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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Aureus des Otho mit Darstellung der Securitas

Nur einige Monate des Bürgerkriegsjahres 69 n. Chr. regierte ein heute fast unbekannter Kaiser in Rom: Marcus Salvius Otho ist auf den wenigen Gold- und Silbermünzen, die er während seiner kurzen Regierungszeit prägen lassen konnte, als korpulenter Mann mit kurzer Stirn dargestellt, der als Freund seines Vorgängers Nero angeblich nicht zuletzt dessen ausschweifenden Lebensstil geteilt haben soll. Trotzdem versuchte er, der Bevölkerung, die auf Grund der nach Neros Tod andauernden Machtkämpfe verunsichert war, durch das Versprechen von Sicherheit und Frieden Vertrauen einzuflößen. Das Bildmotiv auf der Rückseite dieser Goldmünze sollte diese Botschaft verbreiten: Die Umschrift nennt die hier dargestellte weibliche Gestalt mit Kranz und Zepter SECVRITAS P(opuli) R(omani), also die personifizierte Sicherheit des römischen Volkes. Doch die Bürgerkriegskämpfe und kurzfristigen Machtwechsel an der Spitze des Staates sollten noch weitergehen, weshalb Otho nicht der letzte Kaiser des Jahres 69 n. Chr. blieb. [Sonja Hommen]

Blick in eine Vitrine der Kunstkammer im Neuen Schloss

Die Kunstkammer der württembergischen Herzöge, vormals "Königliches Kunst- und Alterthümercabinett", war bis zur Amtszeit König Wilhelm I. (reg. 1816-1864) in Privatbesitz und diente der Repräsentation des Hauses Württemberg. König Wilhelm machte die Kunstkammer der Öffentlichkeit zugänglich. Ab 1921 wurde das Neue Schloss in Stuttgart als Museum für die Bestände des Schlossmuseums, der "Staatssammlung Vaterländischer Altertümer" und des Heeresmuseums genutzt. Erst nach dem Jahr 1947 wurden alle Sammlungen unter dem Namen "Württembergisches Landesmuseum" im Alten Schloss zusammengeführt. Der elfte Raum der Kunstkammer befand sich im Gartenflügel des Neuen Schlosses. Er beherbergte kostbare Kunstgegenstände aus aller Welt. In dieser Vitrine wurden vier Doppelkopf-Pokale, auch Maserbecher genannt, ausgestellt, die sich noch heute im Besitz des Landesmuseums Württemberg befinden. [Stephanie Kuch]

Denar des Caligula mit Darstellung des Germanicus

Antike Autoren beschreiben Caligula als einen der tyrannischsten Kaiser Roms, der von körperlicher Hässlichkeit gewesen sein soll und dessen brutale Willkürherrschaft geistigen Irrsinn erkennen ließ. Mit diesem negativen Urteil im Hintergrund wurde von der älteren Forschung das Porträt dieses Herrschers betrachtet und in dem hageren Gesicht mit den eigenwilligen Zügen eine krankhafte Physiognomie ausgemacht. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass Caligula selbst oder in seinem Sinne handelnde Beamte seine Bildnisse autorisierten, die in Form von festgelegten Porträttypen den römischen Künstlern als verbindliche Vorlage dienten. Auch das Porträt auf der Vorderseite dieses Denars wurde vom Stempelschneider nach einer Vorgabe aus dem Kaiserhaus angefertigt. Interessant ist dabei das ebenfalls etwas langgestreckt wirkende Abbild des Germanicus, Vater des Caligula, auf der Rückseite, was auf eine absichtlich betonte verwandtschaftliche Ähnlichkeit der beiden schließen lässt. [Sonja Hommen]

Elfenbein-Tödli, 1600

Der kunstvoll geschnitzte Anhänger aus Elfenbein zeigt auf den vier gestalteten Seiten das Gesicht eines jungen Mädchens, das einer Frau, einer Toten und einen Totenschädel. Die Darstellung der verschiedenen Lebensalter schildert eindrücklich die Vergänglichkeit des Lebens. Ursprünglich war die kleine Elfenbeinschnitzerei wohl Teil eines Rosenkranzes. Als charakteristisches memento-mori-Motiv führte sie dem Gläubigen im Gebet die eigene Sterblichkeit vor Augen. Vermutlich sorgte nicht nur das wertvolle Material Elfenbein, sondern auch die handwerkliche Schnitzkunst auf kleinstem Format dafür, dass die Vierkopfgruppe in die Kunstkammer der württembergischen Herzöge einging. [Maaike van Rijn]

Denar des Augustus mit Darstellung der Caesares Gaius und Lucius

Zur Zeit des ersten Kaisers Augustus war Rom nicht die einzige Prägestätte für römisches Geld. Auch in einigen Provinzstädten des Reiches, zum Beispiel in Kleinasien oder Spanien, wurden im Namen des Herrschers Münzen geschlagen. Lugdunum, das heutige Lyon in Frankreich, war auf Grund seiner Lage in der Nähe der in Gallien und Germanien stationierten Truppen, die von hier aus ihren Sold empfingen, ein besonders wichtiger Prägeort. Aus Lugdunum stammt auch dieser Denar, welcher auf der Vorderseite das für diese Münzstätte typische Augustus-Porträt zeigt. Das alterslose Abbild des ersten Kaisers unterlag keiner chronologischen Veränderung, sondern unterschied sich stattdessen von Prägeort zu Prägeort. Ab 11 v. Chr. wird der Herrscher auf Münzen aus Lugdunum nicht mehr barhäuptig, sondern mit dem Lorbeerkranz dargestellt, wie es in Zukunft für römische Kaiserdarstellungen üblich werden sollte. Die Rückseite des Denars trägt das verbreitetste und häufigste Münzmotiv des ersten Jahrhunderts n. Chr.: Die Enkel und auserkorenen Nachfolger des Augustus, Gaius und Lucius Caesar, werden hier in der Toga virilis, mit Schild, Speer und den Attributen ihrer Priesterämter dargestellt. Doch nur wenige Jahre nach ihrer Ernennung zu jugendlichen Principes (PRINC(ipes) IVVENT(utes)) starben beide kurz nacheinander. [Sonja Hommen]

Elfenbein-Tödli, 1504

Auf der einen Seite zeigt dieses Totenköpfchen das Gesicht eines toten Mannes, auf der anderen Seite einen Schädel, dem eine Eidechse in den Mund und eine Spinne, Schlange und ein Käfer auf der Stirn krabbeln. Das Köpfchen ist sehr detailreich und anatomisch genau ausgearbeitet. Vollständig durchbohrt ist er wohl in eine Kette oder Rosenkranz integriert gewesen. Das kleine Schriftband darauf trägt die Inschrift vado mori al hernach, was so viel wie „ich werde sterben und alle nach mir“ bedeutet und auf die Vadomori-Gedichte zurück geht, in denen Vertreter verschiedener Stände sich zur Sterblichkeit des Menschen äußern. Solche Stücke fanden sich in vielen europäischen Kunstkammern als typische Varianten der Memento-Mori-Tradition und zeugen zugleich von der Faszination an der Anatomie im 16. Jahrhundert. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Medaille von Leonardo Benvenuti auf Papst Paul V. und die Acqua Paola, 1614

Auch Papst Paul V. ließ während seines Pontifikats die alten römischen Wasseranlagen erneuern. Bereits 1605, im Jahr seiner Wahl, gab er den Auftrag, die Aqua Traiana, im Jahr 109. n. Chr. durch Kaiser Trajan angelegt, instand zu setzen. Nach erfolgreicher Erneuerung der Wasserleitung ließ er sie – nach seinem Papstnamen – in Acqua Paola umbenennen. Nach über tausend Jahren konnte der Vatikan wieder mit Trinkwasser aus den Sabatiner Bergen versorgt werden. Auf dieses Ereignis prägte Leonardo Benvenuti 1614 die vorliegende Medaille. Auf ihrer Rückseite scheint sich ein Aquädukt regelrecht bergan durch die Landschaft zu schlängeln. Im Vordergrund ist links ein befestigtes Tor zu sehen. Die Vorderseite ziert das Porträt des Papstes Paul V. im Profil nach links, barhäuptig und in das Pluviale gekleidet. Die Umschrift benennt seinen Namen und Titulatur. [Lilian Groß]

Elfenbein-Tödli, Ende 15. Jahrhundert

Der kleine aus Elfenbein geschnitzte Doppelkopf zeigt auf der einen Seite das Gesicht eines toten Mannes mit geöffnetem Mund und leicht heraushängender Zunge und auf der anderen Seite einen von Würmern, Kröten und anderem Ungetier durchzogenen Totenkopf. Vollständig durchbohrt ist dieses Stück womöglich als Anhänger einer Gebetsschnur verwendet worden, der sockelartige Abschluss macht aber auch die Verwendung als Knauf oder Kabinettstück auf kleinem Holzsockel denkbar. Solche Doppelköpfe waren in den Kunstkammern und privaten Sammlungen des frühen 16. Jahrhunderts überaus beliebt. Für die Kunstkammer ist gerade die Kombination aus handlichem Kunstwerk zum Anfassen, anatomischer Genauigkeit und brisantem Stoff um Leben und Sterben interessant, die vielfältigen Gesprächsstoff lieferte. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Medaille von Giovanni Hamerani auf Papst Innocenz XII. und die Vollendung des...

Die römische Kurie verfügt über drei Gerichtshöfe: den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur, die Römische Rota und die Apostolische Pönitentiarie. Seit 1696 sind sie alle im Palazzo Montecitorio unter einem Dach vereint. Unter Papst Innocent X. wurde der Bau 1650 begonnen. 45 Jahre später, unter Papst Innocent XII., konnte das Gerichtsgebäude vollendet werden. Auf die Fertigstellung prägte Giovanni Hamerani ein Jahr später diese Medaille. Die Rückseite zeigt die dreigeschossige Fassade des Palazzo Montecitorio, auf dem gleichnamigen Platz davor tummeln sich Passanten und Pferdefuhrwerke. Die Umschrift lautet IVSTITIÆ ET PIETATI - mit der Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Auf der Vorderseite ist Papst Innocenz XII. im Profil nach rechts abgebildet, bekleidet mit Pluviale und Tiara. [Lilian Groß]

Elfenbein-Tödli, um 1520

Auf der einen Seite wie die Porträtbüste einer hübschen jungen Frau aussehend, überrascht der kleine Doppelkopf aus Elfenbein auf seiner anderen Seite mit dem Antlitz eines Totenschädels. Auf kleinstem Format sind mit großer Genauigkeit winzige Details wie der Kopfschmuck des Mädchens herausgearbeitet, so dass die Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens im Sinne eines memento mori dem Betrachter plastisch und naturgetreu entgegenblickt. Ursprünglich war die kleine Elfenbeinschnitzerei wohl Teil eines Rosenkranzes. Rosenkränze schmückte man vom 14. bis 16. Jahrhundert nicht selten mit solchen Anhängern. [Maaike van Rijn]

Medaille von Gasparo Mola auf Papst Urban VIII. und den Bau der Kirche St....

Papst Urban ließ zu Ehren des Heiligen Caius an der Via Pia eine Kirche errichten. Caius war 283-296 selbst Papst von Rom und Onkel der Heiligen Susanna. Die ursprüngliche Kirche für Caius wurde auf seinem Amtssitz errichtet und war im 17. Jahrhundert so stark verfallen, dass Urban VIII. ein komplett neues Gotteshaus errichten ließ, das 1880 dem Bau des Verteidigungsministeriums weichen musste. 1635 schuf Gasparo Mola die Medaille auf die Fertigstellung der Kirche. Auf der Rückseite ist die zweigeschossige Fassade abgebildet, gut erkennbar sind die Voluten und Giebel. Die Umschrift DENVO EXAEDIFICATA – nun ist der Aufbau wieder vollendet – bezieht sich auf die Neuerrichtung des Gotteshauses. Auf der Vorderseite ist das Porträt des Papstes Urban VIII. im Profil nach rechts zu sehen. Die Umschrift gibt Namen und Titulatur wieder. [Lilian Groß]

Chopine (Stelzschuh)

Die Chopine ist ein hoher Stelzenschuh, der vor allem im Venedig der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts populär als ein Aufsehen erregender Schuh gewesen ist, den vor allem Kurtisanen, gestützt von unerlässlichen Dienerinnen, trugen. Sie hat eine hohe, vorn und hinten in einem schmalen Grad auslaufende Stelze, die auf einer spatenförmigen Laufplatte liegt und ist mit Durchbruch- und Punktdekor verziert. Bei diesem Exemplar handelt es sich um ein ungetragenes Einzelstück, welches in den Kunstkammerinventaren des frühen 18. Jahrhunderts schon mit dem Paar Chopinen WLM 14538 a,b als Gruppe behandelt wird. Daher kann davon ausgegangen werden, dass es sich von Anfang an um Sammlerstücke handelte, die wie an vielen anderen Höfen, auch dazu dienen, die Mode als kulturhistorischen Wert zu erfassen. [Rainer Y, Marlene Barth]

Medaille von Gasparo Mola auf Papst Urban VIII. und die Befestigungsanlagen der...

Die ursprünglich als Mausoleum erbaute Engelsburg wurde im Laufe der Zeit von verschiedenen Päpsten zur Kastellburg umgebaut. So ließ Papst Urban VIII. den Befestigungsgürtel verstärken und stattete die Engelsburg mit modernen Kanonen aus. Die Medaille von Gasparo Mola zeigt auf der Rückseite die Burg mit den neugebauten Bastionen und den verstärkten Außenwerken. Die Umschrift: INSTRVCTA MVNITA PERFECTA – nun ist die Festung vollkommen geschützt – bezieht sich auf das befestigte Bauwerk. Die Vorderseite ziert das Abbild Papst Urbans VIII., barhäuptig, nach rechts gewandt und im geistlichen Ornat gekleidet. Die Umschrift nennt Namen und Titel des Dargestellten. [Lilian Groß]

Astrologische Medaille

Auf Vorder- und Rückseite ist die besondere Stellung der Gestirne am 10. Dezember 1603 im Tierkreiszeichen Schütze illustriert. An diesem Tag gab es zwei Konjunktionen: zum einen die relativ häufige von Sonne und Venus, zum anderen die Konjunktion von Merkur, Jupiter und Saturn, die nur alle 60 Jahre vorkommt. Auf ihrer Vorderseite zeigt die Medaille Chiron, der nach der antiken Mythologie als Sternbild Schütze (Sagittarius) an den Himmel versetzt wurde, auf der Rückseite finden sich die Zeichen der fünf "Planeten" und das Tierkreiszeichen Schütze. Der Medaille wurde mit einer aufwendigen Einfassung versehen, die oben eine Öse aufweist. So konnte sie an einem Band um den Hals gelegt werden. [Matthias Ohm]

Medaille von Giacomo Antonio Moro auf Papst Paul V. und die Mariensäule vor...

Auf der Vorderseite dieser, 1641 von Giacomo Antonio Moro hergestellten Medaille ist Papst Paul V. im Profil nach rechts, gekleidet in geistlichem Ornat dargestellt. Sowohl das Pluviale als auch die große Schließe werden von einer Darstellung Jesu mit dem Kreuz geziert. Die Umschrift gibt Name und Titulatur des Papstes wieder. Auf der Rückseite ist die 14,3 Meter hohe Mariensäule zu sehen. Sie steht vor der Basilika Santa Maria Maggiore, einer der vier Papstbasiliken und einer der sieben Pilgerkirchen Roms. Die Umschrift PRO TVI NOMINIS GLORIA – zu Ehren Deines Namens – bezieht sich auf die Gottesmutter. Die Säule ist die einzig erhaltene der ursprünglich acht Cipollinosäulen und stand ursprünglich in der Maxentiusbasilika am Forum Romanum. Paul V. ließ sie an ihren jetzigen Standort auf der Piazza S. Maria Maggiore umsetzen – und auf dieses Ereignis Medaillen prägen. [Lilian Groß]

Astrologische Medaille

Die Medaille gehörte zur Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt. Im "Cimeliarchium", im Katalog der "Neuenstädter Sammlung" vom Beginn des 18. Jahrhunderts, ist diese Medaille nicht - wie sonst üblich - mit einem Text beschrieben. Vielmehr wurde stattdessen nur die Darstellung der Vorderseite abgebildet. Sie erinnert an die Konstellation der Gestirne am 30. August 1612, eine Konjunktion von Sonne und Jupiter, zu der Mars im Quadrat stand. Die Zeichen dieser drei Himmelskörper finden sich - zusammen sich mit der Jahreszahl - auf der Vorderseite der Medaille. Die Rückseite zeigt den Kriegsgott Mars, der Helm und Waffen abgelegt hat. [Matthias Ohm]

Medaille von Giacomo Antonio Moro auf Papst Paul V. und das Vatikanische Tor,...

Diese Medaille zeigt auf der Vorderseite Papst Paul V., der von 1605 bis 1621 amtierte, im Porträt nach rechts. Barhäuptig, gekleidet in das Pluviale. Die Umschrift benennt Namen und Titulatur. Auf der Rückseite ist eine reich verzierte Eingangstür zu sehen, darüber eine große Uhr. Es handelt sich um den Uhrenturm (Orologio) über dem Eingangstor zum Vatikan. Im Hintergrund ist der Apostolische Palast zu erkennen. Die Umschrift PALATII VATICANI PORTA RESTITVTA – die wiederhergestellte Pforte des vatikanischen Palastes – verweist auf die Bautätigkeiten des Papstes, der wohl unter anderem den Eingangsbereich des Vatikans wiederherstellen ließ. [Lilian Groß]

Medaille mit Zahlenquadrat und okkulten Zeichen

Die Medaille stammt aus der "Neuenstädter Sammlung" von Herzog Friedrich August (1654-1716) aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt. Die Bestände der Neuenstädter Sammlung sind in einem 139 Seiten starken Katalog dokumentiert, im 1710 erschienenen "Cimeliarchium". Die Inschrift auf beiden Seiten der Medaille nennt den Text von Psalm 51,8: Ecce enim veritatem dilexisti: incerta et occulta sapientiae tuae manifestasti mihi - Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, im Geheimen lehrst du mich Weisheit. Der Text wird von den Namen der Erzengel Ariel, Gabriel, Raphael und Sealtiel sowie einer Vielzahl okkulter Zeichen, darunter ein Pentagramm, ein Hexagramm und ein magisches Zahlenquadrat, begleitet. [Matthias Ohm]

Medaille von Nicolo de Bonis auf Papst Sixtus V. und die Piazza del Popolo, 1589

In Rom, in der Mitte der Piazza del Popolo, steht der Obelisco Flaminio, der zweitälteste und zweitgrößte Obelisk aus Ägypten. Der Obelisk wurde 1200 v. Chr. von Ramses II. vollendet, von Augustus 10 v. Chr. nach Rom gebracht und im Circus Maximus aufgestellt. Dort befand er sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Papst Sixtus V. ließ 1589 den Obelisken auf die Piazza umsetzen. Zusätzlich ritzte er an der Spitze sein Wappen ein – drei Berge, gekrönt von einem Stern. Auf die Umsetzung prägte Nicolo de Bonis die Medaille. Die Rückseite zeigt den Obelisk an seinem neuen Standort vor der Porta de Popola, links ist die Kirche Sankt Maria del Popolo zu erkennen. Auf der Vorderseite ist Papst Sixtus V. im Profil nach links dargestellt. [Lilian Groß]

Eine Medaille aus "alchemistischem Gold"

Die württembergische Nebenlinie Mömpelgard endete im Jahr 1723 mit dem Tod von Herzog Leopold Eberhard. Die Kunstwerke, die in Mömpelgard aufbewahrt waren, fielen an die Hauptlinie und gelangten 1723 in die Stuttgarter Kunstkammer. Sie wurden in einer 168 Positionen umfassenden Liste dokumentiert, in der "Consignation von denen Mömpelgardtischen Antiquitäten". Dort wird die Medaille beschrieben als "Ein Müntz von Alchemistischem Gold, rund mit einem Löwen auf dem Altar und einem Henkel". Diese Medaille besaß ehemals zwei Ösen, von denen die obere bereits 1741 abgebrochen war, da die "Consignation" nur von einem Henkel schreibt. Die Ösen dienten vermutlich dazu, die Medaille als Talisman an der Kleidung zu befestigen. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Julius II. und den Hafen von Civitavecchia, 1508

Die Hafenanlage des Städtchens Civitavecchia in der Nähe Roms wurde als Kriegshafen des Kirchenstaates wiederholt aufgerüstet So ließ Papst Julius II. 1508 den Grundstein für ein neues Kastell legen und auf diesen Anlass eine Medaille prägen. Auf der Rückseite ist der Hafen dargestellt, auf dem Meer sind drei Schiffe zu erkennen. Am linken Ufer pflanzen Menschen Bäume. Im Hintergrund erhebt sich die Befestigungsanlage mit Mauer und Kastell. Deutlich hervorgehoben sind die vier geplanten Bastionen. Die Umschrift PORTVS CENTVM CELLÆ, bezieht sich auf den Hafen und gibt den alten Namen der Stadt wieder: Centumcellae. Die Vorderseite zeigt ein Porträt Papst Julius II., barhäuptig, im geistlichen Ornat gekleidet, blickt er im Profil nach links. [Lilian Groß]

Medaille auf Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz

Die Inschriften auf Vorder- und Rückseite der Medaille nennen die Titel des Dargestellten. Friedrich IV. wird nicht nur als PFALTZGRAVE BEY RHEIN und HERTZ(og) IN BEYERN bezeichnet, es werden auch seine Würden im Reich genannt: DES H(eiligen) RO(emischen) R(eichs) ERTZTR(uchsess) VND CHVRF(ürst). Die Rückseite zeigt die kurpfälzische Wappendreiheit mit dem pfälzischen Löwen, den bayerischen Rauten und einen Schild mit dem Reichsapfel. [Matthias Ohm]

Modell eines Fuhrwerks, möglicherweise zur Landvermessung

Die genaue Funktionsbestimmung dieses Fahrzeugmodells ist nicht geklärt. Erkennbar ist, dass das dreirädrige Fahrzeug von einem Zugtier gezogen wird. Die dazu notwendige Deichsel ist zwar nicht erhalten, die Aufnahme dazu am Vorderwagen aber eindeutig. Die Vorderachse ist einrädrig, das Fahrzeug also sehr wendig in Kurven. Zwei Sitze sind vorhanden, ein einzelner Sitz über dem Drehpunkt des Vorderrads und ein Doppelsitz ganz hinten am Wagen. Ein langes Seil, das von der Vorderachse ganz nach hinten führt deutet darauf hin, dass die Lenkung vom hinteren Doppelsitz aus geschah. Allerdings ist die Sicht dort durch den in der Mitte montierten Schild eingeschränkt. Auch ist das Seil (heute) an den Ösen der Vorderachse festgeknotet, eigentlich müsste es als Leitseil durchgeführt sein und bis zu den angespannten Zugtieren reichen. Doch das kann ja später zur Sicherung oder aus Unverständnis geschehen sein. Die Hinterachse hat in Fahrtrichtung rechts ein Hohltriebzahnrad, in das zur Übertragung der Kraft auf die große Trommel ein Zahnrad eingreift. So wird die Umdrehung des Rades – sofern die These stimmt, dass es sich um ein Fahrzeug zur Landvermessung handelt - in vergrößertem Maßstab auf die Trommel übertragen und dort gut ablesbar. Man konnte also bequem und exakt auf Überlandfahrten die gefahrene Strecke messen. Wackeliger wird die These bei der Funktion des Schildes in der Fahrzeugmitte, das durch die Schlitze möglicherweise Hilfsmittel zur Höhenbestimmung hatte. Auch der Nutzen der Riemenscheiben auf der linken Fahrzeugseite ist nicht klar, denn eine Doppelung der Kraftübertragung gibt keinen Sinn, sie würde eher die Kurvenfahrten erschweren. [Frank Lang]

Modell einer Schutzkonstruktion für Brücken

Eine Fachwerkkonstruktion bildet auf einem dreieckigen Grundriss ein stabiles Bollwerk, das von den Inventarisatoren um 1850 als Modell eines Eisbrechers bei Brücken, also zum Schutz der Brückenpfeiler vor Eisschollen vermutet wurde. Die Fachwerkkonstruktion steht bei dem Modell auf einem Grundbrett; eingebaut in einem Fluss müssten die senkrechten Stützen tief ins Flussbett eingerammt sein. [Frank Lang]

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