein einteiliges Kleid wirkende Kostüm verbindet Ober- und Rockteil mit versteckt liegenden Knöpfen und trägt den Namen "Escapade". Das Kostüm ist charakteristisch für die Entwürfe Christian Diors für das Modehauses Dior in frühen 1950er Jahren und stellt eine schlichte Eleganz in den Fokus. Bereits die erste Kollektion, die Christian Dior 1947 vorstellte, begeisterte Menschen auf der ganzen Welt und wurde von der Presse als „New Look“ gefeiert: Nach den entbehrungsreichen Jahren des Zweiten Weltkrieges rückten feminin-elegante Silhouetten in den Mittelpunkt des modischen Interesses.

Turnschuhe "All-Stars" oder "Chucks"

Der ikonische Converse „All Star” wurde 1917 als Sportschuh designt. Wegen seines anfänglich hohen Schafts war der Schuh vor allem bei Basketballspielern beliebt. Zum Erfolg des Unternehmens trug der engagierte Mitarbeiter Chuck Taylor bei. Sein Name ziert deswegen seit 1932 das Converse-Logo. Als die Gummipreise fielen, stieg die Nachfrage des sich seit 1949 kaum mehr veränderten „All Stars” auch außerhalb des Sports.

Damenkleid

Das auf den Körper geschnittene, schmale und zum Saum hin enger werdende, aufwändig gearbeitete Kleid besteht aus reihenweise applizierten, versetzten, locker fallenden Schnüren aus Glasstäbchen auf leichtem Seidenchiffon. In der Farbigkeit wechselt es von Rosénuancen im Brustbereich, bis anthrazit-schwarzen Schattierungen im Rockteil. Als Mitglied des „Stuttgarter Modering”, einem zwischen 1949 und 1969 bestehenden Zusammenschluss mehrerer regionaler Modeateliers, führte Magda Rupp dieses Kleid 1962 erstmals öffentlich vor: beim „Mode-Tee“ im damals legendären Stuttgarter Club Mausefalle. Dort fanden häufiger spontan inszenierte Modenschauen statt.

Ein Paar Damenstiefel

Die flachen weißen Stiefel mit kleinem Absatz, geradem Schaft und Querschlitz auf Wadenhöhe, gehören zu den Klassikern der Mode aus den 1960er Jahren. Als Teil der "Space-Age"-Kollektionen des Designer André Courrèges, wurden die Stiefel in futuristisch anmutenden Kombinationen in Silber und Weiß zu Minikleidern oder kurzen Mänteln mit Brillen und Helmen getragen.

Chanel-Kostüm bestehend aus Jacke und Rock

Dieses zweiteilige Damenkostüm aus Wollbouclé entspricht mit der kurzen Jacke und den sichtbaren Zierborten an Taschen, Saum und Halsauschnitt dem charakteristischen Aussehen eines Chanel-Kostüm. Dieses stammt aus der Ära Karl Lagerfelds, der über dreißig Jahre lang als Designer bei Chanel tätig war. Ihm gelang es, auch sechzig Jahre nach dem Erstentwurf von Coco Chanel im Jahr 1925, den unverwechselbaren Stil des Kostüms beizubehalten und es doch immer wieder den Trends der Zeit anzupassen.

Kleines Schwarzes mit Schleifendekor

Dieses Exemplar eines "Kleinen Schwarzen" stammt von Heinz Oestergaard, der zu den bekanntesten Designern der deutschen Nachkriegszeit zählt. Vorne mit zehn untereinander aufgesetzten Schleifen versehen, gehört es zu den eher auffällig dekorierten Varianten des Klassikers, der seit den 1920er Jahren als vielseitig einsetzbares Kleid für jeden Anlass gilt und immer wieder neu interpretiert wurde und wird.

Tuch "Feminist"

Mit dem Ziel, hochwertige Mode für muslimische Frauen im Bereich Modest Fashion zu designen, gründete die Kanadierin Nour Kaiss 2007 das Label Nourka. Das Tuch "Feminist" wurde von Muslimischen Künstlerinnen aus Toronto/Canada designt und zeigt ein sich wiederholendes Venussymbol mit einer Faust. Die Idee des Designs ist, auf den scheinbaren Widerspruch in der Auseinandersetzung muslimischer Kopftuchträgerinnen mit den Themen Gleichberechtigung und Feminismus hinzuweisen.

T-Shirt "DHL"

Das Oberteil einer scheinbar gewöhnlichen DHL-Uniform täuscht. Es ist ein T-Shirt des Design-Kollektivs Vetements, das 2015 erstmals bei einer Modenschau gezeigt wurde. Es handelt sich bei diesem T-Shirt um zwei gelbe T-Shirts, die zu einem Shirt zusammengenäht wurden. Auf der Vorderseite ist der Aufdruck DHL vetements, auf der Rückseite eine Plakette mit einem Barcode angebracht. Der Name des Labels Vetements heißt übersetzt Kleidung. Die will das Unternehmen aus ihrem alltäglichen Kontext nehmen und sie mit einer neuen Bedeutung versehen. Das „DHL“-Shirt verweist auf die globale kapitalistische Warenzirkulation der Modewelt.

T-Shirt "Eunify"

Das Berliner Label Souvenir Official entwarf als Reaktion auf das britische EU-Referendum 2016 ein T-Shirt. Das sogenannte EUNIFY-T-Shirt zeigt die Flagge der Europäischen Union mit einem fehlenden Stern. Damit wollte das Label Bewusstsein für die bevorstehenden turbulenten Zeiten in der EU schaffen. Der einzelne Stern findet sich als „Hoffnungsträger“ auf der Rückseite des T-Shirts. Daneben eine Telefonnummer, die als EU-Hotline bezeichnt wird und zum Gespräch mit der Europäischen Union einlädt.

Kufiya

Das Seidentuch mit schwarz-gelb-weißem Schlangenmuster erinnert an eine Kufiya, die häufig auch unter dem Begriff "Palästinensertuch" bekannt ist. Hergestellt wurde das Tuch von der Designerin Leyla Piedayesh, die unter dem Label Lala Berlin zunächst nur gestrickte Kleidung fertigte. Bekannt wurde sie durch die Verarbeitung klassischer Kufiya-Muster zu unterschiedlichen Kleidungsstücken und Accessoires. Markenzeichen des Labels sind Seidentücher, die in teilweise stark veränderter Form auf das Muster verweisen.

[Stand der Information: ]