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Württembergisches Landesgewerbemuseum in Stuttgart

Vor 125 Jahren erhielt das Württembergische Landesgewerbemuseum in Stuttgart ein prachtvolles Gebäude, das heute das Haus der Wirtschaft Baden-Württemberg beherbergt. Dort wurde eine überregional ausgerichtete Sammlung zusammengetragen, bewahrt und ausgestellt, die als Vorbild für Industrie und Kunsthandwerk in Württemberg diente.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungsbestände des Landesgewerbemuseums nicht erneut der Öffentlichkeit in einer eigenen Institution präsentiert, sondern in den 1960er Jahren an die Staatlichen Museen Baden-Württembergs verteilt. Das Landesmuseum Württemberg, übernahm rund 40.000 Objekte des ehemaligen Landesgewerbemuseums, darunter die viel beachtete „Sammlung der Geschmacksverirrungen“.

Vom 1. Mai bis zum 31. Dezember 2021 fördert die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) unter dem Titel „Zielgerichtete Digitalisierungsförderung bei Kultureinrichtungen aus dem Netzwerk der Deutschen Digitalen Bibliothek“ das Projekt „LGM online“, das sich der Erschließung und digitalen Präsentation von 4.000 Objekten aus dem ehemaligen Württembergischen Landesgewerbemuseum in Stuttgart widmet. Innerhalb des Projekts „LGM online“ werden ausgewählte Konvolute der ehemaligen Sammlung, insgesamt circa 4.000 Objekte, digital erfasst und veröffentlicht.

[ 120 Objekte ]

Ringsonnenuhr, Bauernring

Der Hauptring besteht aus einem dünnen Messingband, das teilweise sehr schmal geschlitzt ist und an der Innenseite, gegenüber von diesem Schlitz, eine Stundenskala 4–12–8 in paarweiser Anordnung gemäß der Sonnenhöhe trägt. An der Außenseite sind beiderseits des Schlitzes die Monate mit ihren Anfangsbuchstaben eingeprägt. Außen ist in den Hauptring ein in diesem drehbarer schmaler Streifen mit einer feinen Öffnung aufgesetzt. Diese Öffnung wird auf das Datum eingestellt, wonach ein Lichtfleck auf die Skala des frei hängenden Ringes fällt. An den Ring ist eine massive Öse mit einer Kette angefügt.

Horizontalsonnenuhr, „Amorplatte“

Die hochrechteckige Platte ist in zwei Bereiche geteilt. Auf dem oberen befindet sich die Skala der Horizontalsonnenuhr mit 4–12–8, Halb- und Viertelstundenlinien und Transversalablesung. Das untere Drittel der Platte ist mit großen Schmuckfeldern versehen. Die Sonnenuhrenskala (Durchmesser 14,4 cm) ist auf Kreisringen von Kreisornamenten umgeben, im Mittelfeld der geflügelte Amor mit einem Herz, ein Altar mit zwei Herzen darauf, in einer Gartenlandschaft mit Gräsern und einem Baum, darüber „Vnum mihi sufficit“. In einem von Blattwerk und einem schmalen Zickzackstreifen gerahmten Schrift-feld „EXpLICo eX ortV Vs: :qVe aD Hesper:VM PhaebI VIas“, als Chronodistichon für 1698. Unter dem Skalenfeld eine weitere Inschrift. Im Mittelfeld der abgebrochene Eisenstift des Schattenwerfers, vermutlich ein Poldreieck. Im unteren Teil sind zwei Kreisfelder (Durchmesser je 6,0 cm), beide gerahmt von einem Kreisring mit H-förmigen Bändern, mit stilisierten Blüten. Links der geflügelte Amor mit Pfeilköcher, in der rechten Hand drei Herzen, die linke auf einen Bogen gestützt, in einer Gartenlandschaft mit Gräsern und einem Baum, darüber „ELIGE QUOD VELIS.“; rechts Amor auf einer Steinplatte sitzend, darauf eine schlanke Säule mit einem Herzen auf dem Kapitell in ähnlicher Gartenlandschaft, darüber „SIS CONSTANS & FIDELIS“. Zwischen beiden ein rautenförmiges Blattornament mit „FV“, letzteres evtl. das Monogramm des Herstellers. Am unteren Rand ist die Polhöhe bezeichnet: „Pro Eleua: Poli 48 gr:“. Die Unterseite ist leer, mit Resten der Montierung des Schattenwerfers.

Äquatorialsonnenuhr, Augsburger Typ

In die achteckige, auf drei Balusterfüßen ruhende Grundplatte ist mittig von unten die Kompassbüchse angeschraubt. Der Kompass mit dem Durchmesser 4,0 cm mit Zeiger aus gebläutem Stahl weist auf der Skala außen die abgekürzten lateinischen Haupthimmelsrichtungen auf, „ORIE“, „MERI“, „OCCI“, Missweisungskorrektur ca. 18°. Um die Pinne ist eine 12-teilige kleine Windrose graviert, deren Spitzen halbseitig schraffiert sind. An der Nordseite ist das Lot mit einer Messingfeder an der Unterseite, an der Westseite der Polhöhenbogen mit 20°–90° angebracht. An der Südseite befindet sich der die Skala tragende, im Süden sich verjüngende Ring, dessen Seiten geschwungen sind. Auf diesem befindet sich die Skala der Äquatorialsonnenuhr mit III–XII–VIIII, Halbstundenmarken, auf der Innenseite ohne Bezeichnungen fortgeführt. An einem Querstab ist der mit Feder abklappbare Polstab angebracht. Das Lot, der Polhöhenbogen und der Skalenring können zum Transport eingeklappt werden. Auf der Unterseite des Kompasses befindet sich die Polhöhentafel, „Eleua Poli“, für 16 Orte. Die Grundplatte ist flächendeckend mit Blättern und Rankwerk, am Scharnier für den Zifferblattring mit zwei Delphinen verziert, die sonstigen Flächen vollständig punktiert. Das sich nach oben verjüngende Lotgestell ist aus Blättern zusammengesetzt. Die silberne Feder für das Lotgestell trägt Blatt- und Rankwerk, die Unterseite der Kompassbüchse um den Rand herum einen Blattkranz. Die Signatur befindet sich auf der Unterseite der Kompassbüchse, unter der Polhöhentafel „J. G. Vogler.“. Zur Sonnenuhr gehört eine gedruckte Gebrauchsanweisung, 1 Bl., 18 x 13,5 cm, „Gebrauch dises Compasses“, auf der Rückseite eine Polhöhentafel mit 157 Orten in vier Spalten angeordnet.

Äquatorialsonnenuhr mit mechanischer Minutenanzeige

Die auf vier hohen, in Dornen endenden Stellfüßen ruhende Grundplatte trägt an der Südseite den Skalenring mit der Anzeigeeinrichtung. Mittig liegt azentrisch vertieft der Kompass mit Einstellung der Missweisung durch Drehung der Skala, die französischen Haupthimmelsrichtungen sind kreuzweise miteinander verbunden. Ein Lot ist nicht vorgesehen. Auf der Unterseite des Kompasses ist eine Polhöhentafel für 20 französisch bezeichnete Städte eingraviert. Der Skalenträger ist als schmaler Ring ausgebildet mit der Skala 3–XII–9, außen mit einem Zahnradkranz. Über der Scheibe ist mittig eine Durchmesserleiste drehbar, die auf einer Seite einen Zeiger für die Stundenskala, auf der anderen das Minutenzifferblatt mit Räderwerk sowie die Anzeigeeinrichtung für die Sonne trägt. Diese liegt unterhalb des Minutenzifferblattes und besteht aus einem rechteckigen Blech mit Mittellinie sowie davor einem dünnen Faden. Der Skalenring wird durch vier im Durchmesser angeordnete einfache, nach außen hin sich verbreiternde Speichen gehalten. Das Minutenzifferblatt ist in Minuten geteilt, alle 5 Minuten bezeichnet und mit einem einfachen Zeiger versehen. Die Polhöheneinstellung 0°–80° des Skalenträgers erfolgt mit einem an diesen angesetzten Viertelkreisbogen, der durch die Grundfläche durchgeführt und an der Unterseite mittels einer über die Grundplatte hinausragenden Schraube arretiert werden kann. Mit der Sonnenuhr überliefert ist eine aufsetzbare Röhrenlibelle (Länge 8,7 cm), die mit zwei festen Füßen und einer Stellschraube ausgerichtet werden kann. Ihre ursprüngliche Zugehörigkeit ist zweifelhaft. Auf der Unterseite dünn eingeritzt ist die Angabe „N. 9“. Zudem sind die alten Inventarnummern „112“ und „240“ aufgetragen. Das Instrument weist keinen Schmuck auf, erscheint sehr einfach, ausgenommen die Kompassskala. Die Konstruktion entspricht der Minutensonnenuhr von Willebrand (Inv. Nr. 1994-96), jedoch allen Schmucks entkleidet.

Klappsonnenuhr

Die Sonnenuhr besteht aus einer Grundplatte, die aus zwei Elfenbeinplättchen auf einem Holzkern besteht, sowie einer Deckplatte aus Elfenbein. Der Holzkern sowie das oben aufliegende Plättchen eingezogen als Aufstellfläche für die obere Platte. Obere und untere Platte sind durch ein zweiteiliges Scharnier miteinander verbunden und weisen einen Schließ- und einen Öffnungshaken auf. 1a: In der Mitte drehbare Messingscheibe mit Zeiger, darauf umlaufend geprägt Zahlen 2 x 1–12 Stunden und ein sichelförmiges Mondgesicht mit Strahlen. Auf der Elfenbeinplatte eingraviert zwei kreisförmige Bänder mit Angaben einer Monduhr (außen Skala für Epakten 1–29 in Rot, innen Skala 2 x 1–12 in Schwarz). 1b: Vertikaluhr VI–XII–VI, fester Polfaden für etwa 50°. 2a: Eingetiefter Kompass mit dem Durchmesser 1,9 cm, Missweisung ca. –20°, lat. Haupthimmelsrichtungen „MERI“, „OCCI“, „SEPT“, „ORIE“, neben der Pinne zweimal die Meistermarke: „Hand“. Um den Kompass Skala der Horizontaluhr 4–12–8. 2b: Meistermarke „Hand“ für Leonhard Andreas Karner sowie alte Signaturen „244“ und „109“. Der einfache, reduzierte Schmuck besteht aus Blattranken in den Zwickeln (1a), zwei schneeflockenartigen Gebilden in einer Freifläche (1b) sowie zwei Vierpassformen (2a).

Klappsonnenuhr

Die Sonnenuhr hat die Gestalt eines querformatigen Buches. Die beiden Platten sind durch ein vierteiliges Scharnier miteinander verbunden. Die Außenseiten sind mit vergoldeten Eckbeschlägen besetzt, der Buchrücken weist 7 Bünde auf. Zwei Schließen und ein Aufstellhaken. 1a: Diese Seite wird von einer 32-teiligen Windrose eingenommen, die Bezeichnungen A–Z, 24–32, die 32 mit einer heraldischen Linie markiert. An einem Träger vom Rand bis zur Mitte ist ein Zeiger mit beidseitig geschweiften Enden gelagert. Die Mitte ist mit dem Durchmesser 3,2 cm ausgeschnitten, wodurch auch im geschlossenen Zustand der Kompass sichtbar bleibt. 1b: Auf dieser Seite ist um die Öffnung herum die Skala einer Vertikaluhr eingefügt mit vii–xii–v, Halbstundenlinien und Viertelstundenmarken. 2a: Skala der Horizontalsonnenuhr 4–12–8, Halbstundenlinien und Viertelstundenmarken, mittig der Kompass mit dem Durchmesser 3,1 cm, Markierungen „S“, „ORI“, „M“, „OCCI“, Missweisung 8°. 2b: Skalen einer Nachtuhr mit „EPAGTA IVLIANA“, „EPAGTA GREGORI“, Skala für das Mondalter 1–29 [1/2], 2 x 1–12, mittig eine Messingscheibe mit Zeiger, „NACHT VHR“, 2 x 1–12. Außer den vergoldeten Beschlägen und Schließen ist die Sonnenuhr auf allen Flächen mit Blüten- und Rankwerk verziert, alle Flächen haben eine Randleiste mit Blütenranken. Die Beschriftungen sind rot/schwarz. Die Sonnenuhr weist keine Signatur auf, könnte jedoch aus der Werkstatt von Tucher stammen (vgl. WLM 1922-79).

Äquatorialsonnenuhr, Augsburger Typ

Die quadratische, mit abgerundeten Kanten versehene Grundplatte ruht auf drei Kugelfüßen. An sie ist mittig von unten die Kompassbüchse angeschraubt. Der Kompass (Durchmesser 4,2 cm) weist auf der Skala außen die lateinischen Haupthimmelsrichtungen auf. Zur Korrektur der Missweisung lässt sich im Kompass eine Scheibe mit einem Pfeil drehen. Die zugehörige Skala ermöglicht die Einstellung 40–0–40 mit Gradteilung, die Einstellung erfolgt von der Unterseite der Kompassbüchse über einen kleinen, in einem Schlitz laufenden Hebel. Um die Pinne ist eine 8-teilige kleine Windrose graviert, deren Spitzen halbseitig schraffiert sind. An der Nordseite ist das Lot mit rundbogigem Lotrahmen und Klöppellot mit einer silbernen Feder an der Unterseite, an der Westseite der Polhöhenbogen mit 20°–90° angebracht. An der Südseite befindet sich der die Skala tragende, im Süden sich verjüngende Ring (Durchmesser 6,2 cm). In diesen ist die Skala mit 3–12–9 und Halbstundenlinien auf einem etwas breiteren Messingstreifen eingesetzt. An einem Querstab ist abklappbar der Polstab montiert. Das Lot, der Polhöhenbogen und der Skalenring können zum Transport eingeklappt werden. Der Rand der Grundplatte ist teilweise in Bögen ausgesägt und flächendeckend mit Rankwerk und Rautenfeldern graviert. Der Lotrahmen ist aus Ranken zusammengesetzt. Die Unterseite der Kompassbüchse ist mittig mit einer stilisierten Windrose verziert, die silberne Feder für das Lotgestell mit Rankwerk. Die Signatur befindet sich an der Südseite der Grundplatte, auf einem geglätteten Schriftband „Nicolaus Ruge[n]das Augsp. 48 Gr.“.

Horizontalsonnenuhr, Butterfield-Typ

Die ovale Grundplatte ruht auf der Kompassbüchse und einem kurzen profilierten Säulenfuß. Sie weist 4 Skalen auf mit 4–12–8, IIII–XII–VIII, 5–12–7 (wiederholt) mit Halb- und Viertelstundenlinien für die Polhöhen 43°, 46°, 48° und 51°. Das Poldreieck ist abklappbar, die Polhöhenskala reicht von 40° bis 60°. Die Halterung des Poldreiecks ist beidseitig als Vogel gestaltet, dessen Schnabel als Zeiger fungiert. Der Kompass mit dem Durchmesser von 2,2 cm trägt auf der Skala die französischen Bezeichnungen der Haupthimmelsrichtungen „NORT“, „EST“, „SVD“, „OVEST“. Die Unterseite der Grundplatte und die Unterseite der Kompassbüchse tragen eine Polhöhentafel für 20 Orte mit Angaben für Grad und Minute, dazu ist hier die mit Blatt- und Rollwerk verzierte Feder für das Poldreieck montiert. Am Fußpunkt des Schattendreiecks ist eine dörfliche Landschaft, auf der Unterseite des Kompasses im Zentrum eine große Blume vor einer Landschaft und einer Burganlage, am Himmel eine langstrahlige Sonne; dazu „il me faict uiures“. Die Feder des Poldreiecks an der Unterseite der Grundplatte ist mit feinen Ranken graviert. Zur Uhr gehört ein silbernes, mit rotem und gelblichem Samt ausgekleidetes, ovales, unverziertes Etui.

Medaille auf den 60. Geburtstag von Gustav Pazaurek

Gustav Edmund Pazaurek wurde 1865 in Prag geboren und studierte dort an der Deutschen Universität Kunstgeschichte. 1906 ging er nach Stuttgart ans Landesgewerbe-Museum und war dort von 1913 bis 1932 Vorstand der kunstgewerblichen Abteilung. Pazaurek war Mitglied des 1907 gegründeten Deutschen Werkbundes und widmete sich mit großem Eifer dem Kampf gegen den „schlechten Geschmack“. Im Stuttgarter Landesgewerbe-Museum richtete er 1909 die „Abteilung der Geschmacksverirrungen“ ein. Die Vorderseite der Medaille zeigt den Kopf Pazaureks nach links über den gekreuzten Meißener Schwertern. Die Rückseite zeigt einen knienden Jüngling mit Füllhorn über drei Hirschstangen und außen einen Sternenkranz. [Kathleen Schiller]

Russische Steinschlosspistole mit Ladestock, ein Geschenk von Zar Paul I. an...

Der Lauf der Steinschlosspistole ist mit zwei Silbermanschetten versehen, die auf Niellogrund silbernes Rankendekor zeigen. Schlossplatte, Hahn, Pulverpfanne und Daumenrast sind aus Eisen und tragen geschnittene, zierlich wirkende vegetabile Ornamentik. Gegenschloss, Griff und Schaft aus Silber sind mit Bändelwerk in axialsymmetrischer Komposition geschmückt. Die Ornamentik folgt französischen Vorbildern aus dem frühen 18. Jahrhundert, wie sie sich im Vorlagenbuch des Claude Gillot finden. Die Pistole war ein Geschenk von Zar Paul I. an den württembergischen Herzog (und späteren König) Friedrich. Paul hatte 1776 Friedrichs Schwester Sophie Dorothee von Württemberg geheiratet, die als Zarin den Namen Maria Fjodorowna trug. Im Jahr 1911 wurde die Pistole vom Königlichen Marstallamt an die Altertümersammlung überwiesen und von dort ans Landesgewerbemuseum ausgeliehen. [Matthias Ohm]

Deckelpokal "Hindenburg"

Gerade mit Porträts wurde Wilhelm von Eiff als Glas- und Steinschneider bekannt. Er wollte dabei stets Bildnisse nach dem Leben schaffen und setzte sich daher mit seinen Modellen intellektuell und zeichnerisch intensiv auseinander, so auch bei diesem Porträt Paul von Hindenburgs. Im Auftrag des Kunsthistorikers Gustav Pazaurek (1865-1935) für die Hindenburg-Ausstellung 1927 im Landesgewerbemuseum Stuttgart gefertigt, zeigt dieser Glaspokal das mattierte Reliefmedaillon mit dem Profil des 80-jährigen Reichspräsidenten. Gerahmt wird es durch die umlaufende Inschrift „PAUL VON HINDENBURG/ UND BECKENDORFF“. Zusätzlich ist auf dem mattiertem Nodus die umlaufende Inschrift „DU SOLLST AN DEUTSCHLANDS ZUKUNFT GLAUBEN/ AN DEINES VOLKES AUFERSTEHEN *** FICHTE ***“ zu lesen. [Marlene Barth]

Tischuhr, sog. Monstranzuhr

Die Form dieser Tischuhr erinnert an eine Monstranz, also ein Schaubehältnis für das geweihte Brot, die Hostie. Für Renaissanceuhren waren originelle Gehäuse, wie Bücher, Gefäße, Statuen oder Dosen nicht unüblich. Das Gehäuse dieser Uhr besteht aus einem hohen Fuß, einem dosenförmigen Aufsatz, in dem die eigentliche Uhr sitzt, und einer weiteren runden Dose, die als Glockenhaus dient. An dem nicht mehr originalen Hauptzifferblatt der Vorderseite lassen sich innen die Stunden (I-XII) und außen die Minuten ablesen. Auf dem abnehmbaren Rückendeckel befinden sich zwei Sonnenuhren: außen eine besondere Form der Vertikalsonnenuhr, das sog. Organum Ptolemei, innen eine Horizontalsonnenuhr. Da die Ganggenauigkeit der Räderuhren noch zu wünschen ließen, waren Sonnenuhren ein wichtiges Hilfsmittel zur Korrektur der angezeigten Zeit. Da man für die meisten erhaltenen Monstranzuhren Augsburg als Herstellungsort annimmt, ist als Auflösung für die dreimal in das Werk eingebrachte Marke CR der Augsburger Meister Caspar Rauber wahrscheinlich.

Tischuhr

Die Uhr setzt sich aus einem flachen Sockel auf querrechteckigem Grundriss, einem geradwandigen Mittelteil mit Eckpilastern und einem geschweiften Dach mit schuppenförmiger Gravur zusammen, das auf einem Arkadengeschoss aufsitzt. Ursprünglich besaß sie noch einen Sockel aus Ebenholz. Das Gehäuse ist mit fein gravierten Pflanzenranken, Fruchtgehängen, Draperien, Bandelwerk und Vögelchen dekoriert. Um das große Hauptzifferblatt liegt ein breiter Ring, der Datum und Tagesheilige zeigt und der halbjährlich gewendet werden muss. Er richtet sich bereits nach dem 1582 eingeführten Gregorianischen Kalender. In das schmale Band zwischen den kleinen Hilfszifferblättern der Vorderseite ist die Signatur I V K eingraviert, die sich an zwei weiteren süddeutschen Uhren mit quadratischem Grundriss findet und dem Augsburger Uhrmacher Jakob von Kreß zuzuordnen sein könnte.

Sockeluhr

Ungewöhnlich ist an dieser Uhr nicht nur ihre Größe sondern auch die Gestaltung ihrer drei Seitenwände. Diese sind in Eisenätztechnik mit biblischen Themen verziert. Dargestellt sind links die Opferung Isaaks sowie der Sündenfall Adams und rechts der Kampf Davids mit Goliath sowie die Auferstehung Christi. Rückseitig verweist die Verspottung einer tagblinden Eule durch weitere Vögel auf die Verspottung Christi. Da die Technik der Eisenätzung besonders in Nürnberg gepflegt wurde, könnte die Uhr dort entstanden sein. Die Uhr trägt an der linken Seite die Signatur 1569 HW. Auf der vergoldeten Vorderseite zeigen fünf Zifferblätter die Stunden, Minuten, den Tagesregent sowie den Stand der Sonne im Tierkreis an.

Wandbehang "Fünf Schwäne"

Der "Schwanenteppich" ist der berühmteste der Wandbehänge, die zwischen 1896 und 1903 in der Kunstwebschule Scherrebek nach modernen Künstlerentwürfen entstanden. Er fand in etwa 100 Ausführungen Verbreitung und zählt heute zu den Hauptwerken des deutschen Jugendstils. Das Exemplar des Landesmuseums wurde 1899 auf der deutschen Kunstausstellung in Dresden für die Sammlungen des ehemaligen Landesgewerbemuseums Stuttgart erworben. Die in einem schmalen Hochrechteck angeordnete Komposition zeigt fünf Schwäne auf einem geschlängelten, von Bäumen umstandenen Bach. Format, Aufbau und auch die stilisierte Naturwiedergabe lassen den Einfluss japanischer Farbholzschnitte erkennen. Der Wandbehang wird im Depot des Landesmuseums aufbewahrt. [Rainer Y]

Deckelterrine in Gestalt eines Truthahns

Der balzende Truthahn wirkt wie eine Tierplastik. Erst auf den zweiten Blick erkennt man seine Funktion als Terrine, deren oberen Teil man als Deckel abnehmen kann. Das eindrucksvolle Fayencegefäß samt Untersetzplatte stammt aus der kurmainzischen Manufaktur Höchst. Dort wurde es von einem in Meißen geschulten Künstler modelliert und nach dem Brand von Johannes Zeschinger mit Muffelfarben naturalistisch bemalt. Die Fayencekunst stand um die Mitte des 18. Jahrhunderts in ihrer Blüte und konnte mit dem noch sehr teuren Porzellan durchaus konkurrieren. Getreu nach der Natur gebildete Gefäße wie diese Truthahnterrine behaupteten sich auf der luxuriösen Tafel neben höchst artifiziellen und verspielten Rokokogeschirren. Die Terrine ist im Keramikmuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt.

Anhänger mit dem Doppelbildnis von Herzog Carl Eugen und Elisabeth Friederike...

Noch keine zwölf Jahre alt wurde Elisabeth Friederike, die Tochter des Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth, zum Gegenstand der großen Politik: Ihr Onkel, Friedrich der Große, verlobte sie mit dem 16-jährigen Herzog Carl Eugen von Württemberg (reg. 1748-1793). Vier Jahre später wurde geheiratet. Das einzige Kind des Paares starb im Säuglingsalter. Als Carl Eugen an der Fortsetzung der unglücklichen Ehe kein machtpolitisches Interesse mehr hatte, durfte die Herzogin 1756 nach Bayreuth zurückkehren. Der Anhänger mit dem Doppelbildnis Carl Eugens und Elisabeth Friederikes könnte anlässlich der Hochzeit des Paares für die Hochzeitsgäste gefertigt worden sein. Er ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Königspokal mit dem Porträt Wilhelms II. von Württemberg

Mit Porträtschnitten begründete der Glaskünstler Wilhelm von Eiff seinen Ruf als Glas- und Steinschneider, eine Kunst, die nur wenige beherrschten. Eiff arbeitete ab 1913 an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule auf dem Weißenhof. Aus Ermangelung eines eigenen Lehrganges stellte er die Gravurwerkzeuge in der Metallklasse von Paul Haustein (1880-1944) her. Ab 1921 wurde unter seiner Leitung eine eigene Fachabteilung für Glas- und Edelsteinbearbeitung eingerichtet. 1916 bekam er vom Direktor des Kunstgewerbemuseums Gustav Pazaurek (1865-1935) den Auftrag für zwei "Königspokale". Um den Auftrag auszuführen erhielt Eiff im Sommer 1916 extra Kriegsurlaub. Ein Pokal wurde dem König zum 25-jährigen Regierungsjubiläum vom "Verein der Freunde des Königlichen Kunstgewerbemuseums" geschenkt, der zweite war für die Sammlung des Königlichen Landesgewerbemuseums bestimmt. Der Pokal mit dem Porträt Wilhelms II. von Württemberg ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Cembalo aus Italien

Zu Lebzeiten Girolamo Frescobaldis (1583-1643) entstand in Italien dieses sehr gut erhaltene Cembalo. Der Tonumfang des einmanualigen Instruments umfasst etwas über vier Oktaven, wobei die Bassoktave zeitüblich als sogenannte kurze Oktave nicht vollständig mit Halbtönen versehen ist. Im 18. Jahrhundert erhielt das Instrument ein neues Gehäuse mit modischen Chinoiserien. Entweder war das Gehäuse beschädigt oder das äußere Erscheinungsbild entsprach nicht mehr dem aktuellen Zeitgeschmack und wurde deshalb erneuert. Der grün lackierte Kasten wurde mit Relieflackmalerei versehen, die in Gold, Rot und Braun und chinesische Flusslandschaften mit Gebäuden und Figuren zeigt. Das Cembalo ist im Haus der Musik im Fruchtkasten ausgestellt.

Giraffenflügel

Aufrechte Flügel unterschiedlicher Form entstanden seit etwa 1798 in steigender Zahl. Sie bezeugen den (vergeblichen) Versuch, die klanglichen Qualitäten eines Hammerflügels mit der Platzersparnis eines Tafelklaviers zu verbinden. Zugleich war das Pianoforte, das wichtigste Instrument bürgerlicher Musikausübung, als repräsentatives Möbelstück für den Salon zu gestalten. Namensgebend für den Giraffenflügel war die asymmetrische Form des aufgerichteten Resonanzkörpers. Das klar gegliederte Möbel weist eine reiche dekorative Ausstattung auf, darunter feuervergoldete Bronzeapplikationen von dem österreichischen Medailleur Franz Detler. Sechs mit Pedalen zu betätigende Züge, darunter Fagott- und Janitscharenzug, statten das Instrument mit zusätzlichen musikalischen Möglichkeiten aus. Der Giraffenflügel ist im Haus der Musik im Fruchtkasten ausgestellt.

Viola d’amore von Johann Stephan Thumhard

Die Viola d’amore wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts in England erfunden. Sie hat die Größe einer Bratsche und kann fünf bis sieben Darmsaiten besitzen, die mit einem Bogen gestrichen werden. Charakteristisch sind die sog. Aliquotsaiten aus Metall, die unter dem Griffbrett verlaufen. Sie geraten durch Resonanz beim Spiel in Schwingungen und verleihen dem Instrument seinen typischen Klang. Unverwechselbar ist auch die Bauform des Korpus mit flachem Boden, geschwungener Umrisslinie und den geflammten Schallöchern. Bach verwendet das Instrument in der Johannes-Passion, um Textpassagen, in denen von (Gottes-) Liebe, Zärtlichkeit und Sehnsucht (nach dem Himmel) die Rede ist, musikalisch auszudeuten. [Heike Schröder] Der gute Erhaltungszustand, die stark geschweifte Form und seine Ausstattung mit sieben Spiel- und 9 Resonanzsaiten machen dieses Instrument zu einem Prachtexemplar seiner Gattung. Gefertigt 1783 von Johann Stephan Thumhard (1786–1845) in Straubing, wird das handwerkliche Können des Erbauers in Details wie der zweilinigen Ebenholz-Randader oder der fein geschnitzte, scharf profilierten Schnecke offenbar. Auch elaborierte Schnitzarbeiten am Schallloch am Ende des Griffbretts oder auf der Rückseite des Wirbelkastens zeigen die große Sorgfalt, die auf dieses Instrument verwendet wurde. [Till Stehr] Diese Viola d’amore ist im Haus der Musik im Fruchtkasten ausgestellt.

Prunkkassette

Die kunstvoll mit Metall- und Holzintarsien versehene Arbeit im Stil des 17. Jahrhunderts besteht aus einer prunkvollen Kassette und einem hohen Konsoltisch. Dieses Meisterwerk wurde erstmals um 1889 für den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen gefertigt und für die große Landesausstellung in Stuttgart 1896 nachgebaut. Bei dieser Nachbildung wurden die balusterförmig gedrehten Beine durch kantige Streben im Renaissancestil ersetzt und statt des Groteskenkopfs in der Mitte erscheint nunmehr das württembergische Staatswappen. Der Entwurf stammt aus der Firma von Paul Stotz, der 1876 eine kunstgewerbliche Werkstätte gegründet hatte, die schon bald öffentliche Anerkennung fand.

Kassette

Das kleine Möbel entspricht in seinem Aufbau - Sockelzone mit Schubladen, Hauptgeschoss mit Pilastern und verkröpftem Gebälk - typologisch dem Kastenschrank, wie er in ganz Süddeutschland ab der Mitte des 17. Jahrhunderts hergestellt wurde. Für eine Lokalisierung des Stücks an den Mittelrhein oder nach Mainfranken sprechen die starke Schweifung des Korpus und die übereck gestellten, auf Voluten stehenden Pilaster. Die Ornamente legen eine Datierung um 1710/20 nahe. Kleine Möbel wie dieses waren keine Modelle, die beim Herstellungsprozess von Möbeln angefertigt wurden. Seine zahlreichen "Geheim"fächer im Inneren lassen vielmehr darauf schließen, dass es zur Aufbewahrung von Nähzeug oder kleinen Gebrauchsgegenständen diente. Das Möbel wurde entweder in Mainz oder in Würzburg gefertigt. Es wird im Depot aufbewahrt.

Ranftbecher mit Ansicht des Schlosses Schönbrunn bei Wien

Bechergläser entsprachen dem Zeitgeist und Lebensgefühl des frühen 19. Jahrhunderts, wie der Deckelpokal dem gehobenen Anspruch der vorangegangenen Epoche. Die sog. "Biedermeiergläser", entstanden zwischen 1815 und 1848, lassen im Dekor deutliche Vorlieben für Orts- und Landschaftsdarstellungen, religiöse Themen und Allegorien erkennen. Die Transparentmalerei erlebte eine neue Blüte, denn ihre lichte und dabei intensive Farbigkeit traf exakt den Geschmack der Zeit. Der Ranftbecher mit Ansicht des Schlosses Schönbrunn bei Wien ist eine typische Arbeit Anton Kothgassers, der eine florierende Glasmalerwerkstatt in Wien unterhielt. Namengebend für die hauptsächlich in Wien gebräuchliche Becherform ist der kräftig vorstehende, dicke Boden mit betontem Profil. Der Ranftbecher ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

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