museum-digitalbaden-württemberg
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Medaille auf die Einnnahme von Sluis und die Kapitulation von Ostende 1604

Die Belagerung von Ostende im Achtzigjährigen Krieg zwischen den Spanien und den Niederlanden zählt zu den verlustreichsten während des 17. Jahrhunderts. Allein auf spanischer Seite waren rund 40.000 Todesopfer zu beklagen. Die spanischen Truppen begannen im Juli 1601 mit der Belagerung der Stadt und schnitten Ostende auf dem Landweg vollständig ab. Auf dem Seeweg konnte die Stadt allerdings mit Lebensmitteln und Waffen versorgt werden. Deshalb gelang es den Verteidigern mehr als drei Jahre lang, der Belagerung standzuhalten, bis sie im September 1604 schließlich kapitulieren mussten. Diese Medaille zeigt auf ihrer Vorderseite die Stadt Sluis, die von den Niederländern unter Moritz von Oranien im Jahr 1604 erobert wurde. Die zwölfzeilige Inschrift auf der Rückseite nennt diesen Erfolg sowie die Eroberung weiterer Festungen und feiert die tapfere, 38-monatige Verteidigung von Ostende. [Matthias Ohm]

Intaglio mit sitzendem Krieger, frühes 17. Jahrhundert

Der achteckige Ringstein aus einem Amethyst zeigt eine auf einem flachen Felsen sitzende nackte männliche Figur. Um die Beine hat sie einen Mantel geschlungen, das rechte Bein ist leicht vorgestellt, das linke stärker angewinkelt. Die herabhängende rechte Hand greift in den Mantel, mit der angewinkelten Linken hält die Figur einen länglichen Gegenstand, der sich nach oben hin leicht verbreitert und von einer Kugel bekrönt wird (Schwert). Die rechte Schulter ist leicht erhoben, die linke leicht herabgesenkt. Die Figur neigt den Kopf nach vorne. Die gute Arbeit stellt die Muskelpartien gekonnt dar. Das Motiv wird nicht ganz klar, vermutlich ist hier ein Krieger dargestellt, der sein Schwert betrachtet. Das Stück wurde um 1624 im Inventar der Sammlung Guth von Sulz als „ein sizendt Bülldtlein“ beschrieben. [Marc Kähler]

Medaille auf den Sieg des Moritz von Oranien bei Turnhout 1597

Im Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) kämpften die Vereinigten Provinzen der Niederlande um ihre Unabhängigkeit vom Königreich Spanien. Seit 1590 war Moritz von Oranien Oberbefehlshaber der gemeinsamen niederländischen Armee. Ein wichtiger Sieg gelang ihm im Jahre 1597, als er die spanischen Truppen in der Schlacht von Turnhout schlagen konnte. Die Medaille, die auf diesen Sieg geprägt wurde, schildert auf ihrem Avers die Schlacht und zeigt auf dem Revers neun Städte, die Moritz erobern konnte. Wie Inschriften mitteilen, konnten die Niederländer und ihr Heerführer bei ihren militärischen Erfolgen auf himmlische Hilfe zählen. Auf der Vorderseite findet sich ein Vers aus dem Psalter: A DOMINO FACTUM EST ISTUD, ET EST MIRABILE IN OCULIS NOSTRIS - Das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder (Ps 118, 23), auf der Rückseite steht im Zentrum der Satz VENIT, VIDIT, DEUS VICIT - Er (= Moritz von Oranien) kam, er sah, Gott siegte. [Matthias Ohm]

Intaglio mit Merkur, Fortuna, Sol und Luna, 16.-frühes 17. Jahrhundert

Der querovale Schmuckstein aus Lapislazuli, der aus der Sammlung Guth von Sulz stammt, zeigt vier Figuren auf einer breiten Grundlinie. Rechts steht eine männliche Figur mit Flügelstiefeln, einem kurzen Chiton, einem geflügelten Hut und einem langen Heroldstab. Die folgende weibliche Figur trägt ein langes Gewand. Vor ihr steht ein Füllhorn, das sie mit der linken Hand festhält. Hinter ihr steht eine weitere weibliche Figur in einem langen Chiton. In der erhobenen Linken hält sie eine von Strahlen umgeben Kugel (Sonne) über den Kopf der ersten weiblichen Figur. Hinter ihr steht eine dritte weibliche Figur im langen Chiton. In der erhobenen rechten Hand hält sie eine Mondsichel. Die Dargestellten können als Allegorie des Glücks und des Wohlstandes angesehen werden, Merkur, Fortuna und die Gestirne Sol und Luna. [Marc Kähler]

Aureus des Nero mit Darstellung des Jupiter Custos

Die Vorderseite zeigt den belorbeerten Kopf des Nero nach rechts mit der Umschrift NERO CAESAR AVGVSTVS. Auf der Rückseite ist der halbnackte Jupiter nach links sitzend dargestellt, der in seiner rechten Hand ein Blitzbündel und in der linken ein Zepter hält. Die Umschrift lautet: IVPPITER CVSTOS. Dem Jupiter Custos (Jupiter als Wächter) fühlte sich Nero nach der gescheiterten Pisonischen Verschwörung besonders verbunden. Mitglieder der römischen Aristokratie hatten geplant, Nero wegen seiner tyrannischen Herrschaft zu ermorden. Das Unternehmen wurde jedoch bereits im Vorfeld aufgedeckt und vereitelt. Gaius Calpurnius Piso, nach dem diese Verschwörung benannt wurde, beging daraufhin Selbstmord (Tac. ann. 15,48-74). [Matthias Ohm]

Kameo mit Kindergesicht, Ende 16./17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus violettrotem Glas zeigt einen Kinderkopf im Dreiviertelprofil nach rechts. Das Gesicht ist rund, die Wangen sind füllig, der Mund ist klein. Die Nase ist breit, die kleinen Augen mit Pupillen sind von schweren Lidern umschlossen. Auf der Mitte der Stirn gibt es eine eingedrehte Locke. Eine sehr grobe und holzschnittartige Arbeit. Solche sehr kleinen Kameos – gewöhnlich aus Chalcedononyx - mit frontalen Kinderköpfchen (Amor?) finden sich häufig und dienten wohl ursprünglich als Dekor eines Gerätes oder Geschirrs. Die Rückseite wurde wohl ausgehöhlt, um die Farbbrillanz noch zu steigern. [Marc Kähler]

Intaglio mit Büste, Adler und Schlange

Das fast vollständig erhaltene Amulett zeigt eine Büste mit Mauerkrone, auf der ein Adler sitzt. Im Schnabel hält er einen Kranz. Links und rechts des Adlers sind zwei kleine Sterne dargestellt. Unter der Büste schlängelt sich eine Schlange. Links und rechts sowie unter der Büste stehen mehrere griechische, lateinische und wohl hebräische Buchstaben. Hier wurden viele bekannte Motive der magischen Gemmen gemischt. Diese aus der Antike überlieferte Gattung, deren Zweck es war Unheil abzuwenden, war im 16. und 17. Jahrhundert so beliebt, dass man sogar neue Amulette herstellte. Das Stuttgarter Stück wurde bereits 1624 erwähnt, somit sehen wir hier eine sehr frühe Nachahmung antiker Elemente bzw. eine komplette Neuschöpfung. [Marc Kähler]

Intaglio mit männlichem Porträt mit Haarbinde, 16. Jahrhundert

Der hochovale Ringstein aus Lapislazuli zeigt ein männliches Porträt mit einer Harrbinde nach links. Der Dargestellte hat kurze strähnige Haare, eine recht große Nase und ein rundes Kinn. Bei der sicheren Arbeit ist einzig der Hals nicht ganz deutlich herausgearbeitet. In Material, Größe und Steinform weisen das Stück in die Nähe der sog. „Lapislazuliwerkstatt“. Beliebte Motive solcher zumeist schlichten und sehr kleinen Steine sind Sterne, Pflanzen, Tiere, Buchstaben, Herrscherköpfe und Figuren. Dieses Stück, das um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft wurde, ist jedoch wesentlich qualitätvoller. In dem Bild sah man laut Inventar von 1753–1761 den „Kopf des catonis“. Ein Nachtrag in anderer Schrift revidiert jedoch: „der Kopf hat das Diadema, und kann also nicht Catonis seyn“. [Marc Kähler]

Intaglio mit Kreuzigungsszene

Der große Schmuckstein aus transparentem Kristallglas zeigt eine Kreuzigungsszene mit Christus in der Mitte, Maria und Johannes und zwei gekreuzigten Räubern. Die Körper der Gekreuzigten sind sehr plastisch wiedergegeben, die gesamte Szene ist ausgewogen proportioniert. Dieses Stück ist im Inventar der Sammlung Guth von Sulz um 1624 und im Hauptinventar von 1792 beschrieben und zunächst in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert, dies wurde später in „um 1530“ geändert. Vermutlich erfolgte diese Einordnung in Anlehnung an den Schmuckstein mit dem Raub der Helena (KK blau 13), in dem man Gemeinsamkeiten zu dem Werk von Giovanni Bernardi (1494–1533) sah. Das vorliegende Objekt ist jedoch etwas grober gearbeitet als der Raub der Helena und deutlich grober als die Werke Bernardis. Dennoch ist es herausragend unter den Werken der Kunstkammer. [Marc Kähler]

Intaglio mit Insekt, 2./3. Jh. n. Chr.

Der hochovale Schmuckstein in Kegelform mit einem steilwandigen Rand aus dunkelbraun, weiß und honiggelb gebändertem Sardonyx zeigt ein langbeiniges Insekt mit einem runden Hinterleib, sechs Beinen und einen ebenfalls runden Kopf. Das Stück ist sehr sauberer geschliffen. Ungewöhnlich ist die Form des Steines, die Darstellung könnte eine Spinne oder eine Ameise mit einem Getreidekorn wiedergeben. Solche Motive sind aus römischer Zeit durchaus bekannt. Im Inventar der Sammlung Guth von Sulz ist unser Stück als „Ein Omaiß“, also eine Ameise beschrieben. [Marc Kähler]

Intaglio mit dem Raub der Helena

Der äußerst qualitätvolle Schmuckstein aus transparentem Kristallglas zeigt in einer vielfigurigen Szene sehr detailreich den Raub der Helena. Auf einem welligen Meer sind zwei aufwendig geschmückte Schiffe dargestellt, bemannt mit griechischen Kriegern. Sie haben sich gerade Helena von Troia bemächtigt, während an Land zwei Troianer heranreiten. Die gesamte Szene ist sehr stimmig komponiert, die Figuren sind ausgewogen und mit sehr exakten Schnitten wiedergegeben, die im Zusammenspiel mit dem polierten Bildgrund eine enorme Plastizität erzeugen. Dieses herausragende Stück ist seit 1654 in zahlreichen Kunstkammerinventaren verzeichnet, was auf seine besondere Wertschätzung hindeutet. Einige Details sind vergleichbar mit dem Werk des bekannten Künstlers Giovanni Bernardi di Castel Bolognese (1494–1533). Der Schöpfer des Stuttgarter Stücks ist vielleicht in seinem Umfeld zu suchen. [Marc Kähler]

Kameo mit Porträt und Blüte (Alexander), 2. Hälfte 18. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus Lapislazuli zeigt ein Porträt im Profil. Der Hals ist recht lang, das Gesicht ist oval. Die Haare sind mit nur wenigen kurzen Strichen gegliedert. Über der Stirn und im Nacken ist ein Band erkennbar, um das Ohr läuft eine sehr breite geschwungene Strähne (Widderhorn?). Im Nacken fächern sich die Haare lang auf. Unter der Büste befindet sich eine Blüte mit sechs breiten Blättern und einem runden Blütenstand. Ein beidseitig geschnittener Lapislazuli zeigt auf der Rückseite eine Büste Alexanders des Großen (356-323 v. Chr.) mit einem Ammonshorn im bewegten Haar, deren Vorbild Plaketten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind. Auch wenn die Haare bei dem vorliegenden Stück wesentlich länger sind, als man es von Alexanderbildnissen gewohnt ist, könnte auch hier Alexander gemeint sein. [Marc Kähler]

Anhänger mit Mars

Der hochovale Schmuckstein aus einem mehrfarbigen Achat ist als Anhänger gefasst und zeigt einen stehenden Krieger mit Speer und Schild. Er trägt ein kurzes Untergewand, einen Brustpanzer und einen Mantel, der hinter seinem Rücken bis zu den Schienbeinen herabfällt. Rechts neben der Figur steht eine Rüstung, bestehend aus einem Brustpanzer mit Lederschurz und einem Helm mit Helmbusch. In der ausgewogen proportionierten Figur ist wahrscheinlich der Kriegsgott Mars zu erkennen, ein sehr beliebtes Motiv. Diese saubere und qualitätvolle Arbeit ist erstmals im Inventarium Schmidlinianum, das zwischen 1670 und 1690 angelegt wurde, beschrieben und findet sich in der Folge in zahlreichen Kunstkammerinventaren. Die häufige Erwähnung spricht für die besondere Wertschätzung, die diesem schönen Stück entgegen gebracht wurde. [Marc Kähler]

Intaglio mit Apollo, um 1800

Der hochovale Schmuckstein aus violettem Glas zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Um die angedeutete linke Schulter läuft ein Mantel. Der Hals ist recht lang, das Gesicht ist oval. Die langen Haare laufen in leichten Wellen vom Scheitel nach unten und etwas mehr gelockt von der Stirn nach hinten. Im Nacken sind die Haare eingedreht und darunter fallen sie lang auf die Schultern. Der Dargestellte trägt einen Kranz aus länglichen gegenständigen Blättern (Lorbeer).Unser Stück ist ein guter Abdruck – bis auf die aufgeplatzten Bläschen – nach einem qualitätvollen Original. Die Vorlage stammt aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr. Die gesamte Erscheinung und der Lorbeerkranz lassen eine Identifizierung des Dargestellten als Apollon eindeutig zu. [Marc Kähler]

Anhänger mit Tierkreiszeichen und Göttern

Der große Chalcedon ist als Anhänger gefasst und zeigt vier Gottheiten umgeben von einem Tierkreis. Oben beginnend sind im Uhrzeigersinn dargestellt Schütze, Skorpion, Waage, Jungfrau, Löwe, Krebs, Zwillinge, Stier, Widder, Fische, Wassermann und Steinbock. In der Mitte steht unter dem zentralen Bogen eine bärtige Figur bis zur Hüfte im Wasser und hält einen Dreizack (Neptun), rechts darüber eine männliche Figur mit einem langen dünnen Heroldstab (Merkur). Links steht ein Krieger, der eine Lanze und einen Schild hält (Mars) und auf dem zentralen Bogen hinter einem großen Adler eine bärtige Figur mit einem Blitzbündel und einem Speer (Jupiter). Diese detailreiche Darstellung ist inspiriert von der römischen Trias Jupiter, Juno und Minerva. Hier ist Jupiter jedoch in Rüstung und mit Speer wiedergegeben, aus Juno ist ein Merkur im langen Gewand geworden und aus Minerva ein Mars. Hinzu kommt noch ein Neptun. [Marc Kähler]

Intaglio mit Handwerker (Metallziseleur), 17.-1. Hälfte 18. Jh.

Der querovale Ringstein aus hellviolettem Glas zeigt einen auf einer Grundlinie hockenden bärtigen Handwerker vor einem Gefäß. Das Gefäß steht auf einem kleinen Fuß, hat einen bauchigen, gerippten Körper und einen sehr breiten, quergerippten Hals. Links und rechts befinden sich kleine Korbhenkel. Der Handwerker, der eine Art Mantel trägt, hat sich weit vorgebeugt, sein Kopf ist nach unten geneigt. Mit der rechten Hand führt er einen Stichel zum Hals des Gefäßes, in der angewinkelten linken Hand hält er einen Hammer. Am linken Bildrand befindet sich ein dünner Ast mit einigen Blättern. Unser Stück ist ein guter Abdruck nach einer qualitätvollen und detaillierten Vorlage in Paris. Einige antiquarische Unstimmigkeiten – die quergestellten Henkel und der Mantel des Handwerkers - sprechen eindeutig gegen eine antike Datierung. [Marc Kähler]

Intaglio mit thronender Fortuna

Der hochovale Ringstein aus einem dunkelblauen Nicolo ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst. Auf einem Thron mit gedrechselten Beinen sitzt Fortuna mit einem Füllhorn in der Linken und einem Steuerruder rechts. Sie trägt ein langes Untergewand und einen Mantel, der ihre Beine halb bedeckt und hinter dem Füllhorn hinunterhängt. Unten befindet sich eine kurze Grundlinie. Das schöne Stück wurde mit schnellen und sicheren Schnitten gearbeitet. Die Darstellung thronender Fortunen ist recht selten. Seit 1773 befand sich das Objekt im Palais der Gräfin Hohenheim. In der zugehörigen Abgabeurkunde von 1792 ist das Stück erfasst. [Marc Kähler]

Intaglio mit Philosophenporträt (Homer?), 18. Jh.

Der hochovale Ringstein aus blauem Glas zeigt ein bärtiges Porträt im Profil nach links. Der Hals ist kräftig, das Gesicht zeigt deutliche Altersmerkmale. Der Mund ist leicht geöffnet, die kleine Nase ist spitz und hat einen deutlichen Höcker. Die Wange ist faltig, das Auge wird von einem schweren Brauenbogen umgeben und hat einen kleinen Tränensack. Die Stirn ist sehr hoch, der Dargestellte hat eine Stirnglatze und trägt einen dünnen Haarreifen. Am Hinterkopf sind die Haare recht kurz, an den Schläfen und im Nacken sind sie etwas länger und lockig. Der Bart ist sehr voluminös und stark gelockt. Unser Stück ist ein sehr guter Abdruck nach einem qualitätvollen Vorbild. Das Bild erinnert in gewissem Maße an den hellenistischen Porträttypus des Homer (2. H. 8. Jh. v. Chr.), wie er auf einer Glaspaste in Würzburg zu finden ist. [Marc Kähler]

Intaglio Die Wölfin mit Romulus und Remus

Beschreibung des Objekts: Ein antiker goldener Mantelring mit einem querovalen Ringstein. Der Stein ist durchscheinend hell bis mittelgrün mit weißen Stellen am Rand (Chromchalcedon) und trägt ein Intaglio auf der leicht konvexen Bildseite. Der Mantelring hat ein ovales Fingerloch, ist innen fast glatt und außen leicht gewölbt. Der Stein hat einen vertikalen Sprung und weist eine Absplitterung am Hals der Wölfin auf. Die Bildachse läuft mit der Fingerachse. Die Wölfin steht nach links und wendet ihren Kopf nach rechts zurück zu einem unter ihr sitzenden Knaben, den sie säugt. Der Zweite steht links neben ihr und berührt ihren Hals. Die Grundlinie ist unsauber und durch den Hockenden überschnitten. Kunsthistorische Einordnung: Mit wenigen schnellen aber sicheren Schnitten gearbeitet. Bemerkenswert ist die Erhaltung des Steines in dem originalen antiken Ring. Über die Herkunft ist leider nichts bekannt, Größe und Form des Ringes deuten aber auf eine Frau oder ein Kind als Träger hin. Kommentar: Ring und Gemme wurden bislang als Arbeit des 3./4. Jahrhunderts n. Chr. angesehen. Die charakteristische Form des Ringes weist jedoch eher in die Zeit um Christi Geburt bzw. in das frühe erste Jahrhundert n. Chr. Das Motiv der Wölfin mit den beiden Zwillingen ist äußerst beliebt. Das hier einer der beiden neben ihr steht, ist eine geringfügige Variation. Bezug zur archivalischen Überlieferung und zur Kunstkammer: Das vorliegende Stück wurde von dem Antiquar der Kunstkammer Karl Friedrich Lebret (1764-1829) angekauft und ist im Hauptinventar von 1792 wie folgt beschrieben: Nro. 355.) 1. plumper goldener antiquer Ring, worinnen ein Schmaragd gefast ist, worauf die Lupa mit einem Säugling, vor welcher eine männliche figur stehet. Na. Dieser Ring ist schon von dem jetzigen Aufseher dieses cabinets Profeßor Lebret vor geschehener Tradition zum pretiosen cabinet erkauft worden. [Mark Kähler]

Kameo mit männlichem Porträt mit Haarbinde (Orientale), 17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus blauem Glas zeigt ein bärtiges Porträt im Profil nach links. Der Dargestellte trägt einen Mantel und eine breite Haarbinde mit einem dicken Knoten im Nacken und einer kleinen Kugel auf der Stirn (Diadem?). Der Kopf ist oval, der Der Mund ist schmal, die Nase ist recht lang. Der Dargestellte trägt einen Bart, der als kompakte Bartmasse erscheint, nur wenig untergliedert ist und allem Anschein nach die Oberlippe freilässt sowie lange, leicht strähnige Haare. Die auffällig gebogene Nase und das individuelle Haarmotiv mit dem Nackenknoten deuten auf einen Orientalen (einen Syrer oder Phöniker) hin. Das Stück wurde um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft und dort als „Kopf eines Parthischen Königs mit der Königl: binde“ beschrieben. Diese Benennung findet sich auch in allen folgenden Inventaren. [Marc Kähler]

Intaglio mit Wagenrennen

Der ovale Ringstein aus orangerotem Karneol ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt ein Wagenrennen in einem Circus bzw. Hippodrom. Unten sind vier Gespanne dargestellt, die hintereinander nach links fahren. Jedes besteht aus vier Pferden und einem Lenker mit den Zügeln mit der Rechten und einer Peitsche in der Linken. Oben ist die Mittelmauer (spina) des Circus dargestellt. Darauf befinden sich neun Objekte, in der Mitte ein schlanker Obelisk. Links und rechts der spina stehen die Wendemarken (metae). Die detailreiche und sorgfältige Arbeit nutzt das Bildfeld optimal, so entsteht eine perspektivische Wirkung. Der Stil weist in das erste bis zweite Jahrhundert n. Chr. Das Motiv des Circusrennens war ein beliebtes Motiv während der gesamten Kaiserzeit und Spätantike. Seit 1773 befand sich das Objekt im Palais der Gräfin Hohenheim, 1776 wurde es bei Lippert publiziert. [Marc Kähler]

Kameo mit dem Porträt Kaiser Rudolphs II., Ende 16. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus lblauem Glas zeigt das Porträt Kaiser Rudolphs II. (1552-1612) im Dreiviertelprofil nach rechts. Der Kaiser trägt ein reich verziertes Gewand mit einer breiten Brosche mit Anhänger sowie einen sehr hohen, reich gefältelten Kragen. Der birnenförmige Kopf wird von dem Kragen unten umschlossen. Der Kaiser trägt einen recht kurzen gelockten Bart, kurze Haare und einen Lorbeerkranz, dessen Enden über der Stirn zusammenlaufen. Auf dem Bildhintergrund befindet sich eine Beischrift, die links neben der Büste beginnt: RVDOLPHVS . II . RO . IM . REX . HV . BO . Unter der Büste steht A . DOMINO . Die recht gute und detailreiche Arbeit wurde in einem minderwertigen Werkstoff (viele aufgeplatzte Bläschen) ausgeführt. Das vorliegende Stück ist sicherlich ein Erzeugnis der Massenware. Die Vorlage ist in einer Serie von Habsburgerbildnissen zu suchen. [Marc Kähler]

Kameo mit dem Porträt Kaiser Leopolds I.

Der hochovale Schmuckstein aus Karneol zeigt das Porträt Kaiser Leopolds I. Der Kaiser trägt ein auf der rechten Schulter gefibeltes Gewand, er hat sehr lange lockige Haare. Kinn und Unterlippe stehen hervor, die Oberlippe mit dem Bart liegt weiter hinten. Der Kaiser trägt einen Lorbeerkranz aus drei Blattreihen, der im Nacken mit einer Schleife zusammengebunden ist. Die durchschnittliche bis gute Arbeit wirkt wie verwaschen. Der Steinschneider hat den Stein so gewählt, dass das markante Kinn und die Nase in einer orangenen Schicht liegen und ein weiterer Schichtverlauf nahezu dem Hinterkopf entspricht. Das vorliegende Stück wurde 1671 bei dem Regensburger Wachsbossierer und Händler Daniel Neuberger gekauft und ist zusammen mit seinem Gegenstück in einigen Kunstkammerinventaren beschrieben, was für deren Wertschätzung spricht. [Marc Kähler]

Intaglio mit Christus am Kreuz, 16. Jahrhundert

Der hochovale Schmuckstein aus Lapislazuli ist als Anhänger gefasst und zeigt Christus am Kreuz. Auf einer Grundlinie erhebt sich eine Art Vegetation, unterhalb des Kreuzes befindet sich ein runder Gegenstand (Adams Schädel), links und rechts an seinem Fuß zwei etwas längere Striche. Das Kreuz ist von einer einfachen Linie eingerahmt, oben ist das Schild angedeutet. Christus trägt einen Lendenschurz und hat die Beine nach links angewinkelt. An seinen Händen ist je ein sehr langer Nagel dargestellt, aus seinen Wunden rinnt Blut. Er hat den bärtigen Kopf nach links unten geneigt, über seinem Haupt ist ein Nimbus im Profil erkennbar. Die einfache und schlichte Arbeit ist mit wenigen schnellen Schnitten ausgeführt. [Marc Kähler]

[Stand der Information: ]