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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Sesterz Gordians II. mit Darstellung der Virtus

Anlass zu dieser Prägung waren wohl die Feldzüge Gordians II. gegen den Statthalter von Numidien, Capelianus, der den neuen Kaiser Gordian I. mit seinem Sohn als Mitregenten nicht als Herrscher anerkennen wollte. Beide waren gegen ihren Willen vom Senat zu Regenten ernannt worden, nachdem Maximinus Thrax von den Rheinlegionen zum Kaiser erhoben worden war. Das die Ernennung durch den Senat und die kurze Regierungszeit der beiden Regenten militärisch geprägt waren, spiegelte sich auch in der Münzprägung wider: Die Göttin Virtus, Personifikation der Tapferkeit, ist hier in voller Rüstung mit Helm, Speer und Schild dargestellt. Sie verkörpert damit den Mut des Herrschers, sie ist damit äußerlich kaum von Darstellungen der Göttin Roma zu unterscheiden; lediglich durch die Umschrift VIRTVS AVGG(ustorum) kann sie eindeutig identifiziert werden. [Frederic Menke]

Die "Ludwigsburger Weltmaschine" von Philipp Matthäus Hahn

Diese erste seiner großen Weltmaschinen lieferte Philipp Matthäus Hahn 1769 in die Ludwigsburger Residenz Herzog Carl Eugens von Württemberg. Das ursprüngliche, reich verzierte Gehäuse im Stil des Rokoko wurde bereits um 1820 durch ein schlichteres in klassizistischen Formen ersetzt, von dem heute wiederum nur noch der Uhrenkasten und die beiden Säulenstümpfe im Original erhalten sind. Auf diesen ruhen Modelle der beiden zur Zeit Hahns konkurrierenden Weltsysteme, das ptolemäische mit der Erde im Zentrum und das heliozentrische System nach Kopernikus. Dazu kommen im Uhrenkasten Zifferblätter für Stunden, Minuten und Sekunden sowie für Monate, Monatstage und Wochentage. Das unterste Zifferblatt zeigt einen Weltzeitzähler, der vergangene und zukünftige Ereignisse innerhalb der auf 7777 Jahre berechneten Weltdauer anzeigt. Grundlage für diese Berechnung waren Zeitangaben der Bibel.

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung des Mars

Mars als Gott des Krieges findet sich auf den Prägungen der römischen Kaiser vor allem in Zeiten militärischer Konflikte, da man das Kriegsgeschick von der Gunst des Gottes abhängig machte. Umso erstaunlicher ist die Verwendung des gerüsteten Mars auf dieser Prägung aus dem Jahr 227, lange vor den ersten Feldzügen Severus Alexanders. Außenpolitisch geriet Alexander aber schon früher in Konflikt mit dem neugegründeten Sassanidenreich, dass sich in den 220er Jahren in Richtung des Imperium Romanum ausdehnte. Die sassanidischen Herrscher sahen sich in der Tradition der Achäminiden, deren Reich die vorderasiatischen Provinzen Roms umfasst hatte. Dieser Herausforderung begegnete Severus Alexander zunächst, indem er auf diplomatischem Wege an die Siege Roms gegen die Parther und Perser erinnerte. Auch die von ihm ausgegebenen Münzen nutzte er zu diesem Zweck: Der Gott Mars hat in dieser Darstellung ein Tropaion geschultert, ein aus Rüstzeug gefallener Feinde bestehendes Siegessymbol. [Frederic Menke]

Rechenmaschine

Ab 1770 arbeitete der württembergische Pfarrer, Theologe und Konstrukteur Philipp Matthäus Hahn an einer Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten. Mechanische Rechenmaschinen wurden seit dem 17. Jahrhundert, also einer Zeit in der Steuererhebungen, Landvermessung und astronomische Berechnungen intensiviert wurden, konstruiert. Doch erst mit der Rechenmaschine Hahns konnten Addieren, Subtrahieren, Dividieren und Multiplizieren in einer Maschine präzise ausgeführt werden. Die runde, elfstellige Rechenmaschine besteht aus einem Einstellwerk mit Stellstäbchen und daran gekoppelten Staffelwalzen sowie einer zentralen Kurbel mit Zählwerken. Sie ist im Uhrenkeller im Alten Schloss ausgestellt.

Denar des Severus Alexander mit Darstellung der Pax

Diese Prägung Severus Alexanders entstand wohl im Zusammenhang mit den sich anbahnenden Konflikten gegen das Sassanidenreich, dessen Expansion nach Westen die römischen Grenzen bedrohte. Im Gegensatz zu den früher geprägten Aurei mit Darstellung des siegreichen Gottes Mars wählte Alexander für dieses Stück ein anderes Bildprogramm: Auf seiner Rückseite zeigt die Münze die Göttin Pax mit wehenden Gewändern nach links, sie hält einen Olivenzweig vor sich gestreckt und ein Zepter in der Armbeuge. Ihr Eilen über das Münzbild verdeutlichte, dass nur göttliches Eingreifen den Krieg beenden konnte, und wie sehr von römischer Seite der Frieden herbeigesehnt wurde. Ein großer Teil des römischen Heeres war durch die ständige Bedrohung durch die Germanen in Europa gebunden, wodurch die Grenzen in Kleinasien nicht ausreichend gesichert werden konnten. Die Folge waren mehrere Einfälle der Sassaniden in die römischen Provinzen bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. [Frederic Menke]

Spielbrett

Auffällig in seinem individuellen Charakter ist das farbenprächtige, mit Zinn, Perlmutt und bemaltem Horn reich intarsierte Spielbrett, das in der Mitte zusammenzuklappen ist. Innen trägt es einen Tric-Trac-Plan, außen ein Feld für das Dame- und Schachspiel. Vier Reserven auf der Rahmung zeigen Männer beim Kegeln, Würfeln und Kartenspielen. Ein ähnliches Brett und ein signierter Tisch im Kirchberger Kunstkabinett des Grafen Joachim Albrecht von Hohenlohe-Langenburg, heute auf Schloss Neuenstein, sichern die Zuschreibung an den Kunsttischler Johann Daniel Sommer aus Künzelsau. Wahrscheinlich hat er die französische Mode der Metall- und Schildpattintarsie auf Gesellenwanderschaft in Paris kennen gelernt. Das Spielbrett ist im Alten Schloss ausgestellt.

Sesterz des Severus Alexander mit Darstellung der Annona

In der römischen Religion war Annona die Personifikation der öffentlichen Getreideversorgung der Stadt Rom. Als solche ist sie eng mit der Göttin Ceres verbunden. Annona symbolisierte neben Reichtum und Überfluss des Römischen Reiches vor allem die Fähigkeit des Herrschers, sein Volk zu versorgen. So wurde sie in der Propaganda fast aller Kaiser verwendet und, wie auf diesem Sesterz, mit dem Zusatz AVGVSTI versehen, um zu unterstreichen, wem die Getreideversorgung zu verdanken war. Ikonografisch ist Annona von den Göttinnen Ceres oder Abundantia nur schwer zu unterscheiden, mit denen sie Attribute wie Kornähre oder Füllhorn teilt. Lediglich der auf dieser Münze dargestellte Modius, ein Volumenmaß, über das die Göttin hier die Kornähre hält, erleichtert die Identifikation. Seit augusteischer Zeit hatten etwa 200.000 römische Bürger Anspruch auf 5 Modii Getreide im Monat, was etwa 33 Kilogramm entsprach und für die Ernährung von zwei Erwachsenen reichte. [Frederic Menke]

Anhänger mit dem Porträt Herzog Johann Friedrichs

Der achteckige Topas ist aufwendig als Anhänger gefasst und zeigt das Porträt Herzog Johann Friedrichs von Württemberg (1582–1628). Der Herzog trägt einen Harnisch und darüber einen auf der rechten Schulter geknoteten Mantel sowie einen hohen Kragen mit breitem Überschlag. Büste, Kopf und Gesicht sind sehr ausgewogen proportioniert und plastisch herausgearbeitet. Die Details sind sehr fein und exakt wiedergegeben. Die Haut ist matt, Haarpartien und der Hintergrund sind auf Hochglanz poliert. Vielfach wurde versucht, dieses Stück dem Stuttgarter Hofsteinschneider Johann Kobenhaupt (†1623) zuzuschreiben. Auch ohne eine solche Zuweisung ist der Kameo herausragend in Qualität und Material und zudem äußerst aufwendig und kostbar gefasst. Er wird unter den Pretiosen der Kunstkammer eine besondere Stellung eingenommen haben. [Marc Kähler]

Sesterz des Septimius Severus mit Darstellung der Victoria

Aus den ersten Monaten der insgesamt achtzehnjährigen Regierungszeit des Septimius Severus stammt dieser Sesterz. Nach der Ermordung des Commodus 193 n. Chr. konnten sich dessen direkte Nachfolger nur wenige Monate im Amt halten, und der aus Afrika stammende Statthalter von Pannonien ließ sich während dieses unruhigen Jahres von seinen Soldaten zum neuen Kaiser ausrufen. In der Anfangszeit der Münzprägung des Septimius Severus kommt deutlich das Bedürfnis nach Legitimation seiner Herrschaft zum Ausdruck, die er hauptsächlich auf seine militärische Stärke gründete. Die Göttin Victoria, die der Kaiser hier auf der Rückseite dieser Bronzemünze darstellen ließ, kündete von seinen Erfolgen als Heerführer und sollte ihm auch in Zukunft den Siegerkranz überreichen: In den folgenden Jahren konnte er sich gegen seine beiden Gegenkaiser Pescennius Niger und Clodius Albinus als alleiniger Herrscher des Römischen Reiches durchsetzen. Seine frühen Münzporträts zeigen ihn als energischen Feldherren mit kurzgeschnittenem Bart, der sich, wie in der Umschrift zu lesen ist, nach seinem Vorgänger PERT(inax) nannte, um auch von dynastischer Seite seinen Machtanspruch zu bekräftigen. [Sonja Hommen]

Sesterz des Geta mit Darstellung einer Opferszene mit Flötenspieler

Bereits in den ersten Jahren seiner Regierungszeit versuchte Kaiser Septimius Severus, seine beiden Söhne als Nachfolger zu etablieren, wobei er zu diesem Zweck nicht zuletzt Münzen als effektive Nachrichten- und Bildträger nutzte. Geta, nur wenige Jahre jünger als sein ältester Bruder Caracalla, wurde 198 n. Chr. zum Caesar ernannt und zehn Jahre später zum Augustus und Mitregenten erhoben, weshalb sich Caracalla dann nach dem Tod des Septimius Severus 211 n. Chr. die Herrschaft über das Römische Reich widerwillig mit dem jüngeren Bruder teilen musste. Im Sinne dieser vom Vater forcierten Gleichberechtigung und Kollegialität sieht man die beiden Kaiser auf der Rückseite dieser Bronzemünze einträchtig rechts und links von einem Dreifuß stehen, an dessen Feuer sie gemeinsam opfern. Interessant ist auf diesem Bild die dritte Person in der Mitte, bei der es sich um einen Musiker mit einer Doppelflöte handelt, der die feierliche Szene begleitet. Trotz der hier zur Schau gestellten Eintracht der Brüder wurde schließlich Geta von Caracalla gewaltsam aus dem Weg geräumt. [Sonja Hommen]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Roma

Kaiser Septimius Severus legte trotz oder gerade wegen seiner afrikanischen Abstammung und der Ehe mit der syrischen Julia Domna großen Wert auf die Betonung römischer Traditionen und die Würdigung der ruhmreichen Hauptstadt Rom, was auch in seiner Münzprägung zum Ausdruck kommt. Auf diesem Denar ist die Göttin Roma in militärischer Rüstung, mit umgedrehtem Speer und einer kleinen geflügelten Victoria zu sehen. Die so dargestellte Wehr- und Sieghaftigkeit der Personifikation Roms verrät einiges über das Selbstverständnis des Reiches, und der als erfolgreicher Feldherr an die Macht gelangte Septimius Severus erscheint so als passender Herrscher. Sein Münzbild erfuhr während seiner langen Regierungszeit einige Veränderungen und Entwicklungen, wobei das Porträt auf der Vorderseite dieses Denars aus dem Jahr 205 n. Chr. ihn im reifen Alter mit dem typischen langgezwirbelten, mehrfach gegabelten Bart zeigt. [Sonja Hommen]

Deckelpokal, Anfang 17. Jahrhundert

Rhinoceroshorn war eine begehrte Handelsware. Vor allem Trinkgefäße wurden aus dem exotischen Stoff gefertigt. Der Überlieferung nach sollen daraus hergestellte Gefäße zuverlässig anzeigen, ob das in ihnen gereichte Getränk Gift enthält. Der kleine Deckelpokal, der mit der Sammlung Guth von Sulz 1653 durch Erbschaft an den württembergischen Herzog Eberhard III. fiel, ist eine zierliche Drechselarbeit. Fußrand und Deckel sind mit einer Fassung aus vergoldetem Silber versehen, deren Ornamentik sie ins frühe 17. Jahrhundert datiert. Als Deckelhandhabe und Bekrönung ist dem Pokal eine mächtige Rhinoceros-Statuette aufgesetzt. Der Goldschmied bediente sich dabei als Vorlage eines Holzschnittes von Albrecht Dürer. Der Deckelpokal ist im Alten Schloss ausgestellt.

Aureus des Caracalla mit Darstellung der Victoria

Noch während der Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus wurde sein Sohn Bassianus im Alter von nur zehn Jahren zum Augustus und Mitregenten ernannt. Dessen Geburtsnamen wird man jedoch auf römischen Inschriften und Münzen ebenso wenig finden wie seinen Spitznamen Caracalla, unter dem der junge Augustus bis heute bekannt und berüchtigt ist. In Anknüpfung an die beliebten Kaiser der antoninischen Dynastie führte Caracalla offiziell den Namen Antoninus, wie man auch auf der Vorderseite dieser Goldmünze lesen kann. Seine Porträts wurden zunächst ständig seinem fortschreitenden Alter angepasst, was vor allem an einem zunehmenden Bartwuchs deutlich wird. Dieser Aureus zeigt Caracalla als sechzehnjährigen Jugendlichen, der bereits den kaiserlichen Lorbeerkranz sowie einen Panzer und einen Feldherrenmantel trägt. Auf der Rückseite der Münze findet sich ein Hinweis auf einen wichtigen militärischen Erfolg seines Vaters Septimius Severus, den „größten parthischen Sieg“, der hier von der Göttin Victoria mit dem Beinamen PART(hica) MAX(ima) verkörpert wird. [Sonja Hommen]

Fußschale aus der Werkstatt des Girolamo Miseroni, spätes 16. Jahrhundert

An der Muschelschale hockt ein Monster mit hundeähnlichem Kopf, Flügeln, menschlichen Armen sowie froschähnlichen Hinterbeinen mit Flossen. Die auf eine illusionistische Wirkung geschnittene Schale stammt aus der Werkstatt der angesehenen Steinschneidefamilie der Miseroni. Nach dem Tod von Herzog Leopold Eberhard (1670–1723) aus der Mömpelgarder Linie kam das qualitätvolle Stück in die Stuttgarter Kunstkammer. [Ulrike Andres]

Aureus des Septimius Severus mit Darstellung des Kaisers und seiner Söhne zu...

Die VIRTVS AVGVSTORVM, die Tapferkeit der Kaiser, wird in der Umschrift auf der Rückseite dieser Goldmünze gepriesen. Begleitend dazu sind Kaiser Septimius Severus sowie seine Söhne Caracalla und Geta auf sich aufbäumenden Pferden dargestellt; die Reiter sind mit Lorbeerkranz und Feldherrenmantel bekleidet. Synchron erheben die drei Severer den rechten Arm, als ob sie ihre versammelten Truppen begrüßen wollten. Umschrift und Münzmotiv bringen nicht nur die militärische Tüchtigkeit und Erfahrung der Dargestellten zum Ausdruck, sondern demonstrieren gleichzeitig auch die Bestrebungen des regierenden Kaisers, seine Söhne als Nachfolger zu präsentieren. Bereits 198 n. Chr. verlieh Septimius Severus den kaiserlichen Titel Augustus an Antoninus, genannt Caracalla, 209 n. Chr. erhielt auch dessen Bruder Geta diese Auszeichnung. Deutlicher als mit dieser parallelen Staffelung der drei Reiter im gleichen Gestus hätte man die Etablierung der severischen Dynastie im Münzbild kaum darstellen können. [Sonja Hommen]

Musiktisch, um 1599

Der Musiktisch entstand 1599 im Auftrag Herzog Friedrichs I. von Württemberg (reg. 1593–1608). Er stand ursprünglich an prominenter Stelle im Zentrum der herzoglichen Kunstkammer im Alten Lusthaus. Ausgehend vom württembergischen Wappen im Zentrum werden in acht konzentrischen Kreisen verschiedene Themen dargestellt. Den äußeren Abschluss bildet ein auf Herzog Friedrich abgestimmter Lobgesang, den der aus Cesena stammende Italiener Giuseppe Biffi komponierte und der dem Tisch seinen Namen verlieh. [Christian Breternitz]

As des Caracalla mit Darstellung einer Quadriga

Militärische Themen gehörten zu den bevorzugten Bildmotiven auf Münzen des Kaisers Caracalla. Auf der Rückseite dieser Bronzemünze lässt sich der Herrscher auf einer Quadriga, einem römischen Triumphwagen, darstellen; in den Händen hält er die Zügel des Viergespanns und ein mit dem Symboltier des Jupiter, einem Adler, bekröntes Zepter. Dass Caracalla hier als erfolgreicher Feldherr gezeigt werden wollte, verdeutlicht nicht zuletzt die geflügelte Göttin Victoria, die hinter dem Kaiser im Wagenkasten steht und einen Siegeskranz über seinen Kopf hält. Im Jahr dieser Prägung, 213 n. Chr., kämpften römische Soldaten in Germanien an der nördlichen Grenze des Römischen Reiches; der entsprechende Siegername Germanicus Maximus, den Caracalla nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Feldzugs annahm, findet sich allerdings noch nicht in der Umschrift dieser Münze. [Sonja Hommen] Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer. Vorderseite: Kopf des Caracalla mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Caracalla fährt in einer Quadriga nach rechts. Er hält die Zügel in der linken und ein Adlerzepter in der rechten Hand. Hinter ihm steht Victoria im Wagen und bekränzt ihn.

Stuttgarter Amt

Die oberen zwei Drittel des Gemäldes zeigen aus der Vogelschau das Stuttgarter Amt. Bemerkenswert sind dabei die individuell portraitierten Siedlungen sowie die in Wald, Rebland und offenes Ackerland differenzierte Wiedergabe des Umlandes. Die Darstellung fußt auf Angaben des bedeutenden Kartographen Georg Gadner. Das untere Drittel zeigt eine Ansicht von Stuttgart mit dem Neuen Lusthaus im Vordergrund. Das Gemälde gehörte dort zur Ausstattung des Festsaals. Zusammen mit zwölf anderen Landtafeln zierte es seine Wände und war Teil eines das Haus Württemberg und den Bauherrn Herzog Ludwig verherrlichenden Gemäldezyklus. Es ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Brunnenfigur Greif

Zum Angriff bereit, steht der Greif da, aufrecht, mit ausgebreiteten Flügeln, aufgerissenem Schnabel und vorgestreckten Klauen. Feine Spritzdüsen in Schnabel und Augen lassen vermuten, dass es sich bei der Bronze um eine Brunnenfigur handelt. Wahrscheinlich gehörte sie zu einem der vielen Brunnenspiele in den Stuttgarter Lustgärten oder stand in der Bassinhalle im Erdgeschoss des Neuen Lusthauses. Wahrscheinlich wurde das Stück am Ende des 16. Jahrhunderts in der für ihre hervorragenden Bronzegüsse berühmten Augsburger Werkstatt von Marx Labenwolf d. J. und Hans Reisinger gefertigt, die auch den Wittelsbacher Brunnen in München und den Hirschbrunnen im Hoflustgarten in Wien geschaffen hatten.

Merkur

Das Kerykeion (Heroldstab) in der Hand, läuft Merkur auf den Betrachter zu. Im Gehen wendet er sich nach links, wohin er auch blickt und mit der Linken weist. Merkur gegenüber stand ursprünglich Minerva. Das Paar sprach mit Gesten und Blicken zueinander. Van der Schardt, ein Flame, aber in allen europäischen Kunstzentren zuhause und für die nobelsten Auftraggeber tätig, versucht, mit seiner Figur höchsten Maßstäben zu genügen. In der Körperhaltung gemahnt die Figur an den Apoll von Belvedere und den Merkur Giovanni Bolognas. Das Stück stammt aus der reichsten bürgerlichen Kunstsammlung ihrer Zeit, dem Kabinett des Nürnberger Seidenhändlers Paulus Praun. Es ist im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelbecher aus Elfenbein, 1558

Der glattwandige Elfenbeinbecher in einer konischen, leicht geschweiften Form, ist verziert mit drei silbervergoldeten, schmalen Bändern mit schwarz-weiß emailliertem Muster. Der Deckel besitzt einen pilzförmigen Knauf, der auch mit einem solchen Band verziert ist auf dem oben das Wappenschild mit der Jahreszahl 1558 aufgebracht wurde. Becher dieser Art wurden häufig als „Hofbecher“ bezeichnet und waren gerade in dieser frühen Zeit der Elfenbeindrechselei sehr beliebt. Dieses sonst eher schlichte Stück besticht vor allem durch seine Größe, die auf einen sehr großen, dafür verwendeten Stoßzahn hinweist. Für die Kunstkammer interessant ist dieser Becher daher vor allem durch seine Kombination aus exotischem Material und ungewöhnlicher kunsthandwerklicher Technik. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Pulverflasche

In den Raritätensammlungen von Fürsten und Gelehrten der Renaissance spiegelte sich auch ein aufkommendes Interesse an der Natur. Besondere Aufmerksamkeit galt den bizarren, abartigen Naturformen. Ein Beispiel dafür ist unsere Pulverflasche. Der Behälter besteht aus einem Paar Hummerscheren; der kleineren, jetzt abgebrochenen Greifzange ist eine monströse Knackschere beigegeben, eine groteske Missbildung der Natur. Ihr körnig-steinartiger Scherenpanzer wurde von einem unbekannten Meister in Heilbronn 1569 in einer fein gearbeiteten Silbermontierung gefasst und mit Rankenwerk und Masken dekoriert. Die zwei farbig emaillierten Wappen belegen als Auftraggeber Abt Sebastian II., der von 1557 bis 1583 das Zisterzienserkloster Schöntal an der Jagst regierte. Die Pulverflasche ist im Alten Schloss ausgestellt.

Visierhelm

Neben der Kunstkammer unterhielten die Herzöge in Stuttgart eine Rüstkammer; sie wurde 1611/12 im "Neuen Bau" neu eingerichtet. Die oft bewunderte Sammlung wurde durch den Brand von 1757 fast völlig zerstört. Zu den spärlichen Resten zählt der Turnierhelm. Er besteht aus einer gefluteten Glocke, einem abgetreppen Faltenvisier mit Luftschlitzen, einem Kinnreff und dem Kragen. Die Helmglocke ist mit Riefelstreifen und Zierrillen versehen. Bemerkenswert ist der Wechsel von scharfgratig blanken und verzierten Eisenteilen. Die Ätzmalerei zeigt Groteskenornamente aus Rankenwerk kombiniert mit Masken. Bei deren individuell ausgearbeiteten Gesichtszügen könnte es sich vielleicht um Portraits des Plattners Großschedel und seines Sohnes handeln. Plattner: Wolfgang Großschedel, Ätzmalerei: Ambrosius Gemlich (zugeschrieben) Erworben aus Lotto-Mitteln.

Helm für das Kolbenturnier

Mit seinem riesigen Kopfschutz und dem großen Visier aus dicken Vierkantstäben erscheint der Helm aus dem späten 15. Jahrhundert geradezu monströs. Für den Kopfteil wurde ein hölzerner Mantel mit Eisen verstärkt und mit Leder verkleidet. Sparsame Reste von Vergoldung zeigen an, dass die eherne Wirkung einst durch Dekor gemildert war. Der wichtigste Teil fehlt heutzutage: die Helmzier; denn beim Kolbenturnier galt es, mit einem meist hölzernen Kolben diese oben auf dem Helm befestigte Bekrönung dem Gegner vom Kopf zu schlagen. Kolbenturniere waren im ganzen 15. Jahrhundert beliebt. Das letzte bedeutende Turnier in Deutschland fand 1487 in Worms statt.

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