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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Denar des Marc Aurel für Divus Antoninus mit Darstellung eines Scheiterhaufens

Während seiner Regierungszeit ließ Kaiser Marc Aurel Münzen mit dem Porträt seines Vorgängers und Adoptivvaters Antoninus Pius ausgeben, auf denen dieser in der Umschrift als DIVVS ANTONINUS, als vergöttlichter Antoninus, bezeichnet wird. Die Divinisierung verstorbener Kaiser nutzte vor allem ihren Nachfolgern, die daraufhin ihren Herrschaftsanspruch mit einer göttlichen Abstammung, wenn auch meist nur durch Adoption, untermauern konnten. Der Aufnahme des Herrschers in den Götterhimmel gingen bestimmte Riten voraus, bei denen die auf der Münzrückseite dargestellte Konstruktion eine Rolle spielte. Dem heutigen Betrachter fällt es schwer, in dem mehrstufigen, mit Girlanden und Statuen geschmückten Aufbau einen Scheiterhaufen zu erkennen, doch beschreibt der antike Autor Cassius Dio auf genau diese Weise einen so genannten Rogus, der zur Verbrennung des kaiserlichen Leichnams auf dem Marsfeld errichtet wurde. Ein Adler, der im richtigen Augenblick aus dem brennenden Gebäude aufflog, symbolisierte dabei den vom Tier des Jupiter geführten, in den Himmel auffahrenden Kaiser. Interessant ist auch, dass dieser Rogus, der erst seit Antoninus Pius auf Münzen abgebildet wird, dem berühmten Hadriansmausoleum ähnelt, in welchem die Herrscher Roms von Hadrian bis Caracalla bestattet wurden und das später unter dem Namen Engelsburg als Festung der Päpste diente. [Sonja Hommen]

Intaglio mit Christus am Kreuz, 16./17. Jahrhundert

Der hochovale Schmuckstein aus einem mehrfarbigen Jaspis zeigt Christus am Kreuz. Auf einer schmalen Grundlinie erhebt sich eine flache mit niedrigem Gras bewachsene Landschaft, auf der zentral das Kreuz steht. Es ist von einer einfachen Linie begrenzt und trägt oben ein rechteckiges Schild, jedoch ohne Inschrift INRI. Christus ist an den Händen ans Kreuz gefesselt, er trägt einen Lendenschurz, seine Beine sind übereinander geschlagen. Sein Haupt ist nach links herabgesunken. Die einfache und schnelle Arbeit ist ein Erzeugnis der Massenware. [Marc Kähler]

Schraubtaler, zusammengesetzt aus einem Taler des Schwäbischen Reichskreises...

„Schraubtaler“ sind Münzen,, die zweigeteilt und innen ausgehöhlt sind. Die beiden Teile haben ein Gewinde, so dass sie zusammengeschraubt werden können. Im Inneren waren meist Papiereinlagen mit bildlichen Darstellungen. Dieser Schraubtaler ist aus zwei verschiedenen schwäbischen Münzen des ausgehenden 17. Jahrhunderts zusammengesetzt. Die eine Seite wurde mit dem Stempel geschlagen, der 1694 für die Avers-Prägung eines Talers des Schwäbischen Reichskreises verwendet wurde. Die andere Seite zeigt den Revers eines 1696 geschlagenen Talers des Grafen Johann Friedrich von Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. Da diese beiden Münzen in Augsburg geprägt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass der Schraubtaler ebenfalls dort gefertigt wurde. Die Einlagen sind leider nicht erhalten geblieben [Matthias Ohm]

Facettierter unverzierter Stein, 16./17. Jh. (?)

Der unverzierte runde Schmuckstein besteht aus rotbraunem Glas mit vielfältigen kleinen goldfarbenen Einsprengseln. Die Oberseite ist facettiert, die Unterseite ist flach. Das Stück ist vollständig erhalten. Auf der Oberseite befinden sich sieben Tupfer Ölfarbe in Blaugrün und Hellrosa. Warum die Ölfarbe auf diesen sehr kleinen Stein getupft wurde, konnte nicht geklärt werden. Die Einsprengsel erinnern an die Serie römischer Kaiser Inv. KK grün 992a-m. [Marc Kähler]

Spielstein mit den Porträts von Jakob und Anton Fugger, um 1525-30

Auf dem Spielstein befindet sich das Doppelporträt von Jakob Fugger, dem Reichen, und vermutlich seinem Neffen Anton. Beide Männer haben netzartige Kopfbedeckungen aus Golddraht, Goldhauben genannt, und aufwändig gearbeitete Mäntel mit großen Kragen. Während Anton Fugger im Vordergrund einen Vollbart mit einem langen Schnurrbart trägt, ist sein Onkel Jakob glatt rasiert. Da der jüngere Mann im Vordergrund positioniert ist und hier als der Kopf des Handelshauses präsentiert wird, hat er die Nachfolge Jakobs wohl schon angetreten. Anton wurde beinahe ebenso finanziell erfolgreich, wie sein Onkel. Da Jakob 1525 starb, wird der Stein, oder zumindest das Motiv, um dieses Jahr oder wenig später entstanden sein. Für diese Darstellung konnte bislang kein direktes Vergleichsobjekt nachgewiesen werden. Beide Personen gemeinsam sind weder auf einer Medaille noch auf einem anderen Spielstein bekannt. Einzeln sind sie jedoch wiederholt auf Spielsteinen abgebildet. Mit großer Sicherheit gehört dieser Spielstein, ebenso wie der mit den Porträts der Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern, zu einem nicht weiter erhaltenen Satz von Trick-Track-Steinen, in dem bedeutende zeitgenössische Persönlichkeiten aus adeligen und bürgerlichen Kreisen präsentiert wurden. [Delia Scheffer]

Achtbrüdertaler - Taler auf Johann Ernst I. von Sachsen-Weimar und seine sieben...

In den Jahren von 1607 bis 1619 wurden sogenannte Achtbrüdertaler ausgeben, die Johann Ernst I. von Sachsen-Weimar und seine sieben Brüder abbilden und benennen. Dieses Exemplar von 1611 zeigt auf der Vorderseite Johann Ernst I., Herzog von Sachsen-Weimar, Friedrich, (Titulatur-)Herzog von Sachsen-Weimar, Wilhelm den Großen, Herzog von Sachsen-Weimar, sowie Albrecht, Herzog von Sachsen-Eisenach frontal im Hüftbild. Auf der Rückseite sind in gleicher Art die Brüder Johann Friedrich, (Titulatur-)Herzog von Sachsen-Weimar, Ernst I. der Fromme, Herzog von Sachsen-Gotha, Friedrich Wilhelm, (Titulatur-)Herzog von Sachsen-Weimar, und Bernhard, Herzog von Franken, wiedergegeben. Die Umschrift auf beiden Seiten führt die Namen der Brüder an, auf der Rückseite ist mit der Inschrift LINEÆ VINARIENSIS – die Linie von Weimar – der Name der herzoglichen Familie angegeben. [Lilian Groß]

Spielstein mit dem Porträt von Louise von Savoyen, um 1530

Den Spielstein ziert das Porträt der Louise von Savoyen, der Mutter des französischen Königs Franz I. Sie ist im Halbprofil dargestellt. Über einer spitzenverzierten Kalotte trägt sie eine Haube, von der die Tuchenden über die Schultern auf die Brust fallen. Auf ihrem reich verzierten Brokatkleid liegt eine großgliedrige Goldkette mit einem perlenförmigen Schmuckstück. Genau wie bei dem Spielstein mit dem Porträt Ferdinands I. ist die Rückseite mit konzentrischen Kehlungen und Rosettenmotiv versehen. Die Inschrift - K LOISE DE SAVOIE REGENTE EN FRANCE - bezeichnet Louise als Königin und Regentin in Frankreich. Obwohl Louise auf die französische Politik erheblichen Einfluss ausübte, war sie nie Königin, da ihr Sohn den Thron von einem Verwandten ohne männliche Nachkommen erbte, also muss es sich um eine Fehlbenennung handeln. Vermutlich gehörte dieser Spielstein zu der Serie von Spielsteinen, wie der mit dem Porträt König Ferdinands I., mit Frauen- und Männerporträts in Schwarz und Weiß, die im weitesten Sinne familiäre und politische Verbindungen der Habsburger darstellte. [Delia Scheffer]

Halbtaler auf den Tod von Kurfürst Christian II. von Sachsen, 1611

Auf den Tod des Kürfürsten Christian II. von Sachsen im Jahre 1611 wurden verschiedenen Münzen ausgegeben. Bei diesem Exemplar handelt es sich um einen halben Taler, der beidseitig mit Inschriften versehen ist. Die Vorderseite gibt seinen Namen, Titel und die Lebensdaten an, während die Rückseite ihn mit einem Gedenkspruch ehrt. Mit der Neuenstädter Sammlung kamen zwei Exemplare dieses Typs in die Kunstkammer. [Lilian Groß]

Holzmodell einer Medaille mit den Porträts der fünf Brüder Pfinzing, 1519

Aus dem runden Holzplättchen sind fünf Männerporträts im Relief herausgearbeitet. Die Brustporträts sind von rechts nach links gestaffelt angeordnet und im Profil nach links dargestellt. Die Männer sind fünf Brüder der angesehenen Nürnberger Familie Pfinzing, deren Mitglieder teils Kaufleute waren, teils geistliche Ämter bekleideten. Der Mann im Vordergrund, Sigismund Pfinzing (1479–1554), trägt eine Goldhaube und eine Pelzschaube. Links neben ihm folgt Melchior Pfinzing (1481–1535) mit einem Barett, dann ein Geistlicher mit Tonsur und Ordensgewändern, Ulrich Pfinzing (1484–1530). Neben diesem der barhäuptige Seifried Pfinzing (1485–1545) mit halblangem glatten Haar und Stirnfransen und zuletzt ein junger Mann mit ebenfalls halblangem glatten Haar und einem flachen Hut mit weiter Krempe, Martin Pfinzing (1490–1552). Die Brüder sind ihrem Lebensalter folgend aufgestellt. Die ungewöhnliche Anordnung der fünf Köpfe auf sehr kleinem Raum ist in der Kleinplastik des frühen 16. Jahrhunderts unüblich. Sie ist möglicherweise auf die speziellen Wünsche des Auftraggebers zurückzuführen, der damit die enge Verbundenheit der Familienmitglieder und den Fortbestand der Pfinzings feiern wollte. Das Medaillenmodell wird erstmals im Inventar der Mömpelgarder Kleinodien von 1741 erwähnt. Darin wird es falsch bezeichnet als „Willibald Burckmejers Familie mit fünf gesichtern in Holtz geschnitten von Albrecht Durrer.“ [Delia Scheffer]

Halbtaler auf den Tod von Kurfürst Christian II. von Sachsen, 1611

Auf den Tod des Kürfürsten Christian II. von Sachsen im Jahre 1611 wurden verschiedene Münzen ausgegeben. Bei diesem Exemplar handelt es sich um einen halben Taler, der beidseitig mit Inschriften versehen ist. Die Vorderseite gibt seinen Namen, Titel und die Lebensdaten an, während die Rückseite ihn mit einem Gedenkspruch ehrt. Mit der Neuenstädter Sammlung kamen zwei Exemplare dieses Typs in die Kunstkammer. [Lilian Groß]

Medaille mit den Porträts der fünf Brüder Pfinzing, 1519

Die Holztafel mit Darstellung der fünf Brüder Pfinzing diente als Modell für eine Medaille. Eine dieser Nachbildungen ist eine zweiseitige Version mit der Umschrift CONCORDIAE FRATERNAE (Der brüderlichen Einheit) und einer Aufschrift auf der Rückseite andererseits. Anhand der Inschrift lässt sich die Identität der Dargestellten bestimmen, da sie einzeln genannt und teilweise mit ihrer beruflichen Funktion präsentiert werden. Es handelt sich um fünf Brüder der Familie Pfinzing aus Nürnberg. Sie waren Kaufleute oder bekleideten geistliche Ämter. Die Verbindung zwischen dem Modell und den rückseitig beschrifteten Medaillen wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts hergestellt und die Männer als Mitglieder der Familie Pfinzing identifiziert. Eine dieser Nachbildungen hat sich als silberne Gussmedaille im Landesmuseum Württemberg erhalten. Sie war wie das Holzmodell Teil der Kunstkammer, stammt jedoch aus der Neuenstädter Sammlung und kam somit über eine andere Nebenlinie in den Besitz der Stuttgarter Herzöge. [Delia Scheffer]

Reichstaler des sächischen Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen, 1678

Der Reichstaler wurde unter der Regentschaft des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. im Jahr 1678 ausgegeben. Es war eine der letzten Münzen, die der Dresdner Münzmeister Constantin Rothe herstellte. Interessant ist die Abbildung auf der Vorderseite – sie zeigt den Vorgänger und Vater des Münzherrn, Kurfürst Johann Georg I., im Hüftbild nach rechts. Er trägt einen Harnisch und hält das Kurschwert in der rechten Hand. Die Rückseite zeigt den kursächsischen Wappenschild, der von acht Helmen geziert ist, ein Verweis auf die acht Kurfürsten. [Lilian Groß]

Gnadenpfennig Landgraf Moritz von Hessen und seine Frau Juliane, frühes 17. Jh.

Gnadenpfennige wurden in Deutschland seit Mitte des 16. Jahrhunderts von weltlichen und geistlichen Würdenträgern vor allem an Untergebene ausgegeben. Sie waren aus Edelmetall und stellten allein durch den Materialwert ein wertvolles Geschenk dar. Die ovale Medaille zeigt auf der Vorderseite Moritz von Hessen-Kassel im Profil nach rechts. Der Landgraf ist als Brustporträt in einem blau emaillierten Kürass dargestellt. Ein hoher Kragen rahmt seinen Kopf. Von der rechten zur linken Schulter sind zwei Schärpen drapiert. Auf der Rückseite ist Moritz‘ zweite Frau, Juliane von Nassau, frontal ebenfalls als Brustporträt dargestellt. Sie trägt ein Kleid mit hoch aufgestelltem spitzenbesetztem Kragen und zwei doppelreihige Perlenketten mit großen sternförmigen Anhängern. Ihre Frisur ist der Mode des frühen 17. Jahrhunderts entsprechend nach oben toupiert sowie mit Perlen und einem blumenförmigen Schmuckstück verziert. Die Hauptansichtsseite ist eindeutig die des Herrschers, da nur an seinem Kostüm Emaillierungen vorgenommen wurden und das Porträt der Juliane deutlich flacher gestaltet ist, als das von Moritz. Die Medaille ist in einen Schmuckrahmen gefasst, der die Form eines Lorbeerkranzes hat. [Delia Scheffer]

Talerklippe von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen auf die Taufe seines...

Im Jahr 1614 wurde der zweite Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. geboren. Auf die Taufe des kleinen August, die im selben Jahr erfolgte, ließ der Kurfürst Talerklippen ausgeben. Die Vorderseite zeigt Johann Georg I. im Hüftbild nach rechts, bekleidet mit einem Harnisch, in der rechten Hand hält er den Kommandostab. Die Umschrift gibt seinen Namen und Titel wieder. Auf der Rückseite sind zwei sich kreuzende Schwerter abgebildet, inmitten von Zweigen sowie einer Krone. Die Umschrift lautet INGLADIIS FLORET RVTA ITA AMONA SVIS – die Schwerter Bitterkeit erblüht, so süß. [Lilian Groß]

Schraubmedaille von Matthes Gebel auf Melchior Pfinzing, um 1528

Die Schraubmedaille zeigt auf der Vorderseite das Brustporträt von Melchior Pfinzing, der ab 1517 Propst des Ritterstiftes St. Alban in Mainz war. Die Umschrift nennt Namen und die geistliche Würde des Porträtierten. Die Rückseite der Medaille ziert eine allegorische Darstellung: Ein unbekleideter Junge hält auf einem Löwen sitzend mit jeder Hand einen Helm mit Helmzier in die Höhe. Während der heraldisch linke Helm mit den Hörnern der Familie Pfinzing besetzt ist, bekrönt den heraldisch rechten Helm der Esel von St. Alban. Im Vordergrund rechts liegt ein Schild, auf dem ebenfalls ein Esel abgebildet ist. Die lateinische Umschrift bedeutet übersetzt „Eitelkeit der Eitelkeiten. Alles ist eitel.“ Es handelt sich um ein Zitat des Alten Testaments, aus Prediger 1,2 und 12, 8, in denen die Vergänglichkeit und Nichtigkeit aller Dinge thematisiert wird. Das komplizierte Bildprogramm wurde sicherlich auf speziellen Wunsch von Pfinzing angefertigt und konnte bisher nicht vollständig entschlüsselt werden. Es handelt sich hier möglicherweise um eine der frühesten existierenden Schraubmedaillen. [Delia Scheffer]

Halber Vikariatstaler auf Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen, 1657

Nach dem Tod Kaiser Ferdinands III. 1657 übernahm der sächsische Kurfürst Johann Georg II. das Reichsvikariat. Er übte das Amt bis zum 22. Juli 1658 aus. In diesen beiden Jahren ließ er so genannte sächsische Vikariatsmünzen prägen. Auf der Vorderseite dieses Halbtalers von 1657 ist Johann Georg II. als Reiter dargestellt. Er ist bekleidet mit dem kurfürstlichen Ornat, bestehend aus einem Hermelinmantel, dem Kurhut und dem Kurschwert. Die Umschrift lautet DEO ET PATRIÆ – für Gott und Vaterland. Auf der Rückseite ist in einer zwölfzeiligen Inschrift die Titulatur des sächsischen Kurfürsten angegeben. [Lilian Groß]

As des Tiberius für Augustus mit Darstellung des Altars der Providentia Augusta

Nach den verheerenden römischen Bürgerkriegen wurde zu Beginn der Kaiserzeit eine Reform des Münzwesens notwendig. Aus diesem Grund führte Kaiser Augustus nach langer Unterbrechung wieder kleinere Währungseinheiten in Form von Bronzemünzen in das römische Geldsystem ein. Das Prägerecht für diese Sesterze und Asse scheint dabei de jure beim Senat von Rom verblieben zu sein, oder zumindest hat dieser die Reformen genehmigt, was an den Buchstaben S(enatus) C(onsulto) (auf Beschluss des Senats) auf der Münzrückseite zu erkennen ist, die fortan die kaiserzeitlichen Bronzeprägungen kennzeichnen. Auf diesem As ist der verstorbene Kaiser Augustus als vergöttlichter Herrscher mit Strahlenkranz dargestellt, wobei sich der eigentliche Prägeherr, sein Stiefsohn und Nachfolger Tiberius, nur indirekt durch die Titulatur des Porträtierten, DIVVS AVGVSTVS PATER (vergöttlichter Augustus Vater), zu erkennen gibt. Auf der Rückseite sieht man eine mit einer Doppeltür versehene Einfassung, die für den Altar der Providentia Augusta auf dem Marsfeld steht, einer Verehrungsstätte für die kluge „Voraussicht des Augustus“. [Sonja Hommen]

„Glaubenstaler“ des Herzogs Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha, 1668

Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha galt als Muster eines Staatsmannes und trug den Beinamen „der Fromme“ u.a. deshalb, weil er eine Erziehung seiner Bürger im christlichen Sinne anstrebte. Alle Münzen, die während seiner Regierungszeit in Gotha ausgegeben wurden, weisen einen religiösen Bezug auf. Der Taler aus dem Jahr 1668 ist beidseitig mit Inschriften christlicher Thematik versehen. Auf der Vorderseite ist eine Sonne dargestellt, von der neun Strahlen ausgehen, in denen jeweils die Eigenschaften Gottes beschrieben sind. Oben mittig sind zwei Augen abgebildet, die Umschrift - Meine Augen sehen stets zvm Herrn – nimmt Bezug darauf. Auf der Rückseite steht ausschließlich Text, der Bezug auf die umseitig genannten Eigenschaften Gottes nimmt. [Lilian Groß]

Aureus des Augustus mit Darstellung einer Quadriga

Mit Augustus, der die von jahrelangen Bürgerkriegen zerrüttete römische Republik in ein Prinzipat umwandelte, beginnt die Münzprägung der Kaiser Roms. Schon vor seiner Ernennung zum Ersten des Staates durch den Senat im Jahr 27 v. Chr. hatte Octavian, wie er bis dahin genannt wurde, Münzen mit seinem Porträt prägen lassen, ähnlich anderen Feldherren wie Iulius Caesar oder Marcus Antonius. Doch seit Beginn der römischen Kaiserzeit dient das Antlitz des jeweiligen Herrschers auf der Vorderseite von Gold- und Silberprägungen, später auch auf Bronzemünzen, als Zeichen und Garant von Gültigkeit und Wert der offiziellen Währung Roms. Der Aureus aus dem Jahr 18 v. Chr. scheint dabei noch nicht von Augustus als alleinigem Prägeherrn augegeben worden zu sein, sondern, wie in der Umschrift zu erkennen, von Senat und Volk von Rom (SPQR auf der Münzrückseite) zu Ehren des neuen Princeps Caesar Augustus (CAESARI AVGVSTO auf der Münzvorderseite). Auf dem Revers des Aureus ist eine Quadriga, ein vierspänniger Wagen, dargestellt, dessen Proportionierung im Verhältnis von Rad und Pferden etwas seltsam wirkt. Nicht mehr auf diesem Münzbild zu sehen, da Stempel und Schrötling bei der Prägung etwas gegeneinander verschoben waren, ist das von Augustus von den Parthern zurückgewonnene Adlerfeldzeichen, das im Wagenkasten aufgestellt sein müsste. [Sonja Hommen]

„Sterbetaler“ von Herzog Ernst I. dem Frommen von Sachsen-Gotha, 1668

Alle in der Regentschaft von Ernst I. dem Frommen von Sachsen-Gotha ausgegebenen Münzen weisen einen religiösen Bezug auf. So auch dieser Taler aus dem Jahr 1668, als Ernst der Fromme einen Schlaganfall erlitt, in dessen Folge zwei Finger gelähmt blieben. Auf der Vorderseite ist ein Herz mit der Spitze nach unten abgebildet, das innen mit einer achtzeiligen Inschrift versehen und von einer breiten Krone bekrönt ist. Ein Pfeil durchbohrt das Herz, unter dem Pfeil ist ein kleiner Totenkopf zu sehen. Oben mittig steht die Inschrift IESUS, von der Flammen und Strahlen ausgehen. Die zehnzeilige Inschrift auf der Rückseite ruft, wie auch umseitig, Gott um Erlösung an. [Lilian Groß]

Aureus des Tiberius mit Darstellung der Pax/Livia

Mit viel Geschick und Charisma hatte Augustus es geschafft, die von Senat und Volk von Rom regierte Republik faktisch in eine Monarchie umzuwandeln. Sein Nachfolger und Stiefsohn Tiberius sah sich als neuer Augustus und Kaiser demnach nicht nur mit einem übergroßen Vorbild konfrontiert, sondern musste auch mit seiner noch nicht ganz gefestigten Rolle als alleiniger Herrscher des Römischen Reiches zurechtkommen. Nicht zuletzt im Münzwesen behielt Tiberius daher viele Neuerungen des ersten Kaisers bei. Die schon unter Augustus sehr produktive Münzstätte in Lugdunum, dem heutigen Lyon, wurde in der Regierungszeit seines Nachfolgers zum einzigen Prägeort sämtlicher Edelmetallmünzen, während die Prägung der Bronzenominale in Rom verblieb. Auch die Auswahl der Bildmotive war nicht eben von Experimentierfreude geprägt: Auf der Rückseite aller Aurei des Tiberius findet sich eine thronende weibliche Figur, die auf Grund ihrer Attribute, einem Zepter und einem Olivenzweig, als Friedensgöttin Pax angesprochen werden kann. Häufig jedoch wird sie auch als Darstellung der Livia Augusta gedeutet, Ehefrau des Augustus, Mutter des Tiberius und somit familiäres Bindeglied zwischen dem alten und dem neuen Kaiser. [Sonja Hommen]

Taler auf die Hochzeit von Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg mit...

Auf die Hochzeit seines ältesten Sohnes 1669 ließ Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha eine Medaille prägen. Die Vorderseite zeigt das Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg und seine Gattin Magdalena Sybilla von Sachsen-Weißenfels, einander die Hände reichend. Der Heilige Geist als Taube schwebt zwischen beiden, über allem strahlt der Name Gottes in hebräischen Buchstaben. Bei dieser Darstellung handelt es sich um eine Rezeption des Manus Manum Lavat-Motivs, das häufig auf Hochzeitsmedaillen des Barock verwendet wurde. Die Inschrift gibt Verse aus dem Neuen Testament wieder. Auf der Rückseite sind in zwölf Zeilen Segenssprüche für das Paar zu finden. [Lilian Groß]

Denar des Tiberius mit Darstellung der Pax/Livia

Den Denaren des Kaisers Tiberius, die sämtlich aus der Münzstätte Lugdunum/Lyon im heutigen Frankreich stammen, wurden auf der Rückseite nur zwei unterschiedliche Bildmotive eingeprägt: der in einer Quadriga fahrende Kaiser und, weit häufiger, eine sitzende weibliche Gestalt mit Zepter und Zweig. Das zuletzt genannte Motiv, das gleichzeitig die Goldprägungen des Kaisers beherrscht, wurde millionenfach ausgegeben. Deshalb war es derart bekannt und verbreitet, dass es auch in Form nichtrömischer Imitationen zu finden ist. Obwohl sich die Darstellung während der gesamten Regierungszeit des Tiberius grundsätzlich nicht änderte, lässt sich doch zum Beispiel an Hand der zunehmenden Verzierung des Thrones wahrscheinlich eine chronologische Abfolge der Münzstempel rekonstruieren. Das Bild auf der Vorderseite gibt dabei einen zusätzlichen Hinweis auf den Prägezeitraum des Denars: Während seiner letzten Regierungsjahre erscheint das Münzporträt des Tiberius faltiger an Hals, Nase und Wangen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Augustus scheute dieser Kaiser, oder zumindest sein Porträtist, offenbar nicht davor zurück, sein Abbild altern zu lassen. [Sonja Hommen]

Aureus des Caligula mit Darstellung des Germanicus

Der Hinweis auf berühmte Vorfahren im Münzbild war schon zur Zeit der Münzmeister der römischen Republik ein beliebtes Mittel, um die Abstammung aus einer hochrangigen Familie zu demonstrieren und damit den eigenen sozialen Status zu legitimieren. Auch Kaiser Gaius, genannt Caligula, nutzte seine familiäre Herkunft zur Selbstdarstellung. Auf diesem Aureus zeigt er das Porträt seines Vaters Germanicus, der ein Neffe des verstorbenen Kaisers Tiberius gewesen war. Im Gegensatz zu diesem Herrscher erfreute sich Germanicus großer Beliebtheit beim römischen Volk und wurde auf Grund seiner Feldzüge in Germanien sogar als militärischer Held gefeiert. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass sein Bild auf Gold- und Silberprägungen seines Sohnes auftaucht, welche als Sold in die Hände der römischen Soldaten gelangten. [Sonja Hommen]

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