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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Denar des Kaisers Vitellius mit Darstellung der Victoria

Vitellius gab den Denar während seiner Regentschaft 69 n. Chr., im so genannten Vierkaiserjahr, aus. Seinem Porträt mit Lorbeerkranz auf dem Avers ist die Inschrift A(ulus) VITELLIVS GERM(anicus) IMP(erator) AVG(ustus) TR(ibunicia) P(otestas) beigegeben. Die rückseitige Darstellung der thronenden, geflügelten Siegesgöttin Victoria mit Palmzweig und Patera, einer Opferschale, demonstriert die Bedeutung militärischer Erfolge für die Erlangung des Kaisertitels. Vitellius, zunächst Statthalter in Niedergermanien, hatte am 14. April die kaiserlichen Truppen seines Kontrahenten Othos in der Schlacht von Bedriacum besiegt und war nach der Ankunft in Rom durch den Senat als Kaiser bestätigt worden. Das im Münzbild beschworene Siegesglück verließ ihn jedoch bereits wenig später. Am 20. Dezember unterlag seine Partei den Anhängern des Vespasian, die Vitellius ermorden ließen und über ihn die „damnatio memoriae“ verhängten. [Noreen Klingspor]

Medaille von Engelbert Ketteler auf den Westfälischen Frieden 1648

Der in Münster und Osnabrück geschlossene Westfälische Friede beendete den Dreißigjährigen Krieg. Engelbert Ketteler, der zwischen 1636 und 1661 Münzmeister in Münster war, schuf mehrere Medaillen auf den Friedensschluss von 1648. Bei diesem Exemplar ist auf der Vorderseite MONAST(eriu)m CIV(itas) EP(iscopa)LIS LOCV(s) PACIS VN(iversal)LIS - die bischöfliche Stadt Münster, Ort des allgemeinen Friedensschlusses dargestellt. Über der Stadtansicht von Münster sind ein Öl- und ein Palmzweig abgebildet. Die Rückseite zeigt drei Tauben mit Ölzweigen im Schnabel, darunter ein Kissen mit Krone und Zepter. Die Inschrift lautet: PAX OPTIMA RERVM - Friede ist das höchste Gut. [Matthias Ohm]

Aureus des Vespasian mit Darstellung der Kuh des Myron

Häufig finden sich auf den Rückseiten kaiserzeitlicher Münzen über Jahrhunderte kaum variierende Darstellungstypen von Göttern und Personifikationen oder die immer gleichen Macht- und Siegessymbole. Kaiser Vespasian aber ließ auf diesem Aureus ein ungewöhnliches Motiv abbilden: Was dem heutigen Betrachter wie die eher unspektakuläre Wiedergabe einer Kuh erscheint, stellt tatsächlich ein berühmtes Kunstwerk der griechischen Klassik dar. Zunächst befand sich diese Bronzestatue aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., die der für seine naturnahen Tierbilder bekannte Bildhauer Myron geschaffen hatte, auf der Athener Akropolis, bevor sie, wie so viele griechische Kunstwerke, nach Rom verschleppt worden war. Dies geschah vermutlich auf Veranlassung des Kaisers Augustus, da aus seiner Regierungszeit ein ganz ähnliches Münzmotiv, wahrscheinlich das Vorbild für die Prägung des Vespasian, bekannt ist. Viele Jahrzehnte später, um 75 n. Chr., fand die berühmte Kuh zusammen mit anderen griechischen Skulpturen auf dem Gelände des Templum Pacis, dem Forum des Vespasian, einen neuen Aufstellungsort. Zuvor gehörten diese im Ostmittelmeerraum gesammelten Kunstschätze zur Ausstattung des Privathauses des Kaisers Nero; sein Nachfolger machte sie nun auf seiner Platzanlage der Öffentlichkeit zugänglich. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Westfälischen Frieden 1648

Die Medaille auf den Westfälischen Frieden zeigt auf der Vorderseite die Friedensgöttin Pax, der von einer Hand aus den Wolken ein Lorbeerzweig gereicht wird. Ein Soldat betrachtet diese Szene. Er hält ein zerbrochenes Schwert in der linken Hand und steht auf verstreut liegenden Waffen. Die Inschrift erläutert diese Darstellung: AVREA PAX VIGEAT DET DEVS ARMA CADANT - Gott gebe, dass goldener Friede blühe und die Waffen fallen. Auf der Rückseite finden sich eine lateinische und eine deutsche Inschrift. Die Umschrift lautet: PAX THEMIS ET PIETAS SAPIENTIA MVSA RESVRGVNT E CONTRA GLADIVS BELLICA SIGNA IACENT - Friede, Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Weisheit und Gelehrsamkeit erheben sich wieder, während Schwert und Kriegszeichen (am Boden) liegen. Im Feld steht unter einem geflügelten Engelskopf: DREISIG. IAHR HATT. GEWERT DER KRIEG VIEL. BLVTT. VERGOSEN. WARD. ZVM. SIEG DIS. JAHR. SCHICKT. GOTT DEN. FRIEDEN. FEIN. DEM. SEY. EHR. LOB. VND. PREYS. ALLEIN ANNO. 1648. [Matthias Ohm]

Denar des Vespasian mit Darstellung eines Schiffsbugs

Nach einem Jahr des Bürgerkriegs mit vier Regenten innerhalb nur weniger Monate setzte sich schließlich Ende 69 n. Chr. Vespasian als neuer Kaiser durch und begründete damit die Herrschaft der flavischen Dynastie im Römischen Reich. Um seine Machtposition zu legitimieren und das Vertrauen des Volkes zu gewinnen, bediente sich Vespasian unter anderem der Rückbesinnung auf eine glorreiche Vergangenheit, die er mittels seiner Münzprägung vor Augen führen konnte. Altbekannte Motive aus der Zeit des Kaisers Augustus wurden wiederaufgelegt, sogar Bildtypen von Münzen der längst vergangenen Römischen Republik tauchten auf. Ein Beispiel dafür liefert dieser Denar, dessen Rückseitenbild erstmals 40 v. Chr. anlässlich eines Seesieges des Marcus Antonius geprägt worden war. Dargestellt ist ein Schiffsbug, eine so genannte Prora, eines der ältesten Motive auf römischen Münzen, unter einem achtstrahligen Stern. Dieser Himmelskörper, der allein als solcher zur Navigation bei Seefahrten von Bedeutung war, könnte darüber hinaus den Sidus Iulium, den Kometen des vergöttlichten Julius Caesar symbolisieren, der die Rächer des Caesarmordes führte. Interessant ist dabei die Frage, warum viele Jahrzehnte später ein römischer Kaiser dieses Münzmotiv wieder aufleben ließ. Vielleicht sollte damit an das hundertjährige Jubiläum der berühmten Seeschlacht von Actium erinnert werden, bei der Marcus Antonius dem späteren ersten Kaiser Augustus unterlag. [Sonja Hommen]

Medaille des Domkapitels Münster auf die Behauptung im Westfälischen Frieden

Diese Medaille auf den Westfälischen Frieden wurde vom Münsteraner Domkapitel in Auftrag gegeben. Auf der Vorderseite ist der Patron von Münster dargestellt: der Apostel Paulus, der Schwert und Buch in seinen Händen hält. Die Inschrift im Abschnitt lautet: BONVM CERTAMEN CERTAVI FIDEM SERVAVI - Ich habe den guten Kampf gekämpft, die Treue gehalten - ein Zitat aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus (4,7). Der Text auf der Medaille bezieht sich auf die abgewehrten Versuche des Königreichs Schweden und der Landgrafschaft Hessen-Kassel, das Bistum Münster zu säkularisieren. Die Umschrift lautet: IMP(eratore) CAES(are) FERDINANDO III. ASTR(iae) AVG(usto) ANTIST(ite) ET PRINCIPE FERDIN(ando) I. BAVA(riae) - während der Regierung von Kaiser Ferdinand III. aus Österreich und von Fürstbischof Ferdinand I. von Bayern. Die Rückseite zeigt einen Merkurstab und zwei gekreuzte Ölzweige, die von verschlungenen Händen gehalten werden, darunter steht: FECLICITAS TEMPORVM IMP(erato)RIS ET REGVM PACIFIC(atio) ET CONCORDIA - Das Glück der Zeiten sind Friede und Eintracht von Kaiser und Königen. Die Umschrift nennt den Anlass für die Prägung: IN MEMORIAM PACIS UNIVERSALIS MONAST(erii) WESTPH(aliae) INITÆ ET PVBLICATÆ. AN(n)O. 1648 24. et 25. 8bris. - In Erinnerung an den allgemeinen Frieden, der in Münster in Westfalen am 24. und 25. Oktober beschlossen und verkündet wurde. [Matthias Ohm]

Denar des Otho mit Darstellung des Kaisers zu Pferd

Mit dem Tod des Kaisers Nero 68 n. Chr. endete die Herrschaft der julisch-claudischen Dynastie, die mit Augustus begonnen hatte, und der Kampf um die Macht im Römischen Reich begann. Im folgenden Bürgerkriegsjahr schaffte es Marcus Salvius Otho, ein ehemaliger Vertrauter des verstorbenen Nero, für wenige Monate in Rom als Kaiser zu regieren und deshalb auch Münzen mit seinem Abbild zu prägen. Interessant ist dabei das Fehlen des Lorbeerkranzes, der auf Münzporträts üblicherweise vom römischen Kaiser getragen wird; offenbar handelte es sich bei diesem Kopfschmuck um eine vom Senat beschlossene Ehrung, die Otho verwehrt blieb. Stattdessen fällt seine besonders gewellte Frisur auf, die an die üppige Haarpracht seines Freundes Nero angelehnt war und vielleicht durch eine Perücke simuliert wurde. Die Rückseite dieses Denars zeigt ein militärisches Motiv: Der auf einem sich aufbäumenden Pferd sitzende, einen Speer schwingende Kaiser Otho lässt sich hier als unaufhaltsamer Feldherr darstellen. Doch in der Realität unterlag er in der Schlacht dem aus Germanien anrückenden Vitellius, der nach Othos anschließendem Selbstmord seinerseits die Kaiserwürde übernahm. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Frieden, um 1642

Diese Medaille ist wahrscheinlich keinem konkreten Friedensschluss zuzuordnen, sondern spiegelt die große Friedenssehnsucht wider, die nach einem Vierteljahrhundert Krieg in Deutschland herrschte. Die Vorderseite illustriert den Text von Psalm 85,11: Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Justitia, die ein Schwert hält, und Pax mit einem Merkurstab umarmen und küssen sich. Die Inschrift nennt nicht den Vers aus dem Psalm, sondern lautet PAX CUM IUSTITIA FORA; TEMPLA ET RURA CORONAT - Der Friede bekrönt mit der Gerechtigkeit Märkte, Tempel und das Land. Auch die Rückseite zeigt zwei Frauengestalten. Die Frömmigkeit mit einem Olivenzweig und der Glaube mit einem Sonnenzepter reichen sich vor der Stadtsilhouette von Danzig, wo Dadler von 1632 bis 1647 lebte, die Hände. Die Inschrift erläutert diese Szene: FELIX TERRA FIDES PIETATI UBI IUNCTA TRIUMPHAT - Glückliches Land, in dem der Glaube mit der Frömmigkeit verbunden triumphiert. [Matthias Ohm]

Sesterz des Vespasian mit Darstellung der Judaea Capta

Als erster römischer Kaiser entstammte Vespasian nicht dem römischen Senatorenstand, und seinen Herrschaftsanspruch konnte er auch nicht über ein Verwandtschaftsverhältnis zu seinen Vorgängern herleiten, wie es noch bei den Vertretern der julisch-claudischen Dynastie üblich war. Außerdem war er bei seiner Ernennung bereits sechzig Jahre alt, was auf seinem Münzporträt zu erkennen ist, welches einen kräftigen Mann mit Geheimratsecken und tiefen Stirnfalten zeigt. Seine Legitimation beruhte auf Erfolgen als Feldherr, und so ist es leicht nachzuvollziehen, dass Vespasian den größten militärischen Sieg, die Befriedung der aufständischen Provinz Judaea, auf Münzen darstellen und verbreiten ließ. Die IVDAEA CAPTA-Serie, die auch unter seinem Sohn und Nachfolger Titus geprägt wurde, bestand aus zahlreichen Varianten hauptsächlich eines Themas: Gefesselte Gefangene oder die trauernde Personifikation der eroberten Provinz hockten neben einem mittig aufgestellten Tropaion oder einer Palme, welche sowohl als Symbol des Sieges wie auch als geografischer Hinweis auf das palmenreiche Jordantal verstanden werden kann. Auf diesem Sesterz sieht man links vom Baum eine übergroße männliche Figur mit der Rüstung und der Bewaffnung eines römischen Soldaten. Offenbar sollte hier der erfolgreiche Feldherr selbst dargestellt sein, der in Siegerpose über die trauernde Provinz hinwegblickt. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Frieden, nach 1644

Sebastian Dadler schuf diese Medaille, als ganz Deutschland auf einen baldigen Friedensschluss hoffte. 1643 fanden die die ersten Verhandlungen in Münster und Osnabrück statt, die erst fünf Jahre später mit dem Abschluss des Westfälischen Friedens enden sollten. Ursprünglich trug der Rückseitenstempel im Abschnitt die Jahreszahl 1644. Dadler tilgte sie wieder, als klar wurde, dass auf den Friedensschluss noch länger gewartet werden musste. Auf der Vorderseite sind Friedens- und Kriegsgöttin dargestellt, die miteinander ringen. Die Rückseite zeigt, wer diesen Kampf gewonnen hat: Pax steht triumphierend auf Mars, dem Kriegsgott, der auf Waffen und Fahnen liegt. Sie hält in der linken Hand einen Palm- und einen Ölzweig, in der rechten einen Merkurstab und Ähren. Im Mittelgrund blicken die Personifikationen von Gerechtigkeit und Überfluss wie die Friedensgöttin zur strahlenden Sonne hinauf. [Matthias Ohm]

Aureus des Titus mit Darstellung eines Elefanten

Brot und Spiele: Den Münzmotiven aus der Zeit des Kaisers Titus nach zu schließen, müsste dieser die angeblichen Bedürfnisse des römischen Volkes während seiner Regierungszeit voll erfüllt haben. Die Darstellung eines Elefanten mit langen Stoßzähnen auf der Rückseite dieses Aureus bezieht sich auf die Einweihung des flavischen Amphitheaters, das heutigen Rombesuchern unter der Bezeichnung Kolosseum bekannt ist, im Jahr 80 n. Chr. Ein mehrtägiges Spektakel mit Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhatzen eröffnete den bereits unter Kaiser Vespasian begonnenen Riesenbau, welcher allein der Unterhaltung des römischen Volkes geweiht war. Diese öffentliche Funktion stand in gewolltem Gegensatz zur unzugänglichen Exklusivität des neronischen Kaiserpalastes, zu dem zuvor das Gelände des späteren Kolosseums gehört hatte. Die exotischen Tiere aus Afrika und Asien, welche im Amphitheater zum Kampf und zur Volksbelustigung antreten mussten, führten den Zuschauern gleichzeitig die Größe und weitreichende Macht des römischen Imperiums vor Augen. [Sonja Hommen]

Zwittermedaille auf den spanisch-niederländischen Frieden 1648 und auf die...

Die Medaille kombiniert zwei Seiten aus unterschiedlichen Jahren und mit unterschiedlichen Themen. Während die Vorderseite von 1648 den Frieden thematisiert, schildert die Rückseite aus dem Jahr 1674 den Krieg. Die Vorderseite des Bremer Medailleurs Johann Blum feiert die PAX HISPANO BATAVA, den 1648 zwischen Spanien und den Niederlanden in Münster geschlossenen Frieden. Zwei Löwen, die Wappentiere beider Länder, ziehen gemeinsam einen Wagen, in dem die Friedensgöttin sitzt. Die Rückseite zeigt die Rückeroberung der Festung Grave, ein Ereignis während des Holländischen Krieges (1672-1678/79), in dem England, Frankreich, das Erzbistum Köln und das Bistum Münster gegen die Niederlande kämpften. Nach schweren Niederlagen gelang es Wilhelm III. von Oranien (1650-1702), damals Statthalter der Niederlande und später englischer König, die feindlichen Truppen aus den Niederlanden zu vertreiben. Die Festung Grave (ca. 15 km südwestlich von Nijmegen) war die letzte, die von den Niederländern zwei Jahre nach der Eroberung durch die Franzosen befreit werden konnte. [Matthias Ohm]

Denar des Titus mit Darstellung eines Tropaion

Die Münzprägung während der kurzen Regierungszeit des Kaisers Titus stand ganz in der Tradition des Bildprogramms seines Vaters und Vorgängers Vespasian: Nicht nur, dass sein Porträt mit der hohen Stirn und dem vorspringenden Kinn eine große Familienähnlichkeit mit dem alten Kaiser aufweist, sondern auch das Motiv der Münzrückseite erinnert sehr an die berühmten Judaea Capta-Prägungen des Vaters. Anlass für die Abbildung dieses Tropaions mit den länglichen keltischen Schilden der besiegten Feinde, unter dem links und rechts zwei Gefangene sitzen, waren die militärischen Siege des Statthalters Agricola in Nordbritannien. Die eigentlichen Vorbilder für dieses Bildthema und die Komposition mit dem Siegesmal als auffälliger Mittelachse sind der Münzprägung der berühmten Feldherren spätrepublikanischer Zeit entlehnt, als deren Nachfolger die militärisch erfolgreichen, aber nicht gerade blaublütigen Kaiser Vespasian und Titus gerne gesehen werden wollten. Das Rückseitenbild dieses Denars wurde in ähnlicher Form bereits von Julius Caesar nach seinem Triumph über Gallien ausgegeben. [Sonja Hommen]

Nürnberger Steckenreiterklippe

Nach dem Abschluss des Nürnberger Friedensexekutionskongresses 1649/50 entstand das Gerücht, dass der kaiserlicher Hauptgesandte Octavio Piccolomini (1599-1656) "einem jeden Knaben, der ... auf einem Steckenpferde vor sein Quartier würde geritten kommen, eine Gedächtniß-Münze ... verehren" wollte. "Es kam des andern Tages eine große Menge solcher Steckenreiter, in verschiedene Schwadronen vertheilet, vor ermeldten Herzogs Quartier auf dem Weinmarkte geritten ... Der Herzog, welcher gar bald den Lerm hörte und diese wunderliche Cavalcade am Fenster erblickte, lies ... fragen, was sie mit dieser ihrer besonderen Gegenwart ... anzeigen wollten. Er kriegte die Erklärung und lachte herzlich des Possens, der hiemit gespielet wurde. Damit jedoch die Knaben nicht unmuthig und betrübt heim ritten, lies er sie über 8 Tage vertrösten ... Sie kamen und ... trabten auf ihren hölzernen Pferden ganz kühn und trotzig daher. Der Fürst hatte inzwischen unsern viereckigen silbernen Pfennig, zehn Kreutzer am Werth, in großer Zahl prägen und einem jedweden Jungen, der in der hölzernen Equipage erschien, mit großen Freuden zu ewigem Andenken austheilen lassen". (Georg Andreas Will, 1764) [Matthias Ohm]

Aureus des Domitian mit Darstellung der Minerva

Das Münzporträt des letzten flavischen Kaisers Domitian hat nur wenig Ähnlichkeit mit den veristischen Darstellungen seines Vaters Vespasian oder seines Bruders Titus, für die ein eher feister, runder Kopf auf kräftigem Hals charakteristisch war. Vielleicht war es seine von antiken Autoren bezeugte Eitelkeit mehr noch als die Realität, die seinem Abbild ein schlankeres Aussehen, volles lockiges Haar und eine leicht vorstehende Oberlippe verlieh. Beneidet haben aber dürfte er seine Vorgänger um ihre großen militärischen Erfolge, die Domitian nicht im selben Maße vorzuweisen hatte, auch wenn er die römische Provinz Germanien vergrößern und die Grenzen des Reiches bis zu der später zum befestigten Limes ausgebauten Linie erweitern konnte. Aus diesem Anlass nahm er Ende 83 n. Chr. den Ehrennamen GERMANICVS an, der fortan zu seiner Titulatur gehörte und auf diesem Aureus prominent in der Umschrift der Münzrückseite prangt. Diesen Triumph wie auch vieles andere glaubte Domitian seiner persönlichen Schutzgöttin Minerva zu verdanken, die deshalb einen dominierenden Platz in seiner Münzprägung erhielt. [Sonja Hommen]

Medaille des Kurfürsten Carl I. Ludwig von der Pfalz auf den Frieden von...

Der Friede von Nimwegen beendete den Französisch-Niederländischen Krieg und die mit ihm verbundenen Auseinandersetzungen. Die kleinformatige Medaille des Heidelberger Medailleurs Johannes Linck feiert die PAX GERM(aniae) GAL(liae) SVEC(iae), den Frieden zwischen Deutschland, Frankreich und Schweden. Dargestellt ist eine Taube mit einem Ölzweig im Schnabel als Symbol des Friedens. Sie hat auf einem Altar Zuflucht gesucht. Die Rückseite trägt die Inschrift Fried, Liebe und Treu Ist worden neu und nennt das Datum des Friedensschlusses, den 5. Februar 1679 (M: DC: LXXXIX: :V FEBR:). Die darunter dargestelltem Kornähren verweisen auf das Ende des Hungers. [Matthias Ohm]

Quinar des Domitian mit Darstellung der Victoria

Nur selten taucht der Quinar, der Fünfer, in der Münzprägung der römischen Kaiser auf. Doch noch in der Zeit der Republik wurden häufig leichtere Silbernominale anstelle der später üblichen Bronzemünzen als kleinere Währungseinheiten verwendet, wobei der Quinar damals fünf Assen bzw. einem halben Denar entsprach. Nach einer späteren Vereinheitlichung dieses Nominals mit dem Victoriatus, einer ebenfalls republikanischen Silbermünze im Wert von einem Dreivierteldenar, übernahm der Quinar ab 104 v. Chr. von diesem das Bildmotiv der Münzrückseite: die geflügelte Siegesgöttin Victoria. Ursprünglich gehörte noch ein Tropaion, ein aus den erbeuteten Waffen des Feindes errichtetes Siegesmal, ins Bild, doch auf diesem Quinar des Kaisers Domitian sieht man die Göttin in der von zahlreichen römischen Denkmälern und Münzbildern bekannten Pose mit Siegerkranz und Palmzweig. Die Motivauswahl ist also nicht nur im Hinblick auf die Politik Domitians und seine Siegespropaganda zu verstehen, sondern auch vor dem Hintergrund der jahrhundertealten Geschichte der römischen Münzprägung. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Frieden von Nimwegen 1679

Diese Medaille auf den Frieden von Nimwegen stellte der Heidelberger Medailleur Johannes Linck vermutlich nicht im Auftrag des Kurfürsten Carl Ludwig von der Pfalz her, sondern in Eigenregie. Auf der Vorderseite ist die Friedensgöttin Pax mit einem Ölzweig in der rechten Hand und einem Merkurstab in der linken dargestellt. Die Inschrift erläutert den Anlass für die Prägung dieser Medaille: PAX GERM(aniae) GAL(liae) SVEC(iae), Friede zwischen Deutschland, Frankreich und Schweden. Auf der Rückseite findet sich die Inschrift OPTIMA RERVM - (Der Friede ist) das höchste Gut. Die Segnungen der Friedenszeiten werden durch zwei Hände symbolisiert, die sich umfassen und einen Merkurstab sowie zwei Füllhörner halten. [Matthias Ohm]

Sesterz des Titus mit Darstellung der Annona

Brot und Spiele: Die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung der Millionenstadt Rom mit Getreide aus dem italischen Umland, aus Sizilien oder Ägypten, gehörte zu den Hauptaufgaben der römischen Kaiser. Dementsprechend findet sich seit Nero, besonders dann unter den flavischen Herrschern, eine Personifikation auf Münzen, die mit dem Namen Annona für den jährlichen Ertrag, die umsichtige Vorratshaltung und die gerechte Verteilung von Getreide an das römische Volk steht. Dieser Sesterz des Titus zeigt Annona auf einem Thron sitzend, in der Hand hält sie einen mit dem kostbaren Grundnahrungsmittel gefüllten Sack. Auch wenn auf der Vorderseite der Münze das Porträt des Titus dargestellt ist und sein Name sowie seine Ämter in der Umschrift genannt werden, stammt diese Prägung noch aus der Regierungszeit seines Vaters Vespasian. Dieser erlaubte seinen Söhnen, die er zu seinen Nachfolgern aufbauen wollte, eine eigene Münzprägung noch zu seinen Lebzeiten, was sicher eine gute Methode war, ihr Porträt und ihren Herrschaftsanspruch im Römischen Reich bekannt zu machen. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Frieden von Rijswijk 1697

Mit dem Friedensschluss von Rijswijk wurde im Jahr 1697 der Pfälzische Erbfolgekrieg beendet. Die Medaille des Heidelberger Medailleurs Johannes Linck zeigt auf der Vorderseite eine Frau. Sie kniet betend vor einem Altar, auf dem Waffen verbrennen. Die Sonne sendet ihre Strahlen auf diese Szene, ein Regenbogen - Symbol für den Frieden zwischen Gott und den Menschen nach der Sinnflut - endet hinter dem Altar. Die Inschrift PAX OPTIMA COELI erläutert die Darstellung: Der Friede ist das Beste des Himmels. Im Abschnitt hat Johannes Linck zwischen seinen Initialen eine Friedenstaube platziert. Die Inschrift auf der Rückseite erläutert den Anlass der Prägung: Frieden Zwischen dem Römischen Kaiser dem Reich und Franck Reich Zu Reyswick in Holland XXX OCTOB 1697. [Matthias Ohm]

Dupondius des Domitian mit Darstellung der Virtus

Der Tugendhaftigkeit und vor allem der militärischen Tapferkeit des Kaisers, der VIRTVTI AVGVSTI, ist das Rückseitenbild dieser Bronzemünze gewidmet. Die Personifikation der Virtus erscheint in militärischer Siegerpose, mit Helm, Speer und Dolch; ihr linkes Bein ist auf den erbeuteten Helm eines Feindes gestützt. Seit dem kriegerischen Vierkaiserjahr 68 n. Chr. gehörte Virtus zu den Standardmotiven der kaiserlichen Münzprägung, doch besonders gerne bezog sich Domitian auf diese militärische Tugend. Das Porträt des Kaisers auf der Münzvorderseite ist hier mit einem Strahlenkranz geschmückt, dem typischen Attribut des Sonnengottes Sol. Neben der göttlichen Überhöhung des Herrschers hat dieses Symbol in der Münzprägung vor allem eine praktische Funktion: Es gibt den Doppelwert eines Nominals an, in diesem Fall kennzeichnet es den Dupondius als doppeltes As. [Sonja Hommen]

Medaille auf den Frieden von Rijswijk 1697

Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) bedeutete für die Kurpfalz eine Katastrophe. Von den französischen Heeren unter dem General Ezéchiel de Mélac (1630-1704) wurde das Land verwüstet, Stadt und Schloss Heidelberg wurden 1693 zerstört. Die Medaille auf den Frieden von Rijswijk zeigt auf ihrer Vorderseite unter einer Friedenstaube einen Putto am Schmelzofen und die Friedensgöttin Pax am Amboss. Auf der Rückseite findet sich eine Karte, die das Gebiet zeigt, das während des Pfälzischen Erbfolgekriegs besonders zu leiden hatte: die Kurpfalz zwischen Speyer und Worms. Besonders hervorgehoben sind Heidelberg mit dem Schloss sowie die Festungen Frankenthal und Mannheim. Die begleitende Inschrift lautet: DER FRIED ERBAVET STATT UND LAND DER KRIEG ZERSTÖRT MIT MORD UND BRAND. [Matthias Ohm]

Denar des Claudius mit Darstellung der Constantia

Als Claudius nach der Ermordung seines Neffen Caligula fast gegen seinen Willen zum vierten Kaiser des Römischen Reiches ernannt wurde, war er bereits über vierzig Jahre alt. Aus diesem Grund wirkt sein Bildnis auch weniger jugendlich und energisch als die Porträts seiner Vorgänger und Verwandten aus der julisch-claudischen Dynastie. Sein etwas quadratischer Kopf zeigt stattdessen nahbare, menschlichere Züge, und ebenso sollte auch seine Herrschaft nach den tyrannischen Kaisern Tiberius und Caligula von positiven Tugenden wie Stabilität, Gerechtigkeit und Berechenbarkeit bestimmt werden. Als Botschafterin dieser neuen kaiserlichen Eigenschaften ist auf der Rückseite dieses Denars Constantia, die Personifikation der Beständigkeit, abgebildet. Sie thront auf dem typischen römischen Amtsstuhl, einer so genannten Sella Curulis, und hält ihre rechte Hand scheinbar vor den Mund, als ob sie damit schweigende Zurückhaltung und Selbstbeherrschung darstellen wollte. [Sonja Hommen]

Ansicht der Kunstkammer im Schlossmuseum, Neues Schloss Stuttgart

Die Kunstkammer der württembergischen Herzöge, vormals "Königliches Kunst- und Alterthümercabinett", war bis zur Amtszeit König Wilhelm I. (reg. 1816-1864) in Privatbesitz und diente der Repräsentation des Hauses Württemberg. König Wilhelm machte die Kunstkammer der Öffentlichkeit zugänglich. Ab 1921 wurde das Neue Schloss in Stuttgart als Museum für die Bestände des Schlossmuseums, der "Staatssammlung Vaterländischer Altertümer" und des Heeresmuseums genutzt. Erst nach dem Jahr 1947 wurden alle Sammlungen unter dem Namen "Württembergisches Landesmuseum" im Alten Schloss zusammengeführt. Zu sehen ist hier der elfte Raum der Kunstkammer, der sich im Gartenflügel des Neuen Schlosses befand. Aufgrund der in die Bögen der Wände eingebauten Spiegel wurde er auch als "Spiegelzimmer" bezeichnet. In den Vitrinen wurden Kunstgegenstände aus aller Welt präsentiert, darunter kostbare Becher, Pokale, Dolche und Geschirr,.

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