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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Doppelhenkelvase, sog. „Straßburger Kanne“, um 1570/80

Die Deckelvase aus Bergkristall schmückt eine aufwendig ziselierte Fassung mit kleinen Kameen und Türkisen aus der Hand eines Straßburger Goldschmieds. Wohl schon vor 1569 befand es sich im Besitz von Anna Maria, der Ehefrau Herzog Christophs. Über wechselvolle politische Zeiten hinweg blieb das fragile Gefäß der herzoglichen Familie erhalten und zeugt von der hohen Qualität des Kunsthandwerks im 16. Jahrhundert. [Ulrike Andres]

Denar des Caracalla für Plautilla mit Darstellung von Plautilla und Caracalla

Auch wenn die Münzprägung für römische Kaiserinnen von mächtigen Frauen und starken Charakteren wie Faustina minor oder Julia Domna dominiert zu sein scheint, erinnert dieser Denar für Plautilla den heutigen Betrachter daran, dass der dynastische Ehrgeiz der Kaiser oft genug seine Opfer forderte. Septimius Severus ließ im Jahr 202 die vierzehnjährige Plautilla mit seinem Sohn Caracalla verheiraten. Anlässlich dieses für den Fortbestand des Kaiserhauses wichtigen Ereignisses wurde dieses Münzmotiv gestaltet, auf dem das junge Paar, sich die Hände reichend, abgebildet ist. Die Umschrift PROPAGO IMPERI(i) („kaiserliche Linie/Nachkommenschaft“) lässt keinen Zweifel daran, was sich Septimius Severus von dieser Verbindung erhoffte. Doch nur wenige Jahre später wurde Plautilla, deren Vater des Verrats am Kaiser beschuldigt worden war, auf die Insel Lipari verbannt, wo sie 211 auf Befehl ihres früheren Ehemannes Caracalla ermordet wurde. [Sonja Hommen]

Kameo mit jugendlichem Porträt auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt ein jugendliches männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Ansatz eines Kleidungsstücks ist gerade noch erkennbar. Der Hals ist recht kurz, der Kopf ist eckig. Das Kinn ist sehr klein, der Mund ist leicht geöffnet, die Nase ist nahezu gerade. Das Auge ist recht groß, der Brauenbogen ist sehr fein angegeben. Der Dargestellte hat halblange, lockige Haare, er trägt ein Haarband, das bis zur Kalotte läuft.. Die sehr schöne und saubere Arbeit ist bis auf das Kinn wohl proportioniert und fein ausgeführt. Die Haare wirken sehr plastisch. Dargestellt ist hier wohl ein jugendlicher Herrscher mit Diadem, das Vorbild wird im hellenistischen Herrscherbild zu suchen sein. Bemerkenswert ist, dass dieses Stück im Inneren des Deckels der Vase und somit nicht alltäglich sichtbar gefasst ist. [Marc Kähler]

Medaille von Philipp Heinrich Müller auf die Ehe, Anfang 18. Jahrhundert

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lassen sich neue Darstellungsformen des Themas Liebespaar erkennen. Bei dieser Medaille, gefertigt von Philipp Heinrich Müller, ist das Paar auf der Vorderseite durch ein Tragjoch aneinander gekettet. Die Ketten, an denen sonst die Lasten getragen werden, sind um die beiden geschlungen. Sie schauen nach oben, auf das strahlende Zeichen der Dreifaltigkeit. Neben der Frau sind ein Bienenkorb als Symbol der Eintracht und ein schnäbelndes Taubenpaar für Ehe und Liebe abgebildet. Neben dem Mann dagegen Werkzeug sowie ein Pflug. Die Inschrift verdeutlicht das Gleichnis: EIN PAAR AN TRIB UND LIEB GEBET UND ARBEIT GLEICH. Auf der Rückseite schreitet die Personifikation des Überflusses, ihre linke Hand umfasst ein großes Füllhorn, aus dem Obst und Früchte quellen. Links im Bild ist eine Henne mit ihren Küken abgebildet – Sinnbild für mütterliche Liebe und Geborgenheit. Die Inschrift, WIRD VON DEM HORN DES HEILS BEGLUCKT UND SEGENREICH, setzt den Segensspruch der Vorderseite fort. [Lilian Groß]

Kameo mit männlichem bekränztem Porträt auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Hals ist recht kräftig, der Kopf ist eckig. Das kleine Kinn ist rund, die Kinnlinie ist deutlich erkennbar. Die Mundpartie ist deutlich von der Wange abgesetzt, die Lippen sind schmal. Die Nase hat einen leichten Höcker, die Nasenwurzel ist eingezogen, die hohe Stirn ist leicht gewölbt und weist zwei Falten auf. Das Unterlid ist schwer, im Augenwinkel gibt es leichte Krähenfüße. Der Dargestellte hat kurze, lockige Haare und trägt einen Lorbeerkranz, dessen Schleife in den Nacken fällt. Die gute Arbeit ist gut proportioniert und sauber ausgeführt. Wie bei vielen neuzeitlichen Imperatorendarstellungen ist auch hier der Dargestellte nicht zu benennen. Die Physiognomie ist bis auf dezente Altersmerkmale zu undeutlich. [Marc Kähler]

Medaille von Jeremias Hercules auf die Hochzeit Herzog Christian Albrechts von...

Neben den allegorischen Ehemedaillen des Barock, gab es auch Gedenkmedaillen auf herzogliche Hochzeiten. Der dänische Medailleur Jeremias Hercules fertigte 1668 auf die Hochzeit der zweiten Tochter König Friedrich III. von Dänemark eine solche Prägung an. Friederike Amalia heiratete Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf am 24. Oktober 1667 in Schloss Glückstadt (dänisch Lyksborg). Die Vorderseite zeigt das Paar in zeitgenössischer Kleidung, sich küssend in einer Liebeslaube. Sie sitzen an einem reich gedeckten Tisch, umrahmt von Weinranken. Auf der Rückseite schnäbeln zwei Tauben im Vordergrund. Links und rechts stehen zwei Palmen, welche durch eine Kette mit Schloss verbunden sind und sich dadurch einander zu neigen. Aus einer Wolke ragt ein Arm, der einen Schlüssel in der Hand hält. Die Symbole der Ehe und Liebe auf der Medaille schienen ein gutes Omen zu sein, denn die beiden waren 27 Jahre verheiratet. [Lilian Groß]

Kameo mit männlichem bekränztem Porträt auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Büstenausschnitt ist nahezu gerade, der Hals ist recht lang und nach vorne hin leicht zerfurcht, der Kopf ist oval bis eckig. Das kleine, rundliche Kinn springt weit zurück, die Lippen sind wenig füllig, der Mund ist leicht geöffnet. Die kleine Nase ist dezent geschwungen und geht in die hohe, flache Stirn über. Das kleine, mandelförmige Auge ist von scharf gezeichneten Lidern umgeben, das Ohr liegt recht tief. Der Dargestellte hat kurze, lockige Haare und trägt einen Lorbeerkranz, dessen Schleifen in den Nacken fallen. Die durchschnittliche bis gute Arbeit ist gut proportioniert. Wenngleich auch hier ein römischer Kaiser gemeint sein wird, lässt sich der Dargestellte aufgrund der uneindeutigen Physiognomie nicht benennen. [Marc Kähler]

Denar des Augustus mit Darstellung des Empfangs der Siegeslorbeeren

Augustus, der mit Geschick und Umsicht den römischen Staat von einer Republik in ein Prinzipat umwandeln konnte, beherrschte meisterlich den richtigen Einsatz von Wort und Bild, um seine Absichten und Botschaften dem Volk von Rom überzeugend zu vermitteln. In diesem Sinne thematisiert auch die szenische Darstellung auf diesem Denar die überragende Stellung des Princeps, die nicht zuletzt durch seinen erhöhten Sitzplatz deutlich wird. Augustus, durch seine Toga und den typischen Amtssessel als römischer Magistrat dargestellt, nimmt hier die Siegeslorbeeren von zwei Soldaten entgegen, die aufgrund ihrer Mäntel als Feldherren erkennbar sind. Damit wird gezeigt, dass nicht vorrangig dem siegenden Heerführer selbst die Anerkennung für einen erfolgreichen Feldzug gebührt, sondern dem eigentlichen Oberbefehlshaber, der ihn ausgeschickt hat: dem Kaiser. Besonders interessant ist das Motiv auf diesem Denar auch, weil man es mit einem bestimmten historischen Ereignis in Verbindung bringen kann. Bei den beiden Feldherren, die Augustus hier ihre militärischen Siege zu Füßen legen, handelt es sich um seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius, die Kinder seiner Frau Livia aus ihrer ersten Ehe. Die beiden eroberten ab 15 v. Chr. im Rahmen des sogenannten Alpenfeldzuges Gebiete im heutigen Süddeutschland, in der Schweiz und Österreich. Doch trotz ihrer Erfolge für das Römische Reich müssen sie sich mit einer untergeordneten Stellung vor dem Podium des Kaisers begnügen, auch wenn einer von ihnen, Tiberius, später Augustus‘ Nachfolge als Kaiser antreten wird. [Sonja Hommen]

Kameo mit Amor auf zwei Delfinen auf Doppelhenkelvase, vor 1570/80

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt einen auf zwei Delfinen reitenden Amor. Gleichmäßig geschwungene Wellen bedecken den unteren Teil des Bildes. Darin schwimmen zwei, hintereinander gestaffelte Delphine mit großen runden Köpfen, aufgerissenen Mündern und nahezu runden Augen. Auf den Köpfen der Fische steht ein kleiner unbekleideter Amor. Der schmale Körper ist muskulös, im Bereich der Schulterblätter setzt ein kleiner Flügel an. In der erhobenen Linken hält er eine Art Leine, die vor dem Kopf des hinteren Delfins in die Wellen eintaucht. Die gute und wohl proportionierte Arbeit ist sauber ausgeführt, der Kopf des Amor ist nicht ganz deutlich. Darstellungen mit mythischen maritimen Szenen waren während der Renaissance äußerst beliebt. Auf unserer Vase sind vier davon zu einem Zyklus zusammengestellt. [Marc Kähler]

Aureus des Antoninus Pius für Marc Aurel mit Darstellung einer Quadriga

Während der gesamten, über zwanzig Jahre währenden Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius war Marc Aurel sein designierter Nachfolger, was an dessen Titel Caesar, im Gegensatz zum kaiserlichen Beinamen Augustus, und seiner Präsenz auf den Münzen des amtierenden Herrschers erkennbar war. Marc Aurel, der zukünftige Kaiser, wird auf diesem Aureus des Antoninus Pius sowohl auf der Vorderseite im Porträt mit der Titulatur AVRELIVS CAESAR AVG(usti) PII F(ilius) (Aurelius Caesar (Adoptiv-)Sohn des Augustus Pius) gezeigt, als auch auf der Rückseite in einer sogenannten Quadriga, einem vierspännigem Wagen. Das Gefährt, das traditionell den siegreichen Feldherren während des Triumphzugs in Rom trug und als Symbol militärischer Erfolge auf römischen Denkmälern aufgestellt wurde, verweist in diesem Fall wahrscheinlich nicht auf einen Sieg des Marc Aurel, sondern bezieht sich eher auf dessen Auftritt während einer feierlichen Prozession (processus consularis) anlässlich seines dritten Konsulats im Jahr 161, welches auch im Abschnitt der Münze (CO(n)S(ul) III) genannt wird. Nur wenige Monate nach Prägung dieses Aureus verstarb Kaiser Antoninus Pius, und Marc Aurel konnte nun seinerseits eine fast zwanzig Jahre dauernde Herrschaft antreten. [Sonja Hommen]

Kameo mit Meerkentaur auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt einen Meerkentaur. Gleichmäßig geschwungene Wellen bedecken den unteren Teil des Bildes. Darin bewegt sich das Fabelwesen nach links. Die beiden erhobenen Vorderläufe und der Körper sind pferdeartig, der Hinterleib ist schuppig und endet in einem eingedrehten, aufgefächerten Fischschwanz. Der menschliche Oberkörper ist recht muskulös, der Kopf ist länglichoval. Der Kentaur ist unbärtig und hat kurze Haare. In den erhobenen Händen hält er einen runden Gegenstand (Tympanon?). Eine gute und ausgewogene Arbeit, die Details sind recht fein gearbeitet. Darstellungen mit mythischen maritimen Szenen waren während der Renaissance äußerst beliebt. Auf unserer Vase sind vier davon zu einem Zyklus zusammengestellt. [Marc Kähler]

Sesterz des Septimius Severus mit Darstellung der den Kaiser krönenden Virtus

Dass der aus Nordafrika stammende Septimius Severus Herrscher des Römischen Reiches und Begründer der severischen Dynastie werden würde, war zunächst nicht absehbar, doch konnte er sich während des sogenannten Vierkaiserjahres 193 nach dem Tod des Commodus gegen seine Mitbewerber um den Kaiserthron durchsetzen. Dementsprechend stolz und siegesbewusst ließ er sich auf diesem Sesterz in Feldherrentracht und mit einer kleinen Victoria in der Hand darstellen. Hinter ihm steht eine ebenfalls in eine militärische Rüstung gekleidete Personifikation, die Septimius Severus mit einem Kranz krönt und als Roma oder Virtus zu deuten ist. Das Motiv ist in der römischen Münzprägung auch mit einer den Kaiser bekränzenden, geflügelten Victoria bekannt, wobei die beabsichtigte Botschaft des von der Siegesgöttin begünstigten Herrschers eindeutig ist. Auf diesem Sesterz ist vermutlich Virtus dargestellt, die vor allem als militärische Tapferkeit zu verstehende Tugend, welche Septimius Severus zum Sieg führte und ihn als Kaiser legitimiert. Doch abgesehen von den positiven Eigenschaften, die seinem Herrschaftsanspruch die Krone aufsetzen, sicherte Septimius Severus diesen noch in eine andere Richtung ab: Die Umschrift bezeichnet ihn unter anderem als DIVI M(arci) PII F(ilius), als Sohn des vergöttlichten Kaisers Marc Aurel. Zum Zeitpunkt dieser einseitig erfolgten Adoption war der berühmte Vorgänger bereits seit über zehn Jahren tot, doch die Verbindung zum antoninischen Herrscherhaus erschien Septimius Severus offenbar besonders wichtig. [Sonja Hommen]

Kameo mit Meerkentaur mit Panflöte auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt einen Meerkentaur mit Panflöte. Gleichmäßig geschwungene Wellen bedecken den unteren Teil des Bildes. Darin bewegt sich das Fabelwesen nach links. Die beiden erhobenen Vorderläufe und der Körper sind pferdeartig, der Hinterleib ist schuppig und endet in einem eingedrehten Fischschwanz. Der menschliche Oberkörper ist muskulös, der Bauch hängt etwas durch. Der Kopf ist oval, der Kentaur ist unbärtig und hat kurze, lockige Haare. In den erhobenen Händen hält er einen rechteckigen Gegenstand (Panflöte). Eine gute und ausgewogene Arbeit, die Details sind präzise ausgearbeitet. Darstellungen mit mythischen maritimen Szenen waren während der Renaissance äußerst beliebt. Auf unserer Vase sind vier davon zu einem Zyklus zusammengestellt. [Marc Kähler]

As des Trajan mit Darstellung des einen Feind niederreitenden Kaisers

Auf dieser Bronzemünze ist Kaiser Trajan mit wehendem Feldherrenmantel und gezücktem Speer auf einem galoppierendem Pferd zu sehen. Ein kauernder Daker, dem nichts anderes übrig bleibt, als hilflos seinen Arm zu heben, scheint im nächsten Augenblick niedergeritten und getötet zu werden. Kaum ein anderes Münzmotiv zeigt auf ähnlich dynamische Weise den Kaiser als unaufhaltsamen Eroberer, was im Falle Trajans, unter dem das Römische Reich seine größte Ausdehnung erlebte, durchaus passend wirkt. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts führte er gegen die Daker im späteren Rumänien zwei siegreiche Feldzüge, deren bildliche Darstellung noch heute auf den Reliefs der Trajanssäule in Rom betrachtet werden kann und woran auch diese Münze erinnert. Die Umschrift S(enatus)P(opulus)Q(ue)R(omanum) OPTIMO PRINCIPI (Senat und Volk von Rom dem besten Princeps) nennt den einmaligen Ehrentitel, den der für seine Milde und Gerechtigkeit wie auch für seine militärischen Siege gerühmte Trajan vom Senat verliehen bekam. [Sonja Hommen]

Kameo mit Meerkentaur mit Horn auf Doppelhenkelvase, vor 1570/1580

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einer Doppelhenkelvase gefasst und zeigt einen Meerkentaur mit Horn. Gleichmäßig geschwungene Wellen bedecken den unteren Teil des Bildes. Darin bewegt sich das Fabelwesen nach rechts. Die beiden erhobenen Vorderläufe und der Körper sind pferdeartig, der Hinterleib ist schuppig und endet in einem eingedrehten Fischschwanz. Der menschliche Oberkörper ist muskulös, der Kopf ist oval. Der Kentaur ist vermutlich unbärtig und hat kurze, nicht definierte Haare. Mit den erhobenen Händen führt er ein Muschelhorn zum Mund. Die durchschnittliche bis gute Arbeit ist ausgewogen proportioniert, die Details sind etwas flüchtig herausgearbeitet. Darstellungen mit mythischen maritimen Szenen waren während der Renaissance äußerst beliebt. Auf unserer Vase sind vier davon zu einem Zyklus zusammengestellt. [Marc Kähler]

As des Commodus mit Darstellung des Kaisers am Pflug

Romulus, der mythische Gründer und Namensgeber der Stadt Rom, soll der Sage nach die Grenzen der frühen Siedlung mit einem Pflug gezogen haben, vor den ein Ochse und eine Kuh gespannt waren. Dieser uralte Ritus war nach den Vorstellungen der Römer ein wichtiger sakraler Teil jeder Stadtgründung und als solcher auch auf diesem As des Commodus zu erkennen. Allerdings sieht man hier nicht Romulus, sondern den Kaiser am Pflug stehen, der seiner bedeutsamen kultischen Handlung gemäß, die so nie stattgefunden haben muss, in die Toga gekleidet ist. Die ersten Buchstaben der langen Umschrift COL L AN COM nennen den Namen des Ortes, als dessen Gründer sich Commodus darstellen lässt, doch rätselten Numismatiker lange, wie sich diese auflösen lassen: COL(onia) L(ucii) AN(tonini) COM(modi/modiana) war der Name der Stadt Rom nach ihrer Neugründung durch den Kaiser nach einem Brand 192 n. Chr.. Commodus, der ein eher absolutistisches Verständnis seiner Herrschaft pflegte, hatte also keine Skrupel, die Hauptstadt des Römischen Reiches nach sich selbst zu benennen. Die Zählung der tribunizischen Gewalt, der TR(ibunicia) P(otestas), in der Umschrift verrät aber, dass diese Bronzemünze bereits im Jahr 190 n. Chr. geprägt worden sein muss. Das Problem löst sich auf, wenn man die Ortsangabe als COL(onia) L(anuvina) ANT(oniana) COM(modiana) versteht, womit dann die Stadt Lanuvium in der Nähe von Rom gemeint ist, die Geburtsstadt des Commodus. Anlässlich seines 30. Geburtstages 190 n. Chr. hätte er demnach das bisherige Municipium in den höheren Rechtsstatus einer Colonia erhoben. [Sonja Hommen]

Kleiner Prunkpokal von Abraham I. Lotter, um 1600

Es ist ein Glück, dass der Prunkpokal die Flucht 1634 nach Straßburg überstand. Edelsteine, Bergkristall, Perlen und Gemmen verdichten sich in dem Kunstkammerstück. Zusätzlich gibt es Fassungen mit allegorischen und mythologischen Figuren. Der Pokal scheint der Schwerkraft zu trotzen, denn aus Perlen gebildete Meerwesen balancieren den Gefäßkörper. Die Bekrönungsfigur kann als Göttin Fortuna oder die Nereide Galathea gedeutet werden. [Ulrike Andres]

Sesterz des Domitian mit Darstellung des opfernden Kaisers

„Er träumte, dass Minerva, die er abergläubisch verehrte, ihr Heiligtum verließ und ihm erklärte, dass sie ihn nicht länger beschützen könne, da sie von Jupiter entwaffnet worden sei.“ Der römische Kaiserbiograf Sueton überliefert einen Traum des Domitian, durch den diesem sein nahender Tod angekündigt worden sein soll. Die Anekdote verdeutlicht, wie bedeutsam, sogar überlebenswichtig die Göttin für den Herrscher war. Das Bild der Minerva dominiert die Münzprägung Domitians, und auch auf diesem Sesterz ist sie als kleine Kultstatue in dem mit Säulen geschmückten Schrein zu erkennen. Der Kaiser opfert seiner Lieblingsgöttin offenbar Wein oder eine andere kostbare Flüssigkeit aus einer Schale, deren Inhalt er auf einen brennenden Altar fließen lässt. Wie bei kultischen Handlungen üblich, wird sein Kopf von einem Teil der Toga bedeckt. Bei dem kleinen, hier abgebildeten Heiligtum der Minerva könnte es sich um einen privaten Schrein im Palast des Kaisers auf dem Palatin handeln, weshalb dieses Münzbild fast wie eine Illustration zu Domitians Traum wirkt. [Sonja Hommen]

Intaglio mit männlichem Porträt auf Prunkpokal von Abraham I. Lotter, um 1600

Der hochovale Schmuckstein aus Achat ist auf einem Deckelpokal gefasst und zeigt ein männliches Porträt im Profil nach links. Der Büstenausschnitt ist unregelmäßig, der Hals ist kräftig, der eckige Kopf ist länglich. Kinn, Mund, Nase und Augen sind mit wenigen breiten Strichen wiedergegeben. Der Dargestellte hat kurze Haare, die die Stirn eckig rahmen. Die sehr einfache und derbe Arbeit ist mit nur wenigen groben Strichen gesetzt, was eine nähergehende Einordnung erschwert. Unser Stück stammt aus einer Massenproduktion, vergleichbare Gemmen finden sich zahlreich als Besatz und Zierrat auf Gefäßen und Geräten. [Marc Kähler]

Bauinschrift aus Großbottwar

Die Bauinschrift eines Tempels für Apollo und Sirona nennt den Stifter C. Longinius Speratus, einen Veteranen der in Mainz stationierten 22. Legion sowie dessen Frau Iunia Deva und seine vier Kinder. Die Schlussformel belegt, dass mit der Errichtung des „aedem cum signis“ auf eigenem Grund und Boden ein Gelübde eingelöst wurde. Da es sich bei Apollo und der keltischen Göttin Sirona um Heilgötter handelte, stand dieses wohl in Zusammenhang mit einer Erkrankung der Familie. Die Datierung ins Jahr 201 n. Chr. ist durch die Angabe der amtierenden Consuln gesichert. Speratus war der Besitzer einer Ziegelei auf dem Gebiet des heutigen Großbottwar; seine Ziegel ließ er mit den Initialen CLSP stempeln. Die Inschrift wurde 1710 in Großbottwar gefunden, wann und wie sie nach Stuttgart kam, ist nicht bekannt, 1757 war sie bereits dort. Sie ist im römischen Lapidarium ausgestellt. [Nina Willburger]

Kameo mit weiblichem Porträt auf Prunkpokal von Abraham I. Lotter, um 1600

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx ist auf einem Deckelpokal gefasst und zeigt ein weibliches Brustbild im Dreiviertelprofil nach rechts. Die Dargestellte trägt einen Mantel, der auf der rechten Schulter gefibelt ist und die linke Brust freilässt und eine Halskette. Der kleine Kopf ist rundlichoval, die Nase ist sehr leicht geschwungen. Die Haare weisen von der Stirn nach hinten, sind über dem Ohr weit aufgebauscht und am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengefasst, aus dem einige Strähnen eine Schlaufe bilden. Derartige Frauenbüsten – italienische Massenware des 16./17. Jahrhunderts – gibt es in großer Zahl, sie dienten dekorativen Zwecken und finden sich oft auf Gefäßen oder Geräten. Qualität und Ausführung schwanken sehr, in den meisten Fällen handelt es sich aber um schlichte, teilweise sogar derbe Arbeiten. [Marc Kähler]

Weihrelief, Kelten-Weiler

Im Hauptbildfeld des Relief stehen Mercur und Apollon sowie in kleinerem Format die Stifter, in der Sockelzone Minerva und rechts von ihr ein Mann, der einen Stier am Horn gepackt hat. Ferner finden sich ein Altar, ein Kessel sowie eine sich um zwei Gefäße windende Schlange, ein Ziegenbock und ein Schwein. In den Figuren lässt sich das Weiterleben keltischer Traditionen in der gallo-römischen Plastik gut fassen: Sie weisen eine starre Frontalität auf, wirken ungelenk, die Proportionsverhältnisse sind nicht stimmig und die flachen Gesichter werden von großen Augen mit hervortretenden Augäpfeln dominiert, den Gewändern fehlt es an Plastizität. Das Relief aus „Weyler“ gelangte schon zur Zeit Studions nach Stuttgart. Der Fundort wird seit 1835 mit Conweiler angegeben, es muss sich aber Keltern-Weiler handeln. Es ist im römischen Lapidarium ausgestellt. [Nina Willburger]

Kameo mit Kindergesicht auf Prunkpokal von Abraham I. Lotter, um 1600

Der hochovale Schmuckstein aus Glas ist auf einem Deckelpokal gefasst und zeigt ein Kinderporträt im Dreiviertelprofil nach links. Der Kopf ist rundlichoval, die linke Wange ist füllig, die rechte stark verkürzt. Das Kinn ist rundlich, der Mund ist klein. Die kleine Nase hat breite Flügel, die kleinen, mandelförmigen Augen sind von schweren Lidern umgeben. Die breite Stirn ist recht flach, das Kind hat kurze, lockige Haare, die in Buckellöckchen die Stirn rahmen. Solche sehr kleinen Kameos mit frontalen Kinderköpfchen (Amor?) finden sich häufig und dienten wohl ursprünglich – so wie hier - als Dekor eines Gerätes oder Geschirrs. [Marc Kähler]

Altar für Fortuna

Der Altar an Fortuna Sancta, der Göttin des Schicksal und auch der Glückes, weist die typische Form und eine herkömmliche Weiheformel auf. Die Inschrift ist teilweise sehr schlecht lesbar. Wo der Weihestein gefunden wurde und wann er unter welchen Umständen nach Stuttgart kam, ist nicht bekannt; ab dem Jahr 1695 ist er als Teil der herzoglichen Sammlung im Großen Lusthaus in Stuttgart nachgewiesen. Er befindet sich im Depot des Landesmuseums. [Nina Willburger]

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