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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Reduktionszirkel von Erasmus Habermel, um 1600/05

Die Sonnenuhren, Winkelmessgeräte und Reduktionszirkel des Erasmus Habermel, des Hofinstrumentenmachers am Prager Hof Kaiser Rudolfs II., waren schon zu dessen Lebzeiten (um 1565–1606) begehrte Sammlerstücke. Die Zeitgenossen bewunderten insbesondere die Präzision der mathematischen Werkzeuge. Mit den Spitzen des Reduktionszirkels wurde eine Strecke abgegriffen, die dann um einen beliebigen Faktor vergrößert oder verkleinert werden konnten. Hierfür wählte man an den Skalen einen Wert aus und fixierte die sich überkreuzenden Schenkel an dieser Stelle mit der heute fehlenden Stellschraube. Die Stahlspitzen auf der anderen Zirkelseite gaben dann– ganz ohne weitere Berechnungen– die veränderte Streckenlänge an. [Irmgard Müsch]

Intaglio mit Fortuna, 2./3. Jh. n. Chr.

Der hochovale Ringstein aus einem rotorangenen Karneol zeigt eine nach rechts stehende Fortuna mit Füllhorn in der Rechten und Steuerruder in der Linken. Sie steht auf einer Grundlinie. Das Stück ist hart und schnell geschnitten und stammt aus der Sammlung Guth von Sulz. In dem zugehörigen Inventar ist es um 1624 zusammen mit zwei weiteren Fortunen beschrieben als „Simulacrum Fortunae“. Bilder der Glücksgöttin waren als Gemmenbild äußerst beliebt und finden sich dementsprechend zahlreich. [Marc Kähler]

Proportionalzirkel mit Dioptereinrichtung, 17. Jahrhundert

Dieser Proportionalzirkel vereint eine zurückhaltende ästhetische Gestaltung mit einer einfachen Handhabung. In der Praxis verwendete man den Zirkel wurde als Zeicheninstrument für die Vergrößerung oder Verkleinerung von Strecken auf Basis der zur Geometrie gehörenden Strahlensätze. Öffnete man die Visierkläppchen, konnte man das Instrument auch zur Winkelmessung im Gelände nutzen. Mit kleinen gestalterischen Maßnahmen - so wurden die Schenkelenden und Visierplätten abgerundet und mit einem gebohrten Kreisornament verziert – erreichte der unbekannte Hersteller auch eine ästhetische Aufwertung des Instruments. [Irmgard Müsch]

Intaglio mit Viergespann (Sol?), 3. Jh. n. Chr.

Der querovale Ringstein aus Karneol zeigt ein Viergespann mit Wagenlenker. Zwei Pferde stürmen nach links, zwei nach rechts. Die jeweils äußeren blicken nach außen, die inneren blicken sich an. Alle Pferde haben die Vorderläufe erhoben. Hinter den beiden inneren Pferden ist ein Wagenlenker dargestellt. Die männliche nackte Figur steht in einem Hüftschwung nach links und hat die rechte Hand wie in einem Segensgestus erhoben, in der angewinkelten Linken hält sie eine Peitsche. Auch wenn eindeutige Attribute nicht zu finden sind, könnte auch in dem vorliegenden Stück Sol Invictus gemeint sein. Das Stück wurde um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft als „der triumph=wagen des Constantini Magni, so oben auff seiner säule gestanden, ist und aber noch an der Marcus kirche in Venedig ist“. [Marc Kähler]

Auftragsbussole von Michael Bumel, 1613

Michael Bumel, ein ab 1615 in Nürnberg nachweisbarer Kleinuhrmachermeister und Instrumentenbauer, hat sich mit seinen Initialen und der Jahreszahl 1613 auf dieser Bussole verewigt. Für das heutige Auge ist der Kompass mit Visiereinrichtung vor allem ein ästhetisches Kleinod: Die geschwungene Form des Instruments nimmt die floralen Ornamente der Kompasseinfassung auf, während das Laubholz und das vergoldete Messing einen reizvollen Kontrast bilden. Im 17. Jahrhundert dagegen wurde dieses Werkzeug aber nicht nur bewundert, sondern auch als nützliches Hilfsmittel für die Vermessung von Winkeln und Entfernungen im Gelände verwendet. [Irmgard Müsch]

Intaglio mit Apollo gegen Python, 16.–Anfang 17. Jh.

Der querovale Ringstein Karneol zeigt eine männliche Figur und eine Art Drachen auf einer Grundlinie. Die männliche, unbekleidete Figur steht rechts, in der vorgestreckten rechten Hand hält sie einen Bogen, mit der angewinkelten Linken zieht die Figur die Sehne nach hinten. Links steht ein Fabeltier mit einem langen Schlangenleib, der sich zum Schwanz hin einmal eindreht. Das Tier hat zwei kurze Beine und einen schmalen Flügel. Der Kopf ist länglich, in dem leicht geöffneten Maul ist eine lange Zunge erkennbar. Ganz offensichtlich ist hier Apollo dargestellt, der den Drachen Python tötet. Hierzu hat man den oft überlieferten Typus des bogenschießenden Amor variiert und um einen fantastischen Drachen ergänzt. Unser Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und wurde dort als „Phebus, wie er die Schlange Pithon todt schist“ beschrieben. [Marc Kähler]

Kaliberzirkel, 1630

Kaliberzirkel gehörten zu den häufigsten Arbeitsmitteln von Artilleristen. Ihre Tätigkeit - das Bedienen und Richten von Geschützen – beruhte sowohl auf empirischer Erfahrung als auch auf Kenntnissen der angewandten Mathematik. Mit den gebogenen Greifarmen des Kaliberzir-kels wurden die Durchmesser von Geschützkugeln abgegriffen. Dabei bewegte sich der linke Arm über die kreisförmige Skala, die das zugehörige Gewicht für Stein-, Eisen- und Bleikugeln angibt. Anhand von Schießtabellen konnte dann mit Hilfe dieser Werte die benötigte Pulver-menge errechnet werden. [Irmgard Müsch]

Intaglio mit ausruhendem Herkules, 16./17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem orangenen Karneol zeigt einen auf einem Felsen sitzenden bärtigen Herkules mit einem Skyphos in der vorgestreckten Linken. Die Rechte weist hinter ihn. Im Bereich des Ellenbogens wird der Arm von der Keule überschnitten. Unter der geöffneten rechten Hand sind zweimal vier Punkte und kurze Linien zusehen, vier weitere Punkte finden sich zwischen Unterarm und Gesäß. Die Grundlinie befindet sich vor dem Felsen. Die sorgfältige Arbeit ist wohl proportioniert. Die Überschneidung des Armes durch die Keule ist ein auffälliger Fehler, der dieses Stück, das um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft wurde, als neuzeitliche Arbeit nach einem missverstandenen Vorbild ausweist. [Marc Kähler]

Jakobsstab, 17. Jahrhundert

1701 schenkte ein Jakob Langhe – wohl auf Grund seiner Beziehung zum Überseehandel – Herzog Eberhard Ludwig einen Jakobsstab als Dankeszeichen für die Aufnahme in den Lan-desdienst. Drei Jahrhunderte lang wurde der Jakobsstab in der Landesvermessung und insbe-sondere in der Nautik verwendet. Hierzu setzte man den Längsstab unterhalb des Auges an und verschob einen der Querstäbe so, dass mit den Kanten zwei Punkte anvisiert wurden. An-hand des zwischen den Enden der Stäbe entstehenden Dreiecks konnte kann dann der Ab-stand zwischen den angepeilten Objekten bestimmt werden, seien es zwei Gestirne, ein Stern und der Horizont, Gebäude oder andere Geländemarken. [Irmgard Müsch]

Intaglio mit Person und Stier, 2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.–Anfang 1. Jh. n. Chr.

Der stark beschädigte und wohl ovale Ringstein aus hellgelb bis orangenem Karneol zeigt einen nach links gehenden Stier mit erhobenem Kopf. Er hat eine lange schmale Schnauze, lange Hörner, eine sehr lange Mähne im Bereich der Wamme sowie einen voluminösen Körper mit drei Rippen. Hinter dem Stier steht eine Figur in einem langen Gewand (Chiton?), die mit der Rechten an die Hörner des Stieres greift. Unter der Szene befindet sich eine Grundlinie. Vermutlich ist hier ein Opferstier dargestellt, der von einer (oder einem) Kultbeamten zum Altar geführt wird. Das Stück wurde 1753/54 erstmal in der Kunstkammer erwähnt als „Ein kleiner zerbrochener Carniol worauf ein Ochs“. [Marc Kähler]

Sesterz des Trajan mit Darstellung der Einsetzung des parthischen Klientelkönigs

Ein Sesterz, in Bezug auf die Fläche die größte römische Münze, bot sich besonders zur Darstellung komplexer mehrfiguriger Szenen an. Unter Kaiser Trajan wurde dieser Vorzug ausgenutzt, um ein konkretes historisches Ereignis abzubilden, das laut einer Beschreibung des Autors Cassius Dio tatsächlich so stattgefunden haben soll. Im Zuge der römischen Eroberungskriege gegen die Parther, deren riesiges Reich den heutigen Iran und weite Teile des Nahen Ostens umfasste, machte Trajan im Jahr 116 den parthischen Königssohn Parthamaspates, der sich gegen seinen Vater auf die Seite Roms gestellt hatte, zum neuen Herrscher. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem siegreichen Eroberer Trajan und seinem Klientelkönig kommt auf diesem Münzbild deutlich zum Ausdruck: Der römische Kaiser sitzt auf einem erhöhten Podium, offenbar begleitet von einem Prätorianerpräfekten, dem Befehlshaber seiner Leibgarde, während er den mit dem Rücken zu ihm stehenden Parthamaspates krönt. Vor dem neu eingesetzten König kniet die Personifikation der Parthia, stellvertretend für ihr Volk, deren sogenannte phrygische Mütze dem römischen Betrachter als Kennzeichen ihrer orientalischen Herkunft dient. Die Umschrift REX PARTHIS DATVS (ein König wurde den Parthern gegeben) betont noch einmal, dass der Herrscher Roms der eigentliche Akteur und Initiator dieser Königskrönung ist. [Sonja Hommen]

Intaglio mit Vogel und Steuerruder, 1. Jh. n. Chr.

Der nahezu runde Ringstein aus orangerotem Karneol zeigt einen auf einem liegenden Steuerrunder mit gepunkteter Mittelrippe sitzenden Vogel nach rechts. Unter dem Ruder befindet sich eine (Welt?-)Kugel, hinter ihm eine große Ähre. Die schwungvolle Arbeit zeigt ein durchaus geläufiges Motiv. Unser Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und wurde um 1624 in dem zugehörigen Inventar beschrieben als „Vigilantiae Typus, ist ein Gans uff einem Temone sizendt, under welchem ein Globus und daneben ein Kornehr“. Man deutete die Darstellung als Sinnbild für Wachsamkeit und Fürsorge. [Marc Kähler]

Dupondius des Hadrian mit Darstellung der den Kaiser begrüßenden Roma

Die Anwesenheit des römischen Kaisers in seiner Hauptstadt war nicht selbstverständlich, da häufig langwierige Kriege oder Reisen in ferne Provinzen den Herrscher fern hielten. So starb auch Kaiser Trajan 117 n. Chr. nicht in Rom, sondern in der heutigen Türkei auf dem Rückweg nach einem Feldzug. Sein Nachfolger Hadrian, der sich bis dahin als Statthalter in der syrischen Stadt Antiochia aufgehalten hatte, traf wegen dringender militärischer und diplomatischer Aufgaben in den Provinzen erst elf Monate nach seiner Ernennung in Rom ein, am 9. Juli 118 n. Chr., woran dieser Dupondius erinnert. Roma, die kriegerische Stadtgöttin und Repräsentantin des römischen Volkes, sitzt in militärischer Rüstung auf einem Brustpanzer und streckt dem Kaiser zur Begrüßung die Hand entgegen. Im Abschnitt ist die Inschrift ADVENTVS AVG(usti), Ankunft des Kaisers, zu lesen. Während der langen Regierungszeit des reiselustigen Herrschers sollten noch zahlreiche Münztypen mit dem Adventus-Thema folgen, welche Hadrians Ankunft in Städten der römischen Provinzen oder seine Heimkehr nach Rom feierten. [Sonja Hommen]

Intaglio Apollo und Marsyas, Anfang 17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Karneol zeigt zwei unbekleidete männliche Figuren auf einer Grundlinie nach links. Die rechte Figur hält in der linken Hand einen Gegenstand, um die Rechte weht der Mantelsaum. Die linke Figur ist gebückt und hat die Hände auf dem Rücken verschränkt. Zwischen beiden Figuren ist ein dünnes Bäumchen auf einen schmalen Felsen dargestellt. Der auffällige Hüftschwung ist ein typisches Merkmal der Gemmenschneiderei des 16./17. Jahrhunderts. Auf dem Vergleichsstück KK grün 916 ist die rechte Figur durch die beigegebene Leier eindeutig als Apollo ausgewiesen. In dem vorliegenden Objekt, das aus der Sammlung Guth von Sulz stammt, werden wir – trotz der verkürzten Darstellung - mit einiger Sicherheit ebenfalls Apollon und Marsyas erkennen können. [Marc Kähler]

Denar des Augustus mit Darstellung des Mars Ultor-Tempels

Die Darstellung dieses kleinen Rundtempels auf Münzen des Kaisers Augustus aus dem Jahr 19 v. Chr. hat unter Numismatikern und Archäologen viel Verwirrung gestiftet. Auf Grund der Beschriftung im Abschnitt MART(is) VLT(oris) und der im Tempel abgebildeten Gottheit muss es sich hier um ein Heiligtum für den Gott Mars als Rächer handeln, dem Augustus schon 42 v. Chr. aus Dank für seinen Sieg gegen die Caesarmörder den Bau eines Tempels versprochen haben soll. Doch bei dem berühmten, archäologisch erforschten Mars Ultor-Tempel auf dem Augustusforum handelte es sich nachweisbar um ein rechteckiges Monumentalgebäude, das nicht viel mit dem zierlichen Rundbau auf diesem Denar gemeinsam hatte. Vielleicht stellt das Münzbild einen früheren, nie ausgeführten Plan des augusteischen Mars-Heiligtums dar. Wahrscheinlicher aber wird hier ein kleinerer Vorgänger- oder Übergangsbau gezeigt, der bis zur Fertigstellung des eigentlichen Tempels im Jahr 2 v. Chr. eine wichtige Funktion übernahm: Augustus und mit ihm der Gott Mars hatten nicht nur den Mord an Caesar gerächt, sondern auch die bei früheren Kriegen gegen die Parther verlorenen Feldzeichen vom Feind zurückerhalten. Für deren angemessene Unterbringung wurde offenbar der hier dargestellte Rundtempel als Provisorium geplant, was auch von der die Feldzeichen haltenden Figur des Mars angezeigt wird. [Sonja Hommen]

Intaglio mit Kreuzen, vor 1624

Der rechteckige Schmuckstein aus einem orangenen Karneol mit milchig weißer Schicht hat eine flache Bild- und Rückseite, der Rand ist abgerundet. Unten rechts gibt es eine größere Abplatzung, die Oberfläche ist verkratzt, rundherum gibt es eine helle Patina. Dargestellt sind zwei Reihen von Kreuzen und senkrechten Strichen auf je einer Grundlinie und vier Kreuze unten. Die Form des Steines ähnelt arabischen Sigeln, allerdings wird es sich hier nur um rein dekorative Elemente und keine Schrift handeln. Unser Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz. [Marc Kähler]

Aureus des Claudius mit Darstellung eines Triumphbogens

Ein typisches Phänomen der römischen Architektur sind die zahlreichen Ehrenbögen, die anlässlich eines wichtigen militärischen Triumphes für den siegreichen Feldherren, später meist für den Kaiser, errichtet wurden. Auch die größte außenpolitische Errungenschaft des Claudius, die Eroberung des südlichen Britannien, führte 51/52 n. Chr. zum Bau eines solchen steinernen Denkmals in Rom, welches dieser auf seinen Münzen abbilden ließ. Nur wenige Reste, unter anderem ein Teil der Inschrift, sind heute noch von diesem Bogen erhalten, und deshalb ist die Versuchung groß, hier anhand des Münzbildes eine Rekonstruktion des ursprünglichen Baus zu versuchen. Doch sind aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius auch Prägungen für seinen Vater Drusus bekannt, welche die gleiche Darstellung eines eintorigen Ehrenbogens mit Reiterstatue und Tropaia zeigen, die nur statt der Inschrift DE(victis) BRITANN(is) (Nach dem Sieg über Britannien) passend zu den Germanienfeldzügen des Drusus den Schriftzug DE(victis) GERMANI(s) tragen. Dies verdeutlicht, dass hier nicht die genaue Wiedergabe des jeweiligen Bogens beabsichtigt war, sondern eher die Botschaft eines triumphalen Sieges des Kaisers oder seines Vorfahren vermittelt werden sollte. [Sonja Hommen]

Intaglio mit behelmtem Kopf (Krieger?), 16./17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem hellorangenen Karneol zeigt ein behelmtes Porträt im Profil nach rechts. Der Kopf fällt in Bezug auf die Steinform leicht nach hinten ab. Der Hals geht in die Wange über. Das Kinn ist recht klein und rundlich, die Nase ist flach und hat eine runde Spitze. Auf dem Kopf sitzt ein Helm, der weit über die Stirn hinausreicht und einen eingerollten Nackenschutz besitzt. Bis auf den leicht abgesetzten Rand ist der Helm schmucklos. Die gute und sichere Arbeit hat das Gesicht sehr fein ausgearbeitet, der Helm ist hingegen schlicht. Der Helm weist den Dargestellten als Krieger aus, eine nähere Benennung ist jedoch nicht möglich. Würde das Bild weibliche Züge zeigen, könnte man es als Minerva ansprechen. Gelegentlich wird versucht, unbärtige behelmte Köpfe auch als Alexander zu identifizieren, was im vorliegenden Fall jedoch noch weniger möglich ist. [Marc Kähler]

Denar des Nero mit Darstellung des Vesta-Tempels

Bis in die Frühzeit der Stadt Rom, also bis in das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., reichen die Wurzeln des Kultes der Herdgöttin Vesta zurück, deren traditionsreiche Verehrung auch während der römischen Kaiserzeit gepflegt und als Garant für das Wohlergehen des Staates angesehen wurde. Ein immerwährendes Feuer, das die Priesterinnen der Göttin, die Vestalinnen, bewachen mussten, brannte im Inneren des kleinen Rundtempels auf dem Forum Romanum, der auf diesem Denar des Nero dargestellt ist. Der erste Kultbau soll eine einfache Lehmhütte mit Strohdach gewesen sein, woraus sich die geringen Dimensionen und die runde Form des Tempels erklären, die man während späterer Neu- und Umbauten des Gebäudes in Stein und Marmor respektvoll beibehielt. Auch Kaiser Nero, der das durch den großen Brand von Rom 54 n. Chr. zerstörte Heiligtum wiederaufbauen ließ, veränderte den überlieferten Grundriss nicht. Sein frommes und für das Wohl des römischen Volkes wichtiges Bauprojekt wurde auf Münzen abgebildet, um es im Römischen Reich bekannt zu machen. Die thronende Vesta im Tempelinneren entspricht dabei nicht einer realen Kultstatue, sondern dient vielmehr der Verbildlichung ihres Kultes. [Sonja Hommen]

Intaglio mit zwei Eroten bei der Ernte, 16./17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem Karneol zeigt zwei geflügelte Figuren, eine steht, die andere sitzt in einem Baum, an dessen Stamm eine Leiter mit sechs Sprossen lehnt. Auf dem untersten Ast des Baumes sitzt die vermutlich geflügelte Figur, die nach rechts unten schaut und den linken Arm erhoben hat. Auf der Grundlinie steht eine weitere geflügelte Figur nach links, die beide Arme erhoben hat. Mit dem linken Fuß berührt sie die Leiter. Das bukolische Motiv von Eroten bei der Feldarbeit oder wie hier beim Pflücken von Baumfrüchten (Weinreben, Äpfel o. ä.?) ist während der gesamten Antike, vor allem aber während der römischen Kaiserzeit sehr beliebt. Das vorliegende Bild wirkt jedoch recht ungeschickt komponiert und wird vermutlich nicht antiken Ursprungs sein. Es stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und ist dort beschrieben als „Wie Cupito, einen so aus einem Baum hangt (an welchem ein Laittern Lennt), will ablößen“. [Marc Kähler]

Denar des Trajan mit Darstellung der Trajanssäule

Noch heute steht die auf diesem Denar abgebildete Säule des Kaisers Trajan auf seinem Forum in Rom und ermöglicht so dem Betrachter den Vergleich zwischen Originalbau und Münzbild, wobei letzteres eine erstaunliche Detailgenauigkeit offenbart. Die neben der Säulenbasis sitzenden Adler des Jupiter, der Sockel mit den geflügelten Victorien und der Eingangstür, sogar die sich spiralförmig um den Säulenschaft ziehende Linie, die das darauf befindliche Relief andeutet, sind hier erkennbar. Im Jahr 113 n. Chr. wurde dieses Bauwerk eingeweiht, welches an die siegreichen Dakerfeldzüge Trajans erinnern sollte, wobei deren wichtigste Begebenheiten, vom Brückenbau über die Donau bis zur Unterwerfung der Feinde, auf einem umlaufenden Reliefband auf der Säule dargestellt sind. Auch wenn der ungewöhnliche Bau, der außerdem als Grabmal und Bestattungsort des Kaisers diente, fast 2000 Jahre überdauert hat, blieb er doch im Lauf der Zeit nicht vor Veränderungen verschont: Die monumentale Statue des Trajan, die ursprünglich die Säule krönte, wurde schließlich gegen eine Darstellung des Apostels Petrus ausgetauscht. [Sonja Hommen]

Intaglio mit sitzender Frau mit Hut / Personifikation der Provinz Asia (oder...

Der hochovale Ringstein aus einem tieforangenen Karneol zeigt eine frontal auf einem Felsen sitzende Frau in einem langen Gewand und einem großen rundlichen Hut mit Bekrönung. Sie hat ihr linkes Bein angewinkelt und stützt ihren linken Arm auf das Knie. Die Hand stützt den Kopf, der leicht nach rechts gewendet ist. Ihre rechte Hand ruht auf dem rechten Knie, eventuell hält sie einen Gegenstand. Am rechten Rand ist eine schlanke Palme wiedergegeben. Der Benennung in dem Inventar der Sammlung Guth von Sulz „Figura Provinciae Asiae“folgend, könnte es sich hier tatsächlich um die Personifikation eines Erdteils oder eines Landes (evtl. Libya mit dem Attribut Palme?) handeln. Das Sitzmotiv erinnert entfernt an die Ikonografie der Antiocheia-Personifikation. [Marc Kähler]

As des Trajan mit Darstellung einer Brücke

Die römischen Kaiser errichteten nicht nur Tempel zu Ehren der Götter oder prestigeträchtige Denkmäler; weit wichtiger, wenn auch weniger spektakulär, war für das riesige Römische Reich der Ausbau der Infrastruktur, also die Anlage von Straßen, Aquädukten, Kanälen, Brücken oder Häfen. Die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Getreide, die Zuverlässigkeit von Reise- und Handelswegen und nicht zuletzt die schnelle Verlegung von Truppen und deren effektive Verpflegung waren für den Bestand des Staates und den Erfolg des Herrschers entscheidend. Aus diesem Grund ließ Trajan auf dieser schönen Bronzemünze einen Brückenbau abbilden, der ihm offenbar der Bekanntmachung wert schien. Die berühmteste Brücke, die in seiner Regierungszeit errichtet wurde, ist sicher der während des Dakerfeldzuges erbaute Übergang über die Donau, der auch auf dem Relief der Trajanssäule dargestellt ist. Dort ist ein massiver Bau mit zahlreichen Pfeilern zu erkennen, wie er zur Überquerung des breiten Flusses auch nötig war. Diese Darstellung auf der Säule widerspricht aber dem Münzbild: Man sieht hier eine einbogige Brücke, die an beiden Enden mit von Statuen bekrönten Türmen versehen ist. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass diese Bronzemünze eine der Tiberbrücken in Rom wiedergibt, wie zum Beispiel den Pons Suplicius oder den Pons Cestius. [Sonja Hommen]

Intaglio mit Aeskulap und Salus, 2. Jh. n. Chr.

Der hochovale Ringstein aus einem orangenen Karneol mit wenigen schwarzen Einschlüssen zeigt Aeskulap links und Salus rechts, die sich einander zugewandt auf einer Grundlinie gegenüber stehen. Aeskulap trägt einen Hüftmantel und hält in seiner Linken den von einer Schlange umwundenen Stab, der rechte Arm ist nicht dargestellt. Salus trägt einen Peplos mit schrägem Kolpos und hält einen Gegenstand in ihrer vorgestreckten Rechten. Dieser besteht aus einer größeren Schnittfläche und vier schmalen Strichen. Die harte und expressive Arbeit im linearen Stil stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und wurde in dem zugehörigen Inventar beschrieben als „Aesculapius, hellt sein Stab mit der Schlangen umbwunden, in der rechten Handt neben ihm steet Imago Sanitatis“. [Marc Kähler]

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